unter der Voraussetzung, daß bei D ebensoviel Wasser ausströmen soll als bei A eintritt, gleich sein jener Wassermenge, welche durch A B oder C D fließt. Sind die Röhren 1 bis 6 alle von gleichen Dimensionen und gleicher Beschaffenheit, so wird durch jede dieser Röhren dieselbe Wassermenge sich bewegen. Daraus folgt aber auch, daß der Widerstand, welchen das Wasser bei seinem Uebertritte aus dem Rohre A B in C D findet, desto geringer werden muß, je mehr Zweigröhren vorhanden sind. Der Widerstand wird auf ein Sechstel verringert, wenn an Stelle einer Verbindungsröhre sechs Röhren von gleicher Beschaffenheit dem Ueber- fließen des Wassers zur Verfügung stehen.
Ganz analog verhalten sich die galvanischen Ströme. In den durch die Fig. 112 und 113 versinnlichten Stromkreisen hängt die Stromstärke in den einzelnen Zweigen (1 bis 6) von den Widerständen derselben ab. Der Durchgang des elektrischen Stromes durch die Verzweigungen des Leiters wird desto mehr erleichtert, je größer die Zahl der Zweige ist, und somit wird auch der Wider- stand des gesammten Stromkreises in demselben Maße vermindert. Sind die Zweige (1 bis 6) von vollkommen gleicher Beschaffenheit, so bil- den sie zusammengenommen einen Widerstand, der nur ein Sechstel des Widerstandes eines solchen Zweiges aus- macht. Würden wir jedoch die Zweige 1 bis 6 hinter- einander anordnen, ähnlich wie im Schema (Fig. 111), so bewirkt dies eine Erhöhung des Widerstandes auf den sechsfachen Werth. Dieser Unterschied in dem Verhalten von nebeneinander und hinter-
[Abbildung]
Fig. 114.
einandergeschalteten Leitern in einem Stromkreise muß bei praktischen Anwendungen der Elektricität ebenso sorgfältig beachtet werden, wie die Schaltung von Elementen in einer Batterie.
Sowohl bei wissenschaftlichen als auch bei praktischen Anwendungen der Elektricität kommen jedoch außer diesen einfachen Stromverzweigungen auch noch com- plicirtere vor. Eine derartige Schaltung besteht z. B. darin, daß zwei Zweige eines Stromkreises auch untereinander verbunden sind. Betrachten wir, um in die hier herrschenden Verhältnisse einen Einblick zu gewinnen, zunächst wieder das Verhalten fließenden Wassers. In den Fig 115, 116 und 117 sind dreierlei Röhrencombinationen dargestellt. In jeder der drei Figuren fließt das Wasser in der Richtung des Pfeiles gegen a und findet dort zwei Röhren, durch welche es nach c überströmen kann. Hierbei wird sich, unter sonst gleichen Umständen, die Wassermenge in den beiden Zweigröhren so vertheilen, daß in jene mit größerem Querschnitte auch die größere Wassermenge eintritt, weil dort ein geringerer Wider- stand der Strömung entgegengesetzt wird. Da beim ungetheilten Rohre c ebensoviel Wasser ausströmen soll, als bei a einströmt, muß die Gesammtmenge des durch beide Zweigröhren a b c und a d c strömenden Wassers gleich sein der Wassermenge in dem ungetheilten Rohre.
unter der Vorausſetzung, daß bei D ebenſoviel Waſſer ausſtrömen ſoll als bei A eintritt, gleich ſein jener Waſſermenge, welche durch A B oder C D fließt. Sind die Röhren 1 bis 6 alle von gleichen Dimenſionen und gleicher Beſchaffenheit, ſo wird durch jede dieſer Röhren dieſelbe Waſſermenge ſich bewegen. Daraus folgt aber auch, daß der Widerſtand, welchen das Waſſer bei ſeinem Uebertritte aus dem Rohre A B in C D findet, deſto geringer werden muß, je mehr Zweigröhren vorhanden ſind. Der Widerſtand wird auf ein Sechſtel verringert, wenn an Stelle einer Verbindungsröhre ſechs Röhren von gleicher Beſchaffenheit dem Ueber- fließen des Waſſers zur Verfügung ſtehen.
Ganz analog verhalten ſich die galvaniſchen Ströme. In den durch die Fig. 112 und 113 verſinnlichten Stromkreiſen hängt die Stromſtärke in den einzelnen Zweigen (1 bis 6) von den Widerſtänden derſelben ab. Der Durchgang des elektriſchen Stromes durch die Verzweigungen des Leiters wird deſto mehr erleichtert, je größer die Zahl der Zweige iſt, und ſomit wird auch der Wider- ſtand des geſammten Stromkreiſes in demſelben Maße vermindert. Sind die Zweige (1 bis 6) von vollkommen gleicher Beſchaffenheit, ſo bil- den ſie zuſammengenommen einen Widerſtand, der nur ein Sechſtel des Widerſtandes eines ſolchen Zweiges aus- macht. Würden wir jedoch die Zweige 1 bis 6 hinter- einander anordnen, ähnlich wie im Schema (Fig. 111), ſo bewirkt dies eine Erhöhung des Widerſtandes auf den ſechsfachen Werth. Dieſer Unterſchied in dem Verhalten von nebeneinander und hinter-
[Abbildung]
Fig. 114.
einandergeſchalteten Leitern in einem Stromkreiſe muß bei praktiſchen Anwendungen der Elektricität ebenſo ſorgfältig beachtet werden, wie die Schaltung von Elementen in einer Batterie.
