Zu diesen Instrumenten gehört auch das aperiodische Galvanometer von Siemens & Halske (Fig. 131). Der Magnet M desselben hat eine ganz eigen- artige Form. Er wird aus einem hohlen, unten offenen und oben durch eine Halbkugel geschlossenen Stahlcylinder gefertigt, den man seiner Länge nach spaltet und dann so magnetisirt, daß Nord- und Südpol n s am offenen Ende des Cylinders entstehen. Der Glockenmagnet -- so nennt man diese Form -- hat den Vortheil, daß ohne Verringerung des magnetischen Momentes das Trägheitsmoment ver- kleinert wird.
Der Magnet hängt in die cylindrische Bohrung einer massiven Kupferkugel K und ist durch ein Aluminiumstäbchen mit dem Spiegel S verbunden, der seinerseits wieder von einem Coconfaden (in der Röhre r) getragen wird. Das Gehäuse g für den Spiegel ist durch zwei ebene Glasplatten geschlossen. R R sind die Draht- spiralen und k die Klemmen. Der Dreifuß F, auf welchem das Instrument auf- gebaut ist, besitzt Stellschrauben zur Horizontalstellung.
[Abbildung]
Fig. 132.
Galvanometer von Deprez.
Bei diesem, sowie auch bei den früher beschriebenen Galvanometern wurde angegeben, daß der Magnet in einem mehr oder weniger massiven Kupfergehäuse schwingt. Um den Zweck dieser Einrichtung zu verstehen, müssen wir hier schon vorgreifend eine Erklärung einfügen, die eigentlich an eine spätere Stelle gehört. Man beobachtete nämlich, daß in einem geschlossenen Leiter elektrische Ströme her- vorgerufen werden, wenn sich ein Magnet in seiner Nähe bewegt. Diese Ströme üben nun, wie wir weiter unten genauer erkennen werden, je nach ihrer Richtung eine abstoßende oder anziehende Kraft auf die Magnetpole aus; sie ziehen an, wenn sich der Magnet entfernt, und stoßen ab, wenn er sich nähert. Hierdurch wird bewirkt, daß der Magnet, aus seiner Ruhelage abgelenkt, sehr rasch zu schwingen aufhört und wieder eine fixe Stellung einnimmt. Man spricht daher von einer Dämpfung des Magnetes und versteht darunter die Verringerung seiner Schwin- gungen. Die Dämpfung gelingt desto besser, je weniger Widerstand der Leiter den elektrischen Strömen entgegensetzt; dies ist auch die Ursache, warum man den Magnet mit einer dicken Kupferhülle umgiebt.
Dienen die oben beschriebenen Instrumente zur sicheren Messung auch der schwächsten Ströme, so sind sie hingegen zur raschen und directen Messung so
Zu dieſen Inſtrumenten gehört auch das aperiodiſche Galvanometer von Siemens & Halske (Fig. 131). Der Magnet M desſelben hat eine ganz eigen- artige Form. Er wird aus einem hohlen, unten offenen und oben durch eine Halbkugel geſchloſſenen Stahlcylinder gefertigt, den man ſeiner Länge nach ſpaltet und dann ſo magnetiſirt, daß Nord- und Südpol n s am offenen Ende des Cylinders entſtehen. Der Glockenmagnet — ſo nennt man dieſe Form — hat den Vortheil, daß ohne Verringerung des magnetiſchen Momentes das Trägheitsmoment ver- kleinert wird.
Der Magnet hängt in die cylindriſche Bohrung einer maſſiven Kupferkugel K und iſt durch ein Aluminiumſtäbchen mit dem Spiegel S verbunden, der ſeinerſeits wieder von einem Coconfaden (in der Röhre r) getragen wird. Das Gehäuſe g für den Spiegel iſt durch zwei ebene Glasplatten geſchloſſen. R R ſind die Draht- ſpiralen und k die Klemmen. Der Dreifuß F, auf welchem das Inſtrument auf- gebaut iſt, beſitzt Stellſchrauben zur Horizontalſtellung.
[Abbildung]
Fig. 132.
Galvanometer von Deprez.
