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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Dieses Verhalten galvanischer Batterien ist jedoch kein ansnahmsloses. Auch
sie können in der Schlagweite auftretende Funken geben wie eine Kleist'sche Flasche,
wenn nur die Dichtigkeit der Elektricitäten an der Unterbrechungsstelle des Schließungs-
bogens eine hinreichende Größe erlangt. Dies kann aber durch Anwendung sehr
vielelementiger Batterien erreicht werden. So erhielt Crosse Funken an der
Unterbrechungsstelle einer Batterie von 1626 Kupfer-Zink-Elementen. Gassiot sah
tagelang Funken überspringen an der Unterbrechungsstelle einer ähnlichen Batterie
von 3520 Elementen; die den Schließungsbogen unterbrechende Luftstrecke war
hierbei 0·25 Millimeter lang.

Continuirliche Funken können jedoch noch in anderer Weise, und zwar ohne
Anwendung so großer Batterien wie die vorhin erwähnten, erhalten werden, indem
man die Enden des Schließungsbogens einer kräftigen Batterie miteinander zur
Berührung bringt, dann wieder trennt und nach Eintreten des Unterbrechungs-
funkens die beiden Enden in geringer Entfernung voneinander erhält. Der gal-
vanische Strom geht dann continuirlich durch die Unterbrechungsstelle und erzeugt
jene brillante Lichterscheinung, die unter den Namen des Davy'schen Lichtbogens
oder Voltabogens bekannt ist. Der erste, welcher diese Erscheinung beobachtete,
dürfte wohl Davy gewesen und als Zeitpunkt der ersten Beobachtung (nach Syl-
vanus Thomson) das Jahr 1802 anzunehmen sein. Davy versah die Polenden
einer Batterie von 2000 Elementen mit Kohlenstäbchen und brachte diese nach vor-
hergegangener Berührung wieder voneinander; es enstand ein Lichtbogen von
hellstem Glanze. Derselbe dauerte fort, auch wenn die Stäbchen bis zu 10 Centi-
meter voneinander entfernt wurden. Um den Lichtbogen zu erzeugen, ist jedoch
nicht die Anwendung einer so großen Batterie erforderlich; er entsteht vielmehr
schon bei Benutzung von 20 bis 30 Grove'schen oder Bunsen'schen Elementen.

Die Länge des Bogens, also die Distanz, bis auf welche die Kohlen von-
einander entfernt werden können, hängt bei Anwendung desselben Stromes auch
von der Umgebung des Bogens wesentlich ab. Der von Wiedemann zur Unter-
suchung dieser Verhältnisse angegebene Apparat ist in Fig. 144 abgebildet. Er
besteht aus einer dreifach tubulirten Glasglocke G, welche auf den Teller T einer
Luftpumpe luftdicht aufgesetzt werden kann. In den oben angebrachten Tubulus
ist ein Hahn H gekittet, durch welchen der Innenraum der Glocke in oder außer
Verbindung mit der äußeren Luft gesetzt werden kann; der Hahn kann auch zur
Einleitung verschiedener Gase dienen. Durch die beiden seitlichen Tubuli sind
Metallstäbe a und b geführt, welche an den einander zugekehrten Enden im Innern
der Glocke mit Metallklemmen zur Aufnahme der Kohlenstifte oder anderer Körper
versehen sind. Der Stab a geht durch eine Stopfbüchse S und trägt eine Theilung,
um die Entfernung beider Spitzen voneinander messen zu können. Verdünnt man
mit Hilfe einer Luftpumpe die Luft in der Glocke, so können unter sonst gleich
bleibenden Umständen die beiden Spitzen ohne den Bogen zu unterbrechen weiter
voneinander entfernt werden, als wenn die Glocke mit Luft unter dem gewöhnlichen
Atmosphärendrucke gefüllt ist. Davy verdünnte z. B. die Luft bis auf einen Druck
von 6 Millimeter Quecksilbersäule (gegen 760 des gewöhnlichen Luftdruckes)
und vergrößerte dadurch unter Anwendung seiner 2000elementigen Batterie den
Lichtbogen von 11 bis zu 18 Centimeter.