Sowohl bei wiſſenſchaftlichen als auch bei praktiſchen Anwendungen der Elektricität kommen jedoch außer dieſen einfachen Stromverzweigungen auch noch com- plicirtere vor. Eine derartige Schaltung beſteht z. B. darin, daß zwei Zweige eines Stromkreiſes auch untereinander verbunden ſind. Betrachten wir, um in die hier herrſchenden Verhältniſſe einen Einblick zu gewinnen, zunächſt wieder das Verhalten fließenden Waſſers. In den Fig 115, 116 und 117 ſind dreierlei Röhrencombinationen dargeſtellt. In jeder der drei Figuren fließt das Waſſer in der Richtung des Pfeiles gegen a und findet dort zwei Röhren, durch welche es nach c überſtrömen kann. Hierbei wird ſich, unter ſonſt gleichen Umſtänden, die Waſſermenge in den beiden Zweigröhren ſo vertheilen, daß in jene mit größerem Querſchnitte auch die größere Waſſermenge eintritt, weil dort ein geringerer Wider- ſtand der Strömung entgegengeſetzt wird. Da beim ungetheilten Rohre c ebenſoviel Waſſer ausſtrömen ſoll, als bei a einſtrömt, muß die Geſammtmenge des durch beide Zweigröhren a b c und a d c ſtrömenden Waſſers gleich ſein der Waſſermenge in dem ungetheilten Rohre.
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[201/0215]
unter der Vorausſetzung, daß bei D ebenſoviel Waſſer ausſtrömen ſoll als bei A
eintritt, gleich ſein jener Waſſermenge, welche durch A B oder C D fließt. Sind
die Röhren 1 bis 6 alle von gleichen Dimenſionen und gleicher Beſchaffenheit,
ſo wird durch jede dieſer Röhren dieſelbe Waſſermenge ſich bewegen. Daraus folgt
aber auch, daß der Widerſtand, welchen das Waſſer bei ſeinem Uebertritte aus
dem Rohre A B in C D findet, deſto geringer werden muß, je mehr Zweigröhren
vorhanden ſind. Der Widerſtand wird auf ein Sechſtel verringert, wenn an
Stelle einer Verbindungsröhre ſechs Röhren von gleicher Beſchaffenheit dem Ueber-
fließen des Waſſers zur Verfügung ſtehen.
Ganz analog verhalten ſich die galvaniſchen Ströme. In den durch die
Fig. 112 und 113 verſinnlichten Stromkreiſen hängt die Stromſtärke in den
einzelnen Zweigen (1 bis 6) von den Widerſtänden derſelben ab. Der Durchgang
des elektriſchen Stromes durch die Verzweigungen des Leiters wird deſto mehr
erleichtert, je größer die Zahl der Zweige iſt, und ſomit wird auch der Wider-
ſtand des geſammten Stromkreiſes in demſelben Maße vermindert. Sind die Zweige
(1 bis 6) von vollkommen
gleicher Beſchaffenheit, ſo bil-
den ſie zuſammengenommen
einen Widerſtand, der nur ein
Sechſtel des Widerſtandes
eines ſolchen Zweiges aus-
macht. Würden wir jedoch
die Zweige 1 bis 6 hinter-
einander anordnen, ähnlich
wie im Schema (Fig. 111),
ſo bewirkt dies eine Erhöhung
des Widerſtandes auf den
ſechsfachen Werth. Dieſer
Unterſchied in dem Verhalten
von nebeneinander und hinter-
[Abbildung Fig. 114.]
einandergeſchalteten Leitern in
einem Stromkreiſe muß bei praktiſchen Anwendungen der Elektricität ebenſo
ſorgfältig beachtet werden, wie die Schaltung von Elementen in einer Batterie.
Sowohl bei wiſſenſchaftlichen als auch bei praktiſchen Anwendungen der
Elektricität kommen jedoch außer dieſen einfachen Stromverzweigungen auch noch com-
plicirtere vor. Eine derartige Schaltung beſteht z. B. darin, daß zwei Zweige
eines Stromkreiſes auch untereinander verbunden ſind. Betrachten wir, um in die
hier herrſchenden Verhältniſſe einen Einblick zu gewinnen, zunächſt wieder das
Verhalten fließenden Waſſers. In den Fig 115, 116 und 117 ſind dreierlei
Röhrencombinationen dargeſtellt. In jeder der drei Figuren fließt das Waſſer in
der Richtung des Pfeiles gegen a und findet dort zwei Röhren, durch welche es
nach c überſtrömen kann. Hierbei wird ſich, unter ſonſt gleichen Umſtänden, die
Waſſermenge in den beiden Zweigröhren ſo vertheilen, daß in jene mit größerem
Querſchnitte auch die größere Waſſermenge eintritt, weil dort ein geringerer Wider-
ſtand der Strömung entgegengeſetzt wird. Da beim ungetheilten Rohre c ebenſoviel
Waſſer ausſtrömen ſoll, als bei a einſtrömt, muß die Geſammtmenge des durch
beide Zweigröhren a b c und a d c ſtrömenden Waſſers gleich ſein der Waſſermenge
in dem ungetheilten Rohre.
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/215>, abgerufen am 22.11.2024.
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