Bei dieſem, ſowie auch bei den früher beſchriebenen Galvanometern wurde angegeben, daß der Magnet in einem mehr oder weniger maſſiven Kupfergehäuſe ſchwingt. Um den Zweck dieſer Einrichtung zu verſtehen, müſſen wir hier ſchon vorgreifend eine Erklärung einfügen, die eigentlich an eine ſpätere Stelle gehört. Man beobachtete nämlich, daß in einem geſchloſſenen Leiter elektriſche Ströme her- vorgerufen werden, wenn ſich ein Magnet in ſeiner Nähe bewegt. Dieſe Ströme üben nun, wie wir weiter unten genauer erkennen werden, je nach ihrer Richtung eine abſtoßende oder anziehende Kraft auf die Magnetpole aus; ſie ziehen an, wenn ſich der Magnet entfernt, und ſtoßen ab, wenn er ſich nähert. Hierdurch wird bewirkt, daß der Magnet, aus ſeiner Ruhelage abgelenkt, ſehr raſch zu ſchwingen aufhört und wieder eine fixe Stellung einnimmt. Man ſpricht daher von einer Dämpfung des Magnetes und verſteht darunter die Verringerung ſeiner Schwin- gungen. Die Dämpfung gelingt deſto beſſer, je weniger Widerſtand der Leiter den elektriſchen Strömen entgegenſetzt; dies iſt auch die Urſache, warum man den Magnet mit einer dicken Kupferhülle umgiebt.
Dienen die oben beſchriebenen Inſtrumente zur ſicheren Meſſung auch der ſchwächſten Ströme, ſo ſind ſie hingegen zur raſchen und directen Meſſung ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0236"n="222"/><p>Zu dieſen Inſtrumenten gehört auch das aperiodiſche Galvanometer von<lb/><hirendition="#g">Siemens & Halske</hi> (Fig. 131). Der Magnet <hirendition="#aq">M</hi> desſelben hat eine ganz eigen-<lb/>
artige Form. Er wird aus einem hohlen, unten offenen und oben durch eine<lb/>
Halbkugel geſchloſſenen Stahlcylinder gefertigt, den man ſeiner Länge nach ſpaltet<lb/>
und dann ſo magnetiſirt, daß Nord- und Südpol <hirendition="#aq">n s</hi> am offenen Ende des Cylinders<lb/>
entſtehen. Der Glockenmagnet —ſo nennt man dieſe Form — hat den Vortheil,<lb/>
daß ohne Verringerung des magnetiſchen Momentes das Trägheitsmoment ver-<lb/>
kleinert wird.</p><lb/><p>Der Magnet hängt in die cylindriſche Bohrung einer maſſiven Kupferkugel <hirendition="#aq">K</hi><lb/>
und iſt durch ein Aluminiumſtäbchen mit dem Spiegel <hirendition="#aq">S</hi> verbunden, der ſeinerſeits<lb/>
wieder von einem Coconfaden (in der Röhre <hirendition="#aq">r</hi>) getragen wird. Das Gehäuſe <hirendition="#aq">g</hi><lb/>
für den Spiegel iſt durch zwei ebene Glasplatten geſchloſſen. <hirendition="#aq">R R</hi>ſind die Draht-<lb/>ſpiralen und <hirendition="#aq">k</hi> die Klemmen. Der Dreifuß <hirendition="#aq">F</hi>, auf welchem das Inſtrument auf-<lb/>
gebaut iſt, beſitzt Stellſchrauben zur Horizontalſtellung.</p><lb/><figure><head>Fig. 132.</head><lb/><p>Galvanometer von Deprez.</p></figure><lb/><p>Bei dieſem, ſowie auch bei den früher beſchriebenen Galvanometern wurde<lb/>
angegeben, daß der Magnet in einem mehr oder weniger maſſiven Kupfergehäuſe<lb/>ſchwingt. Um den Zweck dieſer Einrichtung zu verſtehen, müſſen wir hier ſchon<lb/>
vorgreifend eine Erklärung einfügen, die eigentlich an eine ſpätere Stelle gehört.<lb/>
Man beobachtete nämlich, daß in einem geſchloſſenen Leiter elektriſche Ströme her-<lb/>
vorgerufen werden, wenn ſich ein Magnet in ſeiner Nähe bewegt. Dieſe Ströme<lb/>
üben nun, wie wir weiter unten genauer erkennen werden, je nach ihrer Richtung<lb/>
