Breiten sieht man kaum mehr als eine Röthung des nördlichen Abendhimmels, in der Art, wie sie von großen Bränden bewirkt wird. Das Nordlicht verräth sich in diesen Gegenden jedoch durch Störungen der Magnetnadel, die oft bis um 5 Grade schwankt. In den Polargegenden bildet es eine prächtige, häufig die Form wechselnde Lichterscheinung, welche die langen Nächte theilweise erhellt. Am nördlichen Himmel zeigt sich zunächst ein durch einen hellen Saum eingefaßtes Segment; dann nimmt der Saum an Breite zu, wird glänzender und nach einiger Zeit tauchen aus demselben hellleuchtende Strahlen auf. Länge, Glanz und Form dieser Strahlen sind sehr wandelbar; in den höchsten Breiten, wo sich die Er- scheinung in ihrer schönsten Form zeigt, vereinigen sich diese Strahlen nach oben zu und bilden die sogenannte Corona. Gerland macht darauf aufmerksam, daß diese Nordlichterscheinungen häufig von Blitzen begleitet werden, welche den Cha-
[Abbildung]
Fig. 82.
Das Nordlicht.
rakter der Flächenblitze haben und oft eine und dieselbe scharf begrenzte Stelle des Himmels innerhalb des Nordlichtes momentan erleuchten. Ebenso beobachtete er ein regelmäßig pulsirendes Aufleuchten einer der Corona benachbarten Stelle. Die Corona erscheint an jener Stelle des Himmels, nach welcher der Südpol einer Inclinationsnadel zeigt.
Das Nordlicht gehört der Atmosphäre an; hiefür spricht sowohl der Um- stand, daß es an der Bewegung der Sternenwelt keinen Antheil nimmt, sowie auch zum Theile die spectroskopische Untersuchung desselben. Diese ergab nämlich der Hauptsache nach Anzeigen, welche gleich sind jenen, die glühendes und leuch- tendes Stickgas giebt. Die Angaben über die Höhe des Nordlichtes sind äußerst schwankend; sie variiren zwischen 20 und 100 Meilen.
Ist auch die Natur und die Entstehung des Nordlichtes noch ziemlich unerforscht, so steht doch dessen Zusammenhang mit dem Erdmagnetismus außer
Breiten ſieht man kaum mehr als eine Röthung des nördlichen Abendhimmels, in der Art, wie ſie von großen Bränden bewirkt wird. Das Nordlicht verräth ſich in dieſen Gegenden jedoch durch Störungen der Magnetnadel, die oft bis um 5 Grade ſchwankt. In den Polargegenden bildet es eine prächtige, häufig die Form wechſelnde Lichterſcheinung, welche die langen Nächte theilweiſe erhellt. Am nördlichen Himmel zeigt ſich zunächſt ein durch einen hellen Saum eingefaßtes Segment; dann nimmt der Saum an Breite zu, wird glänzender und nach einiger Zeit tauchen aus demſelben hellleuchtende Strahlen auf. Länge, Glanz und Form dieſer Strahlen ſind ſehr wandelbar; in den höchſten Breiten, wo ſich die Er- ſcheinung in ihrer ſchönſten Form zeigt, vereinigen ſich dieſe Strahlen nach oben zu und bilden die ſogenannte Corona. Gerland macht darauf aufmerkſam, daß dieſe Nordlichterſcheinungen häufig von Blitzen begleitet werden, welche den Cha-
[Abbildung]
Fig. 82.
Das Nordlicht.
rakter der Flächenblitze haben und oft eine und dieſelbe ſcharf begrenzte Stelle des Himmels innerhalb des Nordlichtes momentan erleuchten. Ebenſo beobachtete er ein regelmäßig pulſirendes Aufleuchten einer der Corona benachbarten Stelle. Die Corona erſcheint an jener Stelle des Himmels, nach welcher der Südpol einer Inclinationsnadel zeigt.
Das Nordlicht gehört der Atmoſphäre an; hiefür ſpricht ſowohl der Um- ſtand, daß es an der Bewegung der Sternenwelt keinen Antheil nimmt, ſowie auch zum Theile die ſpectroſkopiſche Unterſuchung desſelben. Dieſe ergab nämlich der Hauptſache nach Anzeigen, welche gleich ſind jenen, die glühendes und leuch- tendes Stickgas giebt. Die Angaben über die Höhe des Nordlichtes ſind äußerſt ſchwankend; ſie variiren zwiſchen 20 und 100 Meilen.
