mehrfachen Funken durch die sogenannte Brillantsäule gezeigt werden (Fig. 74). Sie besteht aus einer Glasröhre, die an ihrem Umfange mit einem Stanniol- streifen spiralförmig umklebt ist. An beiden Enden der Röhre steht dieser Stanniol- streifen mit Metallfassungen in leitender Verbindung, deren eine mit der Elektricitäts- quelle, die andere mit der Erde in leitende Verbindung gesetzt ist. Der Stanniol- streifen selbst ist an vielen Stellen durchschnitten, so daß sich die ganze Stanniolspirale
[Abbildung]
Fig. 75.
Elektrischer Funke.
eigentlich aus lauter Leiterstückchen zusammensetzt. An jeder Unterbrechungsstelle muß dann, sobald eine Entladung bewirkt wird, ein Funke auftreten. Anstatt auf einer Röhre kann ein solcher häufig unterbrochener Leiter selbstverständlich auch auf einer Tafel angebracht werden und dann erhält man die so- genannte Brillant- oder Blitztafel.
Das gleichförmige Leuchten des ganzen Funkens und das Ueberspringen desselben in einer geraden Linie hört jedoch sofort auf, wenn die Unterbrechungsstrecke des Schließungs- bogens eine größere wird. Dann ist der durchlaufene Weg nicht mehr geradlinig, sondern zickzackförmig, ähnlich dem des Blitzstrahles, und bei sehr kräftigen Entladungen auf große Schlagweiten gewinnt der Funke die in Fig. 75 ab- gebildete Form. Er ist dann mannigfach gekrümmt und zeigt an seinen Ecken häufig Verästelungen. Die Zickzackform des Funkens will man in der Weise erklären, daß derselbe die Luft vor sich her verdichte, daher dann seitwärts in weniger dichte Luft ausweiche, in dieser Richtung verharre, bis die Verdichtung abermals eine gewisse Größe erreicht hat, dann neuerdings die Richtung verlasse u. s. w. Die Figur läßt auch erkennen, daß die Leuchtkraft des Funkens durchaus nicht an allen Stellen dieselbe ist, indem derselbe nahe am positiven Conductor in Folge der bedeutend größeren Helligkeit erheb- lich breiter erscheint als in seinem weiteren Verlaufe gegen den negativen Conductor hin. Ja, kurz vor diesem selbst ist sogar gewöhnlich ein dunkler Zwischenraum bemerkbar.
Auch die Farbe des Funkens ist dann in jenem Theile, welcher zwischen dem positiven Conductor und der dunklen Stelle liegt, verschieden von jenem Theile, welcher auf dem negativen Conductor aufruht. Die Farben beider ändern sich mit der Natur des Gases, durch welches der Funke überschlägt, und mit der Wahl des Metalles an der Unterbrechungs- stelle des Schließungsbogens. Der elektrische Funke, welcher zwischen Metallen überspringt, ist in Bezug auf seine Farbe mit Hilfe des Spectralapparates untersucht worden und dabei hat sich herausgestellt, daß die Farbe des Funkens nur von der Natur des angewandten Metalles und der des Gases, durch welches sich der Funke Bahn bricht, ab- hängt. Wir werden später noch Gelegenheit haben, auf dieses Verhalten aus- führlicher zurückzukommen. An dieser Stelle soll blos darauf hingewiesen werden, daß diese Beobachtungen die schon früher mitgetheilte Annahme, das Leuchten des elektrischen Funkens sei nur eine secundäre Wirkung der Elektricität, neuerdings bestätigen.
mehrfachen Funken durch die ſogenannte Brillantſäule gezeigt werden (Fig. 74). Sie beſteht aus einer Glasröhre, die an ihrem Umfange mit einem Stanniol- ſtreifen ſpiralförmig umklebt iſt. An beiden Enden der Röhre ſteht dieſer Stanniol- ſtreifen mit Metallfaſſungen in leitender Verbindung, deren eine mit der Elektricitäts- quelle, die andere mit der Erde in leitende Verbindung geſetzt iſt. Der Stanniol- ſtreifen ſelbſt iſt an vielen Stellen durchſchnitten, ſo daß ſich die ganze Stanniolſpirale
[Abbildung]
Fig. 75.
Elektriſcher Funke.
eigentlich aus lauter Leiterſtückchen zuſammenſetzt. An jeder Unterbrechungsſtelle muß dann, ſobald eine Entladung bewirkt wird, ein Funke auftreten. Anſtatt auf einer Röhre kann ein ſolcher häufig unterbrochener Leiter ſelbſtverſtändlich auch auf einer Tafel angebracht werden und dann erhält man die ſo- genannte Brillant- oder Blitztafel.
Das gleichförmige Leuchten des ganzen Funkens und das Ueberſpringen desſelben in einer geraden Linie hört jedoch ſofort auf, wenn die Unterbrechungsſtrecke des Schließungs- bogens eine größere wird. Dann iſt der durchlaufene Weg nicht mehr geradlinig, ſondern zickzackförmig, ähnlich dem des Blitzſtrahles, und bei ſehr kräftigen Entladungen auf große Schlagweiten gewinnt der Funke die in Fig. 75 ab- gebildete Form. Er iſt dann mannigfach gekrümmt und zeigt an ſeinen Ecken häufig Veräſtelungen. Die Zickzackform des Funkens will man in der Weiſe erklären, daß derſelbe die Luft vor ſich her verdichte, daher dann ſeitwärts in weniger dichte Luft ausweiche, in dieſer Richtung verharre, bis die Verdichtung abermals eine gewiſſe Größe erreicht hat, dann neuerdings die Richtung verlaſſe u. ſ. w. Die Figur läßt auch erkennen, daß die Leuchtkraft des Funkens durchaus nicht an allen Stellen dieſelbe iſt, indem derſelbe nahe am poſitiven Conductor in Folge der bedeutend größeren Helligkeit erheb- lich breiter erſcheint als in ſeinem weiteren Verlaufe gegen den negativen Conductor hin. Ja, kurz vor dieſem ſelbſt iſt ſogar gewöhnlich ein dunkler Zwiſchenraum bemerkbar.
