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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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einander ihre Erklärung. Die Magnete S N und S1 N1 (Fig. 169 A) kehren ihre
entgegengesetzten Pole einander zu; folglich stießt der Strom am Nordpole N,
diesen gegen den Beschauer gewandt, gegen die Uhrzeigerbewegung, am Südpole S1
in der Uhrzeigerbewegung. Die Solenoidströme in S N und S1 N1 sind einander
parallel und gleichgerichtet, müssen daher einander anziehen. In Fig. 169 B stehen
sich zwei Nordpole gegenüber; es fließt daher auf jedem dieser Pole der Solenoid-
strom gegen die Uhrzeigerbewegung. Die Ströme in S N und S1 N1 sind einander
parallel, aber entgegengesetzt gerichtet, müssen sich daher abstoßen. Somit sind auch
die magnetischen Anziehungs- und Abstoßungserscheinungen auf Anziehungs- und
Abstoßungserscheinungen zwischen gleich- und ungleichgerichteten Strömen zurück-
geführt.

Wechselwirkungen zwischen galvanischen Strömen und Magneten.
Wir haben bereits erfahren, daß ein über oder unter einer Magnetnadel vorüber
geleiteter Strom die Nadel ablenkt. Die Richtung, nach welcher die Ablenkung
erfolgt, giebt uns die Ampere'sche Schwimmerregel. Nach dieser hat man sich eine
menschliche Figur in der Richtung des Stromes derart schwimmend zu denken,
daß sie ihr Gesicht der Nadel zukehrt. Dann erfolgt die Ablenkung der Nadel in

[Abbildung] Fig. 169

A.

[Abbildung] Fig. 169

B.

[Abbildung]

Wechselwirkungen zwischen Solenoiden.

der Weise, daß der Nordpol in der Richtung der linken Hand abgestoßen wird.
In Fig. 170 ist aus einem Metallstreifen ein Stromkreis gebildet, der in der
Richtung A B C D E vom positiven Strome durchflossen wird und der mit einer
Ebene parallel zum magnetischen Meridian gestellt wurde. N S und n s sind kleine,
um verticale Axen bewegliche Magnete. Der Magnet N S muß bei dieser Anord-
nung nach der Schwimmerregel durch den Strom in die Lage N1 S1 gebracht
werden. Um die Ablenkungsrichtung für den Magnet n s zu bekommen, hat man
sich die menschliche Figur mit dem Rücken auf dem Metallstreifen D E so liegend
zu denken, daß der Kopf gegen E, die Füße gegen D gerichtet sind. Der linke
Arm wird dann nach der linken Seite der Zeichnung zeigen, also muß die Nadel
die Stellung n1 s1 annehmen.

Die Ablenkungsrichtung der Nadel läßt sich aber auch in der Weise bestimmen,
daß man sich die Magnete durch Solenoide substituirt denkt. Das System paral-
leler Ströme im Solenoide wird dann durch den Stromkreis A B C D E gerichtet.
Letzterer wird ersteres sich parallel zu stellen suchen, und zwar derart parallel, daß
die Ströme im Solenoide gleiche Richtung haben mit jenem im Metallbügel. Dies
ist aber dann der Fall, wie aus den bei N und S1, beziehungsweise n und s1, ein-
gezeichneten Richtungen der Solenoidströme ersichtlich, wenn die Magnete die

einander ihre Erklärung. Die Magnete S N und S1 N1 (Fig. 169 A) kehren ihre
entgegengeſetzten Pole einander zu; folglich ſtießt der Strom am Nordpole N,
dieſen gegen den Beſchauer gewandt, gegen die Uhrzeigerbewegung, am Südpole S1
in der Uhrzeigerbewegung. Die Solenoidſtröme in S N und S1 N1 ſind einander
parallel und gleichgerichtet, müſſen daher einander anziehen. In Fig. 169 B ſtehen
ſich zwei Nordpole gegenüber; es fließt daher auf jedem dieſer Pole der Solenoid-
ſtrom gegen die Uhrzeigerbewegung. Die Ströme in S N und S1 N1 ſind einander
parallel, aber entgegengeſetzt gerichtet, müſſen ſich daher abſtoßen. Somit ſind auch
die magnetiſchen Anziehungs- und Abſtoßungserſcheinungen auf Anziehungs- und
Abſtoßungserſcheinungen zwiſchen gleich- und ungleichgerichteten Strömen zurück-
geführt.

Wechſelwirkungen zwiſchen galvaniſchen Strömen und Magneten.
Wir haben bereits erfahren, daß ein über oder unter einer Magnetnadel vorüber
geleiteter Strom die Nadel ablenkt. Die Richtung, nach welcher die Ablenkung
erfolgt, giebt uns die Ampère’ſche Schwimmerregel. Nach dieſer hat man ſich eine
menſchliche Figur in der Richtung des Stromes derart ſchwimmend zu denken,
daß ſie ihr Geſicht der Nadel zukehrt. Dann erfolgt die Ablenkung der Nadel in

[Abbildung] Fig. 169

A.

[Abbildung] Fig. 169

B.