Auf die Größe des Lichtbogens übt auch die Anzahl der stromliefernden
Elemente Einfluß aus; der Bogen wird länger, wenn die Zahl der Elemente
vermehrt wird. Deprez fand, daß hierbei der Lichtbogen schneller wächst als die

Dieſes Verhalten galvaniſcher Batterien iſt jedoch kein ansnahmsloſes. Auch
ſie können in der Schlagweite auftretende Funken geben wie eine Kleiſt’ſche Flaſche,
wenn nur die Dichtigkeit der Elektricitäten an der Unterbrechungsſtelle des Schließungs-
bogens eine hinreichende Größe erlangt. Dies kann aber durch Anwendung ſehr
vielelementiger Batterien erreicht werden. So erhielt Croſſe Funken an der
Unterbrechungsſtelle einer Batterie von 1626 Kupfer-Zink-Elementen. Gaſſiot ſah
tagelang Funken überſpringen an der Unterbrechungsſtelle einer ähnlichen Batterie
von 3520 Elementen; die den Schließungsbogen unterbrechende Luftſtrecke war
hierbei 0·25 Millimeter lang.

Continuirliche Funken können jedoch noch in anderer Weiſe, und zwar ohne
Anwendung ſo großer Batterien wie die vorhin erwähnten, erhalten werden, indem
man die Enden des Schließungsbogens einer kräftigen Batterie miteinander zur
Berührung bringt, dann wieder trennt und nach Eintreten des Unterbrechungs-
funkens die beiden Enden in geringer Entfernung voneinander erhält. Der gal-
vaniſche Strom geht dann continuirlich durch die Unterbrechungsſtelle und erzeugt
jene brillante Lichterſcheinung, die unter den Namen des Davy’ſchen Lichtbogens
oder Voltabogens bekannt iſt. Der erſte, welcher dieſe Erſcheinung beobachtete,
dürfte wohl Davy geweſen und als Zeitpunkt der erſten Beobachtung (nach Syl-
vanus Thomſon) das Jahr 1802 anzunehmen ſein. Davy verſah die Polenden
einer Batterie von 2000 Elementen mit Kohlenſtäbchen und brachte dieſe nach vor-
hergegangener Berührung wieder voneinander; es enſtand ein Lichtbogen von
hellſtem Glanze. Derſelbe dauerte fort, auch wenn die Stäbchen bis zu 10 Centi-
meter voneinander entfernt wurden. Um den Lichtbogen zu erzeugen, iſt jedoch
nicht die Anwendung einer ſo großen Batterie erforderlich; er entſteht vielmehr
ſchon bei Benutzung von 20 bis 30 Grove’ſchen oder Bunſen’ſchen Elementen.

Die Länge des Bogens, alſo die Diſtanz, bis auf welche die Kohlen von-
einander entfernt werden können, hängt bei Anwendung desſelben Stromes auch
von der Umgebung des Bogens weſentlich ab. Der von Wiedemann zur Unter-
ſuchung dieſer Verhältniſſe angegebene Apparat iſt in Fig. 144 abgebildet. Er
beſteht aus einer dreifach tubulirten Glasglocke G, welche auf den Teller T einer
Luftpumpe luftdicht aufgeſetzt werden kann. In den oben angebrachten Tubulus
iſt ein Hahn H gekittet, durch welchen der Innenraum der Glocke in oder außer
Verbindung mit der äußeren Luft geſetzt werden kann; der Hahn kann auch zur
Einleitung verſchiedener Gaſe dienen. Durch die beiden ſeitlichen Tubuli ſind
Metallſtäbe a und b geführt, welche an den einander zugekehrten Enden im Innern
der Glocke mit Metallklemmen zur Aufnahme der Kohlenſtifte oder anderer Körper
verſehen ſind. Der Stab a geht durch eine Stopfbüchſe S und trägt eine Theilung,
um die Entfernung beider Spitzen voneinander meſſen zu können. Verdünnt man
mit Hilfe einer Luftpumpe die Luft in der Glocke, ſo können unter ſonſt gleich
bleibenden Umſtänden die beiden Spitzen ohne den Bogen zu unterbrechen weiter
voneinander entfernt werden, als wenn die Glocke mit Luft unter dem gewöhnlichen
Atmoſphärendrucke gefüllt iſt. Davy verdünnte z. B. die Luft bis auf einen Druck
von 6 Millimeter Queckſilberſäule (gegen 760 des gewöhnlichen Luftdruckes)
und vergrößerte dadurch unter Anwendung ſeiner 2000elementigen Batterie den
Lichtbogen von 11 bis zu 18 Centimeter.

