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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Eine Nordlichtstörung von großer Intensität trat zum Beispiele in der Zeit
vom 11. bis 14. August 1880 ein. Der Leitung der deutschen Telegraphen-Ver-
waltung ist es zu verdanken, daß hierüber ein weite Gebiete umfassender Bericht
bekannt gemacht wurde. Auf die Einzelheiten desselben einzugehen, würde jedoch zu
weit führen, weshalb nur die Hauptresultate namhaft gemacht werden sollen. Im
Allgemeinen, heißt es in dem angezogenen Berichte, ergiebt sich aus den gesam-
melten Notizen, daß die Störungen sich in der Form fremder Ströme, sogenannter
Erdströme, in den ober- und unterirdischen Leitungen zeigten, von verschiedener, zu-
und abnehmender Intensität, von verschiedener Dauer und, was vielleicht das Be-
deutendste ist, weil es auf ein Auf- und Abwallen schließen läßt, von häufig
wechselnder Richtung. Die Reduction der verschiedenen Zeitangaben auf denselben
Meridian läßt die Gleichzeitigkeit der Störungen an verschiedenen Orten nur ganz
im Allgemeinen annehmen; nur um die Berliner Mittagsstunde am 12. August
scheint ein ziemlich weit und gleichmäßig verbreitetes Maximum in den Erscheinungen
stattgefunden zu haben, während andere Phasen und Perioden der Störungen nur
local begrenzt aufgetreten sind. Es ist verschiedentlich festgestellt worden, daß die
Störungen in einzelnen Ländern die in der Richtung von Osten nach Westen
geführten Leitungen, in anderen die sich von Norden nach Süden erstreckenden vor-
zugsweise betroffen haben, und daß die langen zur Verbindung entfernt voneinander
liegender Orte dienenden Leitungen mehr zu leiden hatten, als diejenigen, bei welchen
die Erdplatten einander näherstanden. Sind die beobachteten fremden Ströme als
die Ausgleichung zwischen verschiedenen elektrischen Zuständen in der Erde mittelst
der Erdplatten und der vorhandenen Telegraphenleitungen anzusehen, dann geht
hieraus hervor, daß derartige Verschiedenheiten nur in größeren Entfernungen in
dem Maße hervortreten, um wirkungsvolle Erscheinungen zu geben.

Aus den vom geheimen Oberpostrath Ludewig gemachten Zusammenstellungen
und ähnlichen Beobachtungen aus den Jahren 1859 und 1871 ergiebt sich, daß
derartige Störungen sich nur in längeren Zeiträumen in gleicher Stärke zu wieder-
holen scheinen. Ein gewisser regelmäßiger Turnus in der Wiederkehr derselben läßt
sich jedoch vorläufig noch nicht mit Sicherheit angeben, da hierzu noch ein zu
wenig erhebliches Material vorliegt. Hingegen besitzt doch schon die genauere Um-
grenzung des geographischen Verbreitungsgebietes und die Erfahrung einen gewissen
Werth, daß sich beispielsweise in Italien, Oesterreich und zum Theile in der Schweiz
ziemlich inmitten des großen allgemeinen Störungsbezirkes ein von Störungen ver-
schontes, nicht unbeträchtliches neutrales Gebiet befunden hat.

Die Erdströme können mitunter eine sehr beträchtliche Intensität erreichen. Dies
wurde zum Beispiele an der Leitung Gothenburg-Nystad beobachtet, welche beiläufig zu
drei Viertel ihrer Länge aus Landleitung und einem Viertel aus Kabel besteht. Die
Leitung zeigte sich während der Hauptstörungsperiode (1880) in Nystad bald positiv,
bald negativ geladen und erzeugte an den Apparaten einen Ausschlag, welcher den
durch einen galvanischen Strom von 200 Leclanche-Elementen hervorgebrachten
Ausschlag überstieg. Wurde die Leitung abwechselnd mit der Erdklemmschraube ver-
bunden und wieder von derselben getrennt, dann wurden stark leuchtende
Funken
beobachtet und der Leitungsdraht wurde hierbei in der Weise erhitzt, daß
die umgelegte Guttapercha anfing zu schmelzen.

