Magnetpole suchen daher beide abzustoßen und äquatorial zu stellen; außerdem sucht aber auch das Medium entsprechend seiner Polarität den Körper abzustoßen und der Körper müßte sich in Bezug auf die Polvertheilung im Medium zu diesem äquatorial, d. h. in Bezug auf den Magnet axial stellen. Der Körper würde dann in diesem diamagnetischen Medium paramagnetisch erscheinen, obwohl er zu den diamagnetischen zählt. Ob dies eintritt oder nicht, hängt aber selbstverständlich nur von der Größe der magnetischen Kräfte ab, die im Medium und im Körper geweckt werden. Zeigen Körper und Medium gleichen Magnetismus und ist das Medium stärker para- oder diamagnetisch als der Körper, so zeigt sich der Körper in diesem Medium entgegengesetzt magnetisch als in einem Medium, welches schwächer para- oder diamagnetisch ist wie der Körper.
Kugeln aus magnetischen Körpern können zwischen den Polen eines Magnetes keine bestimmte Lage einnehmen, da sie eben nach allen Richtungen hin regelmäßig gestaltet sind und ihre Masse gleichmäßig vertheilt haben. Dreht man jedoch aus
[Abbildung]
Fig. 180.
Elektromagnet nach Ruhmkorff.
gewissen Krystallen Kugeln, so stellen sie sich mit ihrer optischen Axe axial oder äquatorial. Faraday, welcher diese Erscheinung einer Eigenthümlichkeit der betref- fenden Krystalle zuschreibt, nennt sie Magnetkrystallkraft.
Der Magnetismus zeigt auch noch eine andere interessante Beziehung zur Optik; Faraday entdeckte (1847) nämlich, daß ein kräftiger Magnet im Stande ist, die Polarisationsebene durchsichtiger Medien zu drehen. Die Drehung der Posarisationsebene*) kann bequem mit dem in Fig. 180 abgebildeten Appa-
*) Nach der gegenwärtig allgemein angenommenen Theorie besteht das Wesen des Lichtes in transversalen Schwingungen eines Alles durchdringenden, unwägbaren Mediums, des sogenannten Aethers. In einem gewöhnlichen Lichtstrahle schwingt also der Aether in allen möglichen auf die Fortpflanzungsrichtung des Strahles senkrechten Richtungen. Nun giebt es gewisse Mittel, durch welche es gelingt, einen Lichtstrahl derart in zwei Lichtstrahlen zu zer- legen, daß in jedem derselben die Schwingungen nur nach einer Richtung hin stattfinden und daß die Schwingungsrichtung in dem einen dieser Strahlen senkrecht ist auf die Schwin- gungsrichtung im zweiten Strahle. Derartiges Licht nennt man polarisirtes Licht und sagt, die beiden Lichtstrahlen sind durch die in Rede stehende Operation in zwei senkrecht
Magnetpole ſuchen daher beide abzuſtoßen und äquatorial zu ſtellen; außerdem ſucht aber auch das Medium entſprechend ſeiner Polarität den Körper abzuſtoßen und der Körper müßte ſich in Bezug auf die Polvertheilung im Medium zu dieſem äquatorial, d. h. in Bezug auf den Magnet axial ſtellen. Der Körper würde dann in dieſem diamagnetiſchen Medium paramagnetiſch erſcheinen, obwohl er zu den diamagnetiſchen zählt. Ob dies eintritt oder nicht, hängt aber ſelbſtverſtändlich nur von der Größe der magnetiſchen Kräfte ab, die im Medium und im Körper geweckt werden. Zeigen Körper und Medium gleichen Magnetismus und iſt das Medium ſtärker para- oder diamagnetiſch als der Körper, ſo zeigt ſich der Körper in dieſem Medium entgegengeſetzt magnetiſch als in einem Medium, welches ſchwächer para- oder diamagnetiſch iſt wie der Körper.
Kugeln aus magnetiſchen Körpern können zwiſchen den Polen eines Magnetes keine beſtimmte Lage einnehmen, da ſie eben nach allen Richtungen hin regelmäßig geſtaltet ſind und ihre Maſſe gleichmäßig vertheilt haben. Dreht man jedoch aus
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Fig. 180.
Elektromagnet nach Ruhmkorff.
gewiſſen Kryſtallen Kugeln, ſo ſtellen ſie ſich mit ihrer optiſchen Axe axial oder äquatorial. Faraday, welcher dieſe Erſcheinung einer Eigenthümlichkeit der betref- fenden Kryſtalle zuſchreibt, nennt ſie Magnetkryſtallkraft.
