cylindrischen Glasgefäße a d und e h durch sorgfältig ausgeführte Schliffe luft- und wasserdicht aufgesetzt. Oben werden die Glascylinder durch gut schließende Stöpsel verschlossen, welche mit je einer Röhre zur Ableitung etwa entstehender gasförmiger Producte versehen sind. Die beiden Elektroden bestehen aus Platin- blechen o und p, von welchen aus Drähte durch seitliche Oeffnungen der Cylinder zu den Quecksilbernäpfchen s und t führen, in welche die Poldrähte der galvanischen Batterie eingehängt werden.
Beim Gebrauche dieses Apparates wird zunächst das U-förmige Rohr mit der zu elektrolysirenden Flüssigkeit gefüllt, dann auf seinen offenen Seiten durch thierische Blasen zugebunden und durch die Schliffe mit den Cylindern vereinigt; schließlich füllt man die Cylinder ebenfalls mit Flüssigkeit. Die Producte, welche durch die Elektrolyse in der Anode und Kathode abgeschieden werden, sind also
[Abbildung]
Fig. 150.
Wiedemann's Apparat.
durch jene Flüssigkeitsschichte voneinander getrennt, welche durch das U-Rohr und die beiden Membranen eingeschlossen ist. Diese Trennung der Zersetzungsproducte ist jedoch keine ganz vollständige, da einerseits eine Mischung derselben durch Endosmose, andererseits durch eine eigenthümliche Wirkung des elektrischen Stromes, die wir später noch kennen lernen werden, eintritt. Die Endosmose findet bekanntlich statt, wenn zwei verschiedenartige Lösungen durch eine thierische Membran von- einander getrennt sind. Von dieser Erscheinung verschieden ist die Ueberführung von Flüssigkeit durch den galvanischen Strom in der Richtung vom positiven zum negativen Pole.
Die Vermeidung dieser Fehler sucht Wiedemann durch den in Fig. 150 abgebildeten Apparat zu erreichen. Auf dem Grundbrette stehen zwei Glascylinder a und a1, welche oben durch die Glasplatten b und b1 verschlossen sind. Jede der Glasplatten ist zweimal durchbohrt; durch die eine Bohrung werden die Drähte l l1 eingeführt, welche die Elektroden c c1 tragen und durch die zweite Bohrung ragen
cylindriſchen Glasgefäße a d und e h durch ſorgfältig ausgeführte Schliffe luft- und waſſerdicht aufgeſetzt. Oben werden die Glascylinder durch gut ſchließende Stöpſel verſchloſſen, welche mit je einer Röhre zur Ableitung etwa entſtehender gasförmiger Producte verſehen ſind. Die beiden Elektroden beſtehen aus Platin- blechen o und p, von welchen aus Drähte durch ſeitliche Oeffnungen der Cylinder zu den Queckſilbernäpfchen s und t führen, in welche die Poldrähte der galvaniſchen Batterie eingehängt werden.
Beim Gebrauche dieſes Apparates wird zunächſt das U-förmige Rohr mit der zu elektrolyſirenden Flüſſigkeit gefüllt, dann auf ſeinen offenen Seiten durch thieriſche Blaſen zugebunden und durch die Schliffe mit den Cylindern vereinigt; ſchließlich füllt man die Cylinder ebenfalls mit Flüſſigkeit. Die Producte, welche durch die Elektrolyſe in der Anode und Kathode abgeſchieden werden, ſind alſo
[Abbildung]
Fig. 150.
Wiedemann’s Apparat.
durch jene Flüſſigkeitsſchichte voneinander getrennt, welche durch das U-Rohr und die beiden Membranen eingeſchloſſen iſt. Dieſe Trennung der Zerſetzungsproducte iſt jedoch keine ganz vollſtändige, da einerſeits eine Miſchung derſelben durch Endosmoſe, andererſeits durch eine eigenthümliche Wirkung des elektriſchen Stromes, die wir ſpäter noch kennen lernen werden, eintritt. Die Endosmoſe findet bekanntlich ſtatt, wenn zwei verſchiedenartige Löſungen durch eine thieriſche Membran von- einander getrennt ſind. Von dieſer Erſcheinung verſchieden iſt die Ueberführung von Flüſſigkeit durch den galvaniſchen Strom in der Richtung vom poſitiven zum negativen Pole.
Die Vermeidung dieſer Fehler ſucht Wiedemann durch den in Fig. 150 abgebildeten Apparat zu erreichen. Auf dem Grundbrette ſtehen zwei Glascylinder a und a1, welche oben durch die Glasplatten b und b1 verſchloſſen ſind. Jede der Glasplatten iſt zweimal durchbohrt; durch die eine Bohrung werden die Drähte l l1 eingeführt, welche die Elektroden c c1 tragen und durch die zweite Bohrung ragen
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cylindriſchen Glasgefäße a d und e h durch ſorgfältig ausgeführte Schliffe luft-
und waſſerdicht aufgeſetzt. Oben werden die Glascylinder durch gut ſchließende
Stöpſel verſchloſſen, welche mit je einer Röhre zur Ableitung etwa entſtehender
gasförmiger Producte verſehen ſind. Die beiden Elektroden beſtehen aus Platin-
blechen o und p, von welchen aus Drähte durch ſeitliche Oeffnungen der Cylinder
zu den Queckſilbernäpfchen s und t führen, in welche die Poldrähte der galvaniſchen
Batterie eingehängt werden.
Beim Gebrauche dieſes Apparates wird zunächſt das U-förmige Rohr mit
der zu elektrolyſirenden Flüſſigkeit gefüllt, dann auf ſeinen offenen Seiten durch
thieriſche Blaſen zugebunden und durch die Schliffe mit den Cylindern vereinigt;
ſchließlich füllt man die Cylinder ebenfalls mit Flüſſigkeit. Die Producte, welche
durch die Elektrolyſe in der Anode und Kathode abgeſchieden werden, ſind alſo
[Abbildung Fig. 150.
Wiedemann’s Apparat.]
durch jene Flüſſigkeitsſchichte voneinander getrennt, welche durch das U-Rohr und
die beiden Membranen eingeſchloſſen iſt. Dieſe Trennung der Zerſetzungsproducte
iſt jedoch keine ganz vollſtändige, da einerſeits eine Miſchung derſelben durch
Endosmoſe, andererſeits durch eine eigenthümliche Wirkung des elektriſchen Stromes,
die wir ſpäter noch kennen lernen werden, eintritt. Die Endosmoſe findet bekanntlich
ſtatt, wenn zwei verſchiedenartige Löſungen durch eine thieriſche Membran von-
einander getrennt ſind. Von dieſer Erſcheinung verſchieden iſt die Ueberführung
von Flüſſigkeit durch den galvaniſchen Strom in der Richtung vom poſitiven zum
negativen Pole.
Die Vermeidung dieſer Fehler ſucht Wiedemann durch den in Fig. 150
abgebildeten Apparat zu erreichen. Auf dem Grundbrette ſtehen zwei Glascylinder a
und a1, welche oben durch die Glasplatten b und b1 verſchloſſen ſind. Jede der
Glasplatten iſt zweimal durchbohrt; durch die eine Bohrung werden die Drähte l l1
eingeführt, welche die Elektroden c c1 tragen und durch die zweite Bohrung ragen
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/261>, abgerufen am 24.11.2024.
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