Nach allen diesen Beobachtungen und nach den Aufzeichnungen und Erörte-
rungen des schwedischen Physikers Wijkander kann man kaum mehr darüber im
Zweifel sein, daß locale über kleinere Gebiete sich ausdehnende Schwankungen des

Eine Nordlichtſtörung von großer Intenſität trat zum Beiſpiele in der Zeit
vom 11. bis 14. Auguſt 1880 ein. Der Leitung der deutſchen Telegraphen-Ver-
waltung iſt es zu verdanken, daß hierüber ein weite Gebiete umfaſſender Bericht
bekannt gemacht wurde. Auf die Einzelheiten desſelben einzugehen, würde jedoch zu
weit führen, weshalb nur die Hauptreſultate namhaft gemacht werden ſollen. Im
Allgemeinen, heißt es in dem angezogenen Berichte, ergiebt ſich aus den geſam-
melten Notizen, daß die Störungen ſich in der Form fremder Ströme, ſogenannter
Erdſtröme, in den ober- und unterirdiſchen Leitungen zeigten, von verſchiedener, zu-
und abnehmender Intenſität, von verſchiedener Dauer und, was vielleicht das Be-
deutendſte iſt, weil es auf ein Auf- und Abwallen ſchließen läßt, von häufig
wechſelnder Richtung. Die Reduction der verſchiedenen Zeitangaben auf denſelben
Meridian läßt die Gleichzeitigkeit der Störungen an verſchiedenen Orten nur ganz
im Allgemeinen annehmen; nur um die Berliner Mittagsſtunde am 12. Auguſt
ſcheint ein ziemlich weit und gleichmäßig verbreitetes Maximum in den Erſcheinungen
ſtattgefunden zu haben, während andere Phaſen und Perioden der Störungen nur
local begrenzt aufgetreten ſind. Es iſt verſchiedentlich feſtgeſtellt worden, daß die
Störungen in einzelnen Ländern die in der Richtung von Oſten nach Weſten
geführten Leitungen, in anderen die ſich von Norden nach Süden erſtreckenden vor-
zugsweiſe betroffen haben, und daß die langen zur Verbindung entfernt voneinander
liegender Orte dienenden Leitungen mehr zu leiden hatten, als diejenigen, bei welchen
die Erdplatten einander näherſtanden. Sind die beobachteten fremden Ströme als
die Ausgleichung zwiſchen verſchiedenen elektriſchen Zuſtänden in der Erde mittelſt
der Erdplatten und der vorhandenen Telegraphenleitungen anzuſehen, dann geht
hieraus hervor, daß derartige Verſchiedenheiten nur in größeren Entfernungen in
dem Maße hervortreten, um wirkungsvolle Erſcheinungen zu geben.

Aus den vom geheimen Oberpoſtrath Ludewig gemachten Zuſammenſtellungen
und ähnlichen Beobachtungen aus den Jahren 1859 und 1871 ergiebt ſich, daß
derartige Störungen ſich nur in längeren Zeiträumen in gleicher Stärke zu wieder-
holen ſcheinen. Ein gewiſſer regelmäßiger Turnus in der Wiederkehr derſelben läßt
ſich jedoch vorläufig noch nicht mit Sicherheit angeben, da hierzu noch ein zu
wenig erhebliches Material vorliegt. Hingegen beſitzt doch ſchon die genauere Um-
grenzung des geographiſchen Verbreitungsgebietes und die Erfahrung einen gewiſſen
Werth, daß ſich beiſpielsweiſe in Italien, Oeſterreich und zum Theile in der Schweiz
ziemlich inmitten des großen allgemeinen Störungsbezirkes ein von Störungen ver-
ſchontes, nicht unbeträchtliches neutrales Gebiet befunden hat.

Die Erdſtröme können mitunter eine ſehr beträchtliche Intenſität erreichen. Dies
wurde zum Beiſpiele an der Leitung Gothenburg-Nyſtad beobachtet, welche beiläufig zu
drei Viertel ihrer Länge aus Landleitung und einem Viertel aus Kabel beſteht. Die
Leitung zeigte ſich während der Hauptſtörungsperiode (1880) in Nyſtad bald poſitiv,
bald negativ geladen und erzeugte an den Apparaten einen Ausſchlag, welcher den
durch einen galvaniſchen Strom von 200 Leclanché-Elementen hervorgebrachten
Ausſchlag überſtieg. Wurde die Leitung abwechſelnd mit der Erdklemmſchraube ver-
bunden und wieder von derſelben getrennt, dann wurden ſtark leuchtende
Funken
beobachtet und der Leitungsdraht wurde hierbei in der Weiſe erhitzt, daß
die umgelegte Guttapercha anfing zu ſchmelzen.