Der Magnetismus zeigt auch noch eine andere intereſſante Beziehung zur Optik; Faraday entdeckte (1847) nämlich, daß ein kräftiger Magnet im Stande iſt, die Polariſationsebene durchſichtiger Medien zu drehen. Die Drehung der Poſariſationsebene*) kann bequem mit dem in Fig. 180 abgebildeten Appa-
*) Nach der gegenwärtig allgemein angenommenen Theorie beſteht das Weſen des Lichtes in transverſalen Schwingungen eines Alles durchdringenden, unwägbaren Mediums, des ſogenannten Aethers. In einem gewöhnlichen Lichtſtrahle ſchwingt alſo der Aether in allen möglichen auf die Fortpflanzungsrichtung des Strahles ſenkrechten Richtungen. Nun giebt es gewiſſe Mittel, durch welche es gelingt, einen Lichtſtrahl derart in zwei Lichtſtrahlen zu zer- legen, daß in jedem derſelben die Schwingungen nur nach einer Richtung hin ſtattfinden und daß die Schwingungsrichtung in dem einen dieſer Strahlen ſenkrecht iſt auf die Schwin- gungsrichtung im zweiten Strahle. Derartiges Licht nennt man polariſirtes Licht und ſagt, die beiden Lichtſtrahlen ſind durch die in Rede ſtehende Operation in zwei ſenkrecht
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Magnetpole ſuchen daher beide abzuſtoßen und äquatorial zu ſtellen; außerdem
ſucht aber auch das Medium entſprechend ſeiner Polarität den Körper abzuſtoßen
und der Körper müßte ſich in Bezug auf die Polvertheilung im Medium zu dieſem
äquatorial, d. h. in Bezug auf den Magnet axial ſtellen. Der Körper würde
dann in dieſem diamagnetiſchen Medium paramagnetiſch erſcheinen, obwohl er zu
den diamagnetiſchen zählt. Ob dies eintritt oder nicht, hängt aber ſelbſtverſtändlich
nur von der Größe der magnetiſchen Kräfte ab, die im Medium und im Körper
geweckt werden. Zeigen Körper und Medium gleichen Magnetismus und
iſt das Medium ſtärker para- oder diamagnetiſch als der Körper, ſo zeigt ſich der
Körper in dieſem Medium entgegengeſetzt magnetiſch als in einem Medium, welches
ſchwächer para- oder diamagnetiſch iſt wie der Körper.
Kugeln aus magnetiſchen Körpern können zwiſchen den Polen eines Magnetes
keine beſtimmte Lage einnehmen, da ſie eben nach allen Richtungen hin regelmäßig
geſtaltet ſind und ihre Maſſe gleichmäßig vertheilt haben. Dreht man jedoch aus
[Abbildung Fig. 180.
Elektromagnet nach Ruhmkorff.]
gewiſſen Kryſtallen Kugeln, ſo ſtellen ſie ſich mit ihrer optiſchen Axe axial oder
äquatorial. Faraday, welcher dieſe Erſcheinung einer Eigenthümlichkeit der betref-
fenden Kryſtalle zuſchreibt, nennt ſie Magnetkryſtallkraft.
Der Magnetismus zeigt auch noch eine andere intereſſante Beziehung zur
Optik; Faraday entdeckte (1847) nämlich, daß ein kräftiger Magnet im Stande
iſt, die Polariſationsebene durchſichtiger Medien zu drehen. Die Drehung der
Poſariſationsebene *) kann bequem mit dem in Fig. 180 abgebildeten Appa-
*) Nach der gegenwärtig allgemein angenommenen Theorie beſteht das Weſen des
Lichtes in transverſalen Schwingungen eines Alles durchdringenden, unwägbaren Mediums,
des ſogenannten Aethers. In einem gewöhnlichen Lichtſtrahle ſchwingt alſo der Aether in allen
möglichen auf die Fortpflanzungsrichtung des Strahles ſenkrechten Richtungen. Nun giebt es
gewiſſe Mittel, durch welche es gelingt, einen Lichtſtrahl derart in zwei Lichtſtrahlen zu zer-
legen, daß in jedem derſelben die Schwingungen nur nach einer Richtung hin ſtattfinden
und daß die Schwingungsrichtung in dem einen dieſer Strahlen ſenkrecht iſt auf die Schwin-
gungsrichtung im zweiten Strahle. Derartiges Licht nennt man polariſirtes Licht und
ſagt, die beiden Lichtſtrahlen ſind durch die in Rede ſtehende Operation in zwei ſenkrecht
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/297>, abgerufen am 24.11.2024.
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