eine abſtoßende oder anziehende Kraft auf die Magnetpole aus; ſie ziehen an,<lb/>
wenn ſich der Magnet entfernt, und ſtoßen ab, wenn er ſich nähert. Hierdurch wird<lb/>
bewirkt, daß der Magnet, aus ſeiner Ruhelage abgelenkt, ſehr raſch zu ſchwingen<lb/>
aufhört und wieder eine fixe Stellung einnimmt. Man ſpricht daher von einer<lb/><hirendition="#g">Dämpfung</hi> des Magnetes und verſteht darunter die Verringerung ſeiner Schwin-<lb/>
gungen. Die Dämpfung gelingt deſto beſſer, je weniger Widerſtand der Leiter den<lb/>
elektriſchen Strömen entgegenſetzt; dies iſt auch die Urſache, warum man den<lb/>
Magnet mit einer dicken Kupferhülle umgiebt.</p><lb/><p>Dienen die oben beſchriebenen Inſtrumente zur ſicheren Meſſung auch der<lb/>ſchwächſten Ströme, ſo ſind ſie hingegen zur raſchen und directen Meſſung ſo<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[222/0236]
Zu dieſen Inſtrumenten gehört auch das aperiodiſche Galvanometer von
Siemens & Halske (Fig. 131). Der Magnet M desſelben hat eine ganz eigen-
artige Form. Er wird aus einem hohlen, unten offenen und oben durch eine
Halbkugel geſchloſſenen Stahlcylinder gefertigt, den man ſeiner Länge nach ſpaltet
und dann ſo magnetiſirt, daß Nord- und Südpol n s am offenen Ende des Cylinders
entſtehen. Der Glockenmagnet — ſo nennt man dieſe Form — hat den Vortheil,
daß ohne Verringerung des magnetiſchen Momentes das Trägheitsmoment ver-
kleinert wird.
Der Magnet hängt in die cylindriſche Bohrung einer maſſiven Kupferkugel K
und iſt durch ein Aluminiumſtäbchen mit dem Spiegel S verbunden, der ſeinerſeits
wieder von einem Coconfaden (in der Röhre r) getragen wird. Das Gehäuſe g
für den Spiegel iſt durch zwei ebene Glasplatten geſchloſſen. R R ſind die Draht-
ſpiralen und k die Klemmen. Der Dreifuß F, auf welchem das Inſtrument auf-
gebaut iſt, beſitzt Stellſchrauben zur Horizontalſtellung.
[Abbildung Fig. 132.
Galvanometer von Deprez.]
Bei dieſem, ſowie auch bei den früher beſchriebenen Galvanometern wurde
angegeben, daß der Magnet in einem mehr oder weniger maſſiven Kupfergehäuſe
ſchwingt. Um den Zweck dieſer Einrichtung zu verſtehen, müſſen wir hier ſchon
vorgreifend eine Erklärung einfügen, die eigentlich an eine ſpätere Stelle gehört.
Man beobachtete nämlich, daß in einem geſchloſſenen Leiter elektriſche Ströme her-
vorgerufen werden, wenn ſich ein Magnet in ſeiner Nähe bewegt. Dieſe Ströme
üben nun, wie wir weiter unten genauer erkennen werden, je nach ihrer Richtung
eine abſtoßende oder anziehende Kraft auf die Magnetpole aus; ſie ziehen an,
wenn ſich der Magnet entfernt, und ſtoßen ab, wenn er ſich nähert. Hierdurch wird
bewirkt, daß der Magnet, aus ſeiner Ruhelage abgelenkt, ſehr raſch zu ſchwingen
aufhört und wieder eine fixe Stellung einnimmt. Man ſpricht daher von einer
Dämpfung des Magnetes und verſteht darunter die Verringerung ſeiner Schwin-
gungen. Die Dämpfung gelingt deſto beſſer, je weniger Widerſtand der Leiter den
elektriſchen Strömen entgegenſetzt; dies iſt auch die Urſache, warum man den
Magnet mit einer dicken Kupferhülle umgiebt.
Dienen die oben beſchriebenen Inſtrumente zur ſicheren Meſſung auch der
ſchwächſten Ströme, ſo ſind ſie hingegen zur raſchen und directen Meſſung ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/236>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.