Auf die Größe des Lichtbogens übt auch die Anzahl der ſtromliefernden
Elemente Einfluß aus; der Bogen wird länger, wenn die Zahl der Elemente
vermehrt wird. Deprez fand, daß hierbei der Lichtbogen ſchneller wächſt als die

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[236/0250] Dieſes Verhalten galvaniſcher Batterien iſt jedoch kein ansnahmsloſes. Auch ſie können in der Schlagweite auftretende Funken geben wie eine Kleiſt’ſche Flaſche, wenn nur die Dichtigkeit der Elektricitäten an der Unterbrechungsſtelle des Schließungs- bogens eine hinreichende Größe erlangt. Dies kann aber durch Anwendung ſehr vielelementiger Batterien erreicht werden. So erhielt Croſſe Funken an der Unterbrechungsſtelle einer Batterie von 1626 Kupfer-Zink-Elementen. Gaſſiot ſah tagelang Funken überſpringen an der Unterbrechungsſtelle einer ähnlichen Batterie von 3520 Elementen; die den Schließungsbogen unterbrechende Luftſtrecke war hierbei 0·25 Millimeter lang. Continuirliche Funken können jedoch noch in anderer Weiſe, und zwar ohne Anwendung ſo großer Batterien wie die vorhin erwähnten, erhalten werden, indem man die Enden des Schließungsbogens einer kräftigen Batterie miteinander zur Berührung bringt, dann wieder trennt und nach Eintreten des Unterbrechungs- funkens die beiden Enden in geringer Entfernung voneinander erhält. Der gal- vaniſche Strom geht dann continuirlich durch die Unterbrechungsſtelle und erzeugt jene brillante Lichterſcheinung, die unter den Namen des Davy’ſchen Lichtbogens oder Voltabogens bekannt iſt. Der erſte, welcher dieſe Erſcheinung beobachtete, dürfte wohl Davy geweſen und als Zeitpunkt der erſten Beobachtung (nach Syl- vanus Thomſon) das Jahr 1802 anzunehmen ſein. Davy verſah die Polenden einer Batterie von 2000 Elementen mit Kohlenſtäbchen und brachte dieſe nach vor- hergegangener Berührung wieder voneinander; es enſtand ein Lichtbogen von hellſtem Glanze. Derſelbe dauerte fort, auch wenn die Stäbchen bis zu 10 Centi- meter voneinander entfernt wurden. Um den Lichtbogen zu erzeugen, iſt jedoch nicht die Anwendung einer ſo großen Batterie erforderlich; er entſteht vielmehr ſchon bei Benutzung von 20 bis 30 Grove’ſchen oder Bunſen’ſchen Elementen. Die Länge des Bogens, alſo die Diſtanz, bis auf welche die Kohlen von- einander entfernt werden können, hängt bei Anwendung desſelben Stromes auch von der Umgebung des Bogens weſentlich ab. Der von Wiedemann zur Unter- ſuchung dieſer Verhältniſſe angegebene Apparat iſt in Fig. 144 abgebildet. Er beſteht aus einer dreifach tubulirten Glasglocke G, welche auf den Teller T einer Luftpumpe luftdicht aufgeſetzt werden kann. In den oben angebrachten Tubulus iſt ein Hahn H gekittet, durch welchen der Innenraum der Glocke in oder außer Verbindung mit der äußeren Luft geſetzt werden kann; der Hahn kann auch zur Einleitung verſchiedener Gaſe dienen. Durch die beiden ſeitlichen Tubuli ſind Metallſtäbe a und b geführt, welche an den einander zugekehrten Enden im Innern der Glocke mit Metallklemmen zur Aufnahme der Kohlenſtifte oder anderer Körper verſehen ſind. Der Stab a geht durch eine Stopfbüchſe S und trägt eine Theilung, um die Entfernung beider Spitzen voneinander meſſen zu können. Verdünnt man mit Hilfe einer Luftpumpe die Luft in der Glocke, ſo können unter ſonſt gleich bleibenden Umſtänden die beiden Spitzen ohne den Bogen zu unterbrechen weiter voneinander entfernt werden, als wenn die Glocke mit Luft unter dem gewöhnlichen Atmoſphärendrucke gefüllt iſt. Davy verdünnte z. B. die Luft bis auf einen Druck von 6 Millimeter Queckſilberſäule (gegen 760 des gewöhnlichen Luftdruckes) und vergrößerte dadurch unter Anwendung ſeiner 2000elementigen Batterie den Lichtbogen von 11 bis zu 18 Centimeter. Auf die Größe des Lichtbogens übt auch die Anzahl der ſtromliefernden Elemente Einfluß aus; der Bogen wird länger, wenn die Zahl der Elemente vermehrt wird. Deprez fand, daß hierbei der Lichtbogen ſchneller wächſt als die

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/250>, abgerufen am 28.11.2024.