Nach allen dieſen Beobachtungen und nach den Aufzeichnungen und Erörte-
rungen des ſchwediſchen Phyſikers Wijkander kann man kaum mehr darüber im
Zweifel ſein, daß locale über kleinere Gebiete ſich ausdehnende Schwankungen des

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[267/0281] Eine Nordlichtſtörung von großer Intenſität trat zum Beiſpiele in der Zeit vom 11. bis 14. Auguſt 1880 ein. Der Leitung der deutſchen Telegraphen-Ver- waltung iſt es zu verdanken, daß hierüber ein weite Gebiete umfaſſender Bericht bekannt gemacht wurde. Auf die Einzelheiten desſelben einzugehen, würde jedoch zu weit führen, weshalb nur die Hauptreſultate namhaft gemacht werden ſollen. Im Allgemeinen, heißt es in dem angezogenen Berichte, ergiebt ſich aus den geſam- melten Notizen, daß die Störungen ſich in der Form fremder Ströme, ſogenannter Erdſtröme, in den ober- und unterirdiſchen Leitungen zeigten, von verſchiedener, zu- und abnehmender Intenſität, von verſchiedener Dauer und, was vielleicht das Be- deutendſte iſt, weil es auf ein Auf- und Abwallen ſchließen läßt, von häufig wechſelnder Richtung. Die Reduction der verſchiedenen Zeitangaben auf denſelben Meridian läßt die Gleichzeitigkeit der Störungen an verſchiedenen Orten nur ganz im Allgemeinen annehmen; nur um die Berliner Mittagsſtunde am 12. Auguſt ſcheint ein ziemlich weit und gleichmäßig verbreitetes Maximum in den Erſcheinungen ſtattgefunden zu haben, während andere Phaſen und Perioden der Störungen nur local begrenzt aufgetreten ſind. Es iſt verſchiedentlich feſtgeſtellt worden, daß die Störungen in einzelnen Ländern die in der Richtung von Oſten nach Weſten geführten Leitungen, in anderen die ſich von Norden nach Süden erſtreckenden vor- zugsweiſe betroffen haben, und daß die langen zur Verbindung entfernt voneinander liegender Orte dienenden Leitungen mehr zu leiden hatten, als diejenigen, bei welchen die Erdplatten einander näherſtanden. Sind die beobachteten fremden Ströme als die Ausgleichung zwiſchen verſchiedenen elektriſchen Zuſtänden in der Erde mittelſt der Erdplatten und der vorhandenen Telegraphenleitungen anzuſehen, dann geht hieraus hervor, daß derartige Verſchiedenheiten nur in größeren Entfernungen in dem Maße hervortreten, um wirkungsvolle Erſcheinungen zu geben. Aus den vom geheimen Oberpoſtrath Ludewig gemachten Zuſammenſtellungen und ähnlichen Beobachtungen aus den Jahren 1859 und 1871 ergiebt ſich, daß derartige Störungen ſich nur in längeren Zeiträumen in gleicher Stärke zu wieder- holen ſcheinen. Ein gewiſſer regelmäßiger Turnus in der Wiederkehr derſelben läßt ſich jedoch vorläufig noch nicht mit Sicherheit angeben, da hierzu noch ein zu wenig erhebliches Material vorliegt. Hingegen beſitzt doch ſchon die genauere Um- grenzung des geographiſchen Verbreitungsgebietes und die Erfahrung einen gewiſſen Werth, daß ſich beiſpielsweiſe in Italien, Oeſterreich und zum Theile in der Schweiz ziemlich inmitten des großen allgemeinen Störungsbezirkes ein von Störungen ver- ſchontes, nicht unbeträchtliches neutrales Gebiet befunden hat. Die Erdſtröme können mitunter eine ſehr beträchtliche Intenſität erreichen. Dies wurde zum Beiſpiele an der Leitung Gothenburg-Nyſtad beobachtet, welche beiläufig zu drei Viertel ihrer Länge aus Landleitung und einem Viertel aus Kabel beſteht. Die Leitung zeigte ſich während der Hauptſtörungsperiode (1880) in Nyſtad bald poſitiv, bald negativ geladen und erzeugte an den Apparaten einen Ausſchlag, welcher den durch einen galvaniſchen Strom von 200 Leclanché-Elementen hervorgebrachten Ausſchlag überſtieg. Wurde die Leitung abwechſelnd mit der Erdklemmſchraube ver- bunden und wieder von derſelben getrennt, dann wurden ſtark leuchtende Funken beobachtet und der Leitungsdraht wurde hierbei in der Weiſe erhitzt, daß die umgelegte Guttapercha anfing zu ſchmelzen. Nach allen dieſen Beobachtungen und nach den Aufzeichnungen und Erörte- rungen des ſchwediſchen Phyſikers Wijkander kann man kaum mehr darüber im Zweifel ſein, daß locale über kleinere Gebiete ſich ausdehnende Schwankungen des

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/281>, abgerufen am 24.11.2024.