Iſt auch die Natur und die Entſtehung des Nordlichtes noch ziemlich unerforſcht, ſo ſteht doch deſſen Zuſammenhang mit dem Erdmagnetismus außer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0173"n="159"/>
Breiten ſieht man kaum mehr als eine Röthung des nördlichen Abendhimmels, in<lb/>
der Art, wie ſie von großen Bränden bewirkt wird. Das Nordlicht verräth ſich<lb/>
in dieſen Gegenden jedoch durch Störungen der Magnetnadel, die oft bis um<lb/>
5 Grade ſchwankt. In den Polargegenden bildet es eine prächtige, häufig die<lb/>
Form wechſelnde Lichterſcheinung, welche die langen Nächte theilweiſe erhellt. Am<lb/>
nördlichen Himmel zeigt ſich zunächſt ein durch einen hellen Saum eingefaßtes<lb/>
Segment; dann nimmt der Saum an Breite zu, wird glänzender und nach einiger<lb/>
Zeit tauchen aus demſelben hellleuchtende Strahlen auf. Länge, Glanz und Form<lb/>
dieſer Strahlen ſind ſehr wandelbar; in den höchſten Breiten, wo ſich die Er-<lb/>ſcheinung in ihrer ſchönſten Form zeigt, vereinigen ſich dieſe Strahlen nach oben<lb/>
zu und bilden die ſogenannte Corona. <hirendition="#g">Gerland</hi> macht darauf aufmerkſam, daß<lb/>
dieſe Nordlichterſcheinungen häufig von Blitzen begleitet werden, welche den Cha-<lb/><figure><head>Fig. 82.</head><lb/><p>Das Nordlicht.</p></figure><lb/>
rakter der Flächenblitze haben und oft eine und dieſelbe ſcharf begrenzte Stelle des<lb/>
Himmels innerhalb des Nordlichtes momentan erleuchten. Ebenſo beobachtete er<lb/>
ein regelmäßig pulſirendes Aufleuchten einer der Corona benachbarten Stelle. Die<lb/>
Corona erſcheint an jener Stelle des Himmels, nach welcher der Südpol einer<lb/>
Inclinationsnadel zeigt.</p><lb/><p>Das Nordlicht gehört der Atmoſphäre an; hiefür ſpricht ſowohl der Um-<lb/>ſtand, daß es an der Bewegung der Sternenwelt keinen Antheil nimmt, ſowie<lb/>
auch zum Theile die ſpectroſkopiſche Unterſuchung desſelben. Dieſe ergab nämlich<lb/>
der Hauptſache nach Anzeigen, welche gleich ſind jenen, die glühendes und leuch-<lb/>
tendes Stickgas giebt. Die Angaben über die Höhe des Nordlichtes ſind äußerſt<lb/>ſchwankend; ſie variiren zwiſchen 20 und 100 Meilen.</p><lb/><p>Iſt auch die Natur und die Entſtehung des Nordlichtes noch ziemlich<lb/>
unerforſcht, ſo ſteht doch deſſen Zuſammenhang mit dem Erdmagnetismus außer<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[159/0173]
Breiten ſieht man kaum mehr als eine Röthung des nördlichen Abendhimmels, in
der Art, wie ſie von großen Bränden bewirkt wird. Das Nordlicht verräth ſich
in dieſen Gegenden jedoch durch Störungen der Magnetnadel, die oft bis um
5 Grade ſchwankt. In den Polargegenden bildet es eine prächtige, häufig die
Form wechſelnde Lichterſcheinung, welche die langen Nächte theilweiſe erhellt. Am
nördlichen Himmel zeigt ſich zunächſt ein durch einen hellen Saum eingefaßtes
Segment; dann nimmt der Saum an Breite zu, wird glänzender und nach einiger
Zeit tauchen aus demſelben hellleuchtende Strahlen auf. Länge, Glanz und Form
dieſer Strahlen ſind ſehr wandelbar; in den höchſten Breiten, wo ſich die Er-
ſcheinung in ihrer ſchönſten Form zeigt, vereinigen ſich dieſe Strahlen nach oben
zu und bilden die ſogenannte Corona. Gerland macht darauf aufmerkſam, daß
dieſe Nordlichterſcheinungen häufig von Blitzen begleitet werden, welche den Cha-
[Abbildung Fig. 82.
Das Nordlicht.]
rakter der Flächenblitze haben und oft eine und dieſelbe ſcharf begrenzte Stelle des
Himmels innerhalb des Nordlichtes momentan erleuchten. Ebenſo beobachtete er
ein regelmäßig pulſirendes Aufleuchten einer der Corona benachbarten Stelle. Die
Corona erſcheint an jener Stelle des Himmels, nach welcher der Südpol einer
Inclinationsnadel zeigt.
Das Nordlicht gehört der Atmoſphäre an; hiefür ſpricht ſowohl der Um-
ſtand, daß es an der Bewegung der Sternenwelt keinen Antheil nimmt, ſowie
auch zum Theile die ſpectroſkopiſche Unterſuchung desſelben. Dieſe ergab nämlich
der Hauptſache nach Anzeigen, welche gleich ſind jenen, die glühendes und leuch-
tendes Stickgas giebt. Die Angaben über die Höhe des Nordlichtes ſind äußerſt
ſchwankend; ſie variiren zwiſchen 20 und 100 Meilen.
Iſt auch die Natur und die Entſtehung des Nordlichtes noch ziemlich
unerforſcht, ſo ſteht doch deſſen Zuſammenhang mit dem Erdmagnetismus außer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/173>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.