Auch die Farbe des Funkens iſt dann in jenem Theile, welcher zwiſchen dem poſitiven Conductor und der dunklen Stelle liegt, verſchieden von jenem Theile, welcher auf dem negativen Conductor aufruht. Die Farben beider ändern ſich mit der Natur des Gaſes, durch welches der Funke überſchlägt, und mit der Wahl des Metalles an der Unterbrechungs- ſtelle des Schließungsbogens. Der elektriſche Funke, welcher zwiſchen Metallen überſpringt, iſt in Bezug auf ſeine Farbe mit Hilfe des Spectralapparates unterſucht worden und dabei hat ſich herausgeſtellt, daß die Farbe des Funkens nur von der Natur des angewandten Metalles und der des Gaſes, durch welches ſich der Funke Bahn bricht, ab- hängt. Wir werden ſpäter noch Gelegenheit haben, auf dieſes Verhalten aus- führlicher zurückzukommen. An dieſer Stelle ſoll blos darauf hingewieſen werden, daß dieſe Beobachtungen die ſchon früher mitgetheilte Annahme, das Leuchten des elektriſchen Funkens ſei nur eine ſecundäre Wirkung der Elektricität, neuerdings beſtätigen.
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mehrfachen Funken durch die ſogenannte Brillantſäule gezeigt werden (Fig. 74).
Sie beſteht aus einer Glasröhre, die an ihrem Umfange mit einem Stanniol-
ſtreifen ſpiralförmig umklebt iſt. An beiden Enden der Röhre ſteht dieſer Stanniol-
ſtreifen mit Metallfaſſungen in leitender Verbindung, deren eine mit der Elektricitäts-
quelle, die andere mit der Erde in leitende Verbindung geſetzt iſt. Der Stanniol-
ſtreifen ſelbſt iſt an vielen Stellen durchſchnitten, ſo daß ſich die ganze Stanniolſpirale
[Abbildung Fig. 75.
Elektriſcher Funke.]
eigentlich aus lauter Leiterſtückchen zuſammenſetzt. An jeder
Unterbrechungsſtelle muß dann, ſobald eine Entladung bewirkt
wird, ein Funke auftreten. Anſtatt auf einer Röhre kann ein
ſolcher häufig unterbrochener Leiter ſelbſtverſtändlich auch auf
einer Tafel angebracht werden und dann erhält man die ſo-
genannte Brillant- oder Blitztafel.
Das gleichförmige Leuchten des ganzen Funkens und
das Ueberſpringen desſelben in einer geraden Linie hört jedoch
ſofort auf, wenn die Unterbrechungsſtrecke des Schließungs-
bogens eine größere wird. Dann iſt der durchlaufene Weg
nicht mehr geradlinig, ſondern zickzackförmig, ähnlich dem
des Blitzſtrahles, und bei ſehr kräftigen Entladungen auf
große Schlagweiten gewinnt der Funke die in Fig. 75 ab-
gebildete Form. Er iſt dann mannigfach gekrümmt und zeigt
an ſeinen Ecken häufig Veräſtelungen. Die Zickzackform des
Funkens will man in der Weiſe erklären, daß derſelbe die
Luft vor ſich her verdichte, daher dann ſeitwärts in weniger
dichte Luft ausweiche, in dieſer Richtung verharre, bis die
Verdichtung abermals eine gewiſſe Größe erreicht hat, dann
neuerdings die Richtung verlaſſe u. ſ. w. Die Figur läßt
auch erkennen, daß die Leuchtkraft des Funkens durchaus nicht
an allen Stellen dieſelbe iſt, indem derſelbe nahe am poſitiven
Conductor in Folge der bedeutend größeren Helligkeit erheb-
lich breiter erſcheint als in ſeinem weiteren Verlaufe gegen
den negativen Conductor hin. Ja, kurz vor dieſem ſelbſt
iſt ſogar gewöhnlich ein dunkler Zwiſchenraum bemerkbar.
Auch die Farbe des Funkens iſt dann in jenem Theile,
welcher zwiſchen dem poſitiven Conductor und der dunklen
Stelle liegt, verſchieden von jenem Theile, welcher auf dem
negativen Conductor aufruht. Die Farben beider ändern ſich
mit der Natur des Gaſes, durch welches der Funke überſchlägt,
und mit der Wahl des Metalles an der Unterbrechungs-
ſtelle des Schließungsbogens. Der elektriſche Funke, welcher
zwiſchen Metallen überſpringt, iſt in Bezug auf ſeine
Farbe mit Hilfe des Spectralapparates unterſucht worden und dabei hat ſich
herausgeſtellt, daß die Farbe des Funkens nur von der Natur des angewandten
Metalles und der des Gaſes, durch welches ſich der Funke Bahn bricht, ab-
hängt. Wir werden ſpäter noch Gelegenheit haben, auf dieſes Verhalten aus-
führlicher zurückzukommen. An dieſer Stelle ſoll blos darauf hingewieſen werden,
daß dieſe Beobachtungen die ſchon früher mitgetheilte Annahme, das Leuchten des
elektriſchen Funkens ſei nur eine ſecundäre Wirkung der Elektricität, neuerdings
beſtätigen.
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/158>, abgerufen am 24.11.2024.
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