[Abbildung]

Wechſelwirkungen zwiſchen Solenoiden.

der Weiſe, daß der Nordpol in der Richtung der linken Hand abgeſtoßen wird.
In Fig. 170 iſt aus einem Metallſtreifen ein Stromkreis gebildet, der in der
Richtung A B C D E vom poſitiven Strome durchfloſſen wird und der mit einer
Ebene parallel zum magnetiſchen Meridian geſtellt wurde. N S und n s ſind kleine,
um verticale Axen bewegliche Magnete. Der Magnet N S muß bei dieſer Anord-
nung nach der Schwimmerregel durch den Strom in die Lage N1 S1 gebracht
werden. Um die Ablenkungsrichtung für den Magnet n s zu bekommen, hat man
ſich die menſchliche Figur mit dem Rücken auf dem Metallſtreifen D E ſo liegend
zu denken, daß der Kopf gegen E, die Füße gegen D gerichtet ſind. Der linke
Arm wird dann nach der linken Seite der Zeichnung zeigen, alſo muß die Nadel
die Stellung n1 s1 annehmen.

Die Ablenkungsrichtung der Nadel läßt ſich aber auch in der Weiſe beſtimmen,
daß man ſich die Magnete durch Solenoide ſubſtituirt denkt. Das Syſtem paral-
leler Ströme im Solenoide wird dann durch den Stromkreis A B C D E gerichtet.
Letzterer wird erſteres ſich parallel zu ſtellen ſuchen, und zwar derart parallel, daß
die Ströme im Solenoide gleiche Richtung haben mit jenem im Metallbügel. Dies
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[272/0286] einander ihre Erklärung. Die Magnete S N und S1 N1 (Fig. 169 A) kehren ihre entgegengeſetzten Pole einander zu; folglich ſtießt der Strom am Nordpole N, dieſen gegen den Beſchauer gewandt, gegen die Uhrzeigerbewegung, am Südpole S1 in der Uhrzeigerbewegung. Die Solenoidſtröme in S N und S1 N1 ſind einander parallel und gleichgerichtet, müſſen daher einander anziehen. In Fig. 169 B ſtehen ſich zwei Nordpole gegenüber; es fließt daher auf jedem dieſer Pole der Solenoid- ſtrom gegen die Uhrzeigerbewegung. Die Ströme in S N und S1 N1 ſind einander parallel, aber entgegengeſetzt gerichtet, müſſen ſich daher abſtoßen. Somit ſind auch die magnetiſchen Anziehungs- und Abſtoßungserſcheinungen auf Anziehungs- und Abſtoßungserſcheinungen zwiſchen gleich- und ungleichgerichteten Strömen zurück- geführt. Wechſelwirkungen zwiſchen galvaniſchen Strömen und Magneten. Wir haben bereits erfahren, daß ein über oder unter einer Magnetnadel vorüber geleiteter Strom die Nadel ablenkt. Die Richtung, nach welcher die Ablenkung erfolgt, giebt uns die Ampère’ſche Schwimmerregel. Nach dieſer hat man ſich eine menſchliche Figur in der Richtung des Stromes derart ſchwimmend zu denken, daß ſie ihr Geſicht der Nadel zukehrt. Dann erfolgt die Ablenkung der Nadel in [Abbildung Fig. 169 A.] [Abbildung Fig. 169 B.] [Abbildung Wechſelwirkungen zwiſchen Solenoiden.] der Weiſe, daß der Nordpol in der Richtung der linken Hand abgeſtoßen wird. In Fig. 170 iſt aus einem Metallſtreifen ein Stromkreis gebildet, der in der Richtung A B C D E vom poſitiven Strome durchfloſſen wird und der mit einer Ebene parallel zum magnetiſchen Meridian geſtellt wurde. N S und n s ſind kleine, um verticale Axen bewegliche Magnete. Der Magnet N S muß bei dieſer Anord- nung nach der Schwimmerregel durch den Strom in die Lage N1 S1 gebracht werden. Um die Ablenkungsrichtung für den Magnet n s zu bekommen, hat man ſich die menſchliche Figur mit dem Rücken auf dem Metallſtreifen D E ſo liegend zu denken, daß der Kopf gegen E, die Füße gegen D gerichtet ſind. Der linke Arm wird dann nach der linken Seite der Zeichnung zeigen, alſo muß die Nadel die Stellung n1 s1 annehmen. Die Ablenkungsrichtung der Nadel läßt ſich aber auch in der Weiſe beſtimmen, daß man ſich die Magnete durch Solenoide ſubſtituirt denkt. Das Syſtem paral- leler Ströme im Solenoide wird dann durch den Stromkreis A B C D E gerichtet. Letzterer wird erſteres ſich parallel zu ſtellen ſuchen, und zwar derart parallel, daß die Ströme im Solenoide gleiche Richtung haben mit jenem im Metallbügel. Dies iſt aber dann der Fall, wie aus den bei N und S1, beziehungsweiſe n und s1, ein- gezeichneten Richtungen der Solenoidſtröme erſichtlich, wenn die Magnete die

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/286>, abgerufen am 01.09.2024.