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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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entladung eintreten kann, so sicht man vom positiven Conductor ein Lichtbüschel aus-
gehen, dessen Strahlen zunächst auseinanderweichen, dann sich aber wieder einander
nähern; auf dem gegenüber befindlichen Leiter, welcher durch Influenz gleichfalls
elektrisch werden muß, strömt die negative Elektricität in der Richtung gegen den
Conductor aus. Diese Ausströmung negativer Elektricität zeigt sich aber von dem
Aussehen des positiven Büschels verschieden. Man sieht nämlich an der Aus-
strömungsstelle kein strahlenförmiges Lichtbüschel, sondern nur einen Lichtschein,
eine Lichtwolke, die auf dem Leiter aufsitzt und keine einzelnen Strahlen erkennen
läßt. Dieser Lichtschein ist auch in der Regel anders gefärbt,
als das Lichtbüschel. Man nennt diese Form des elektrischen
Lichtes das Glimmlicht im Gegensatze zu dem Büschel-
lichte
, welches die positive Elektricität bewirkt. Wir werden
die Unterschiede dieser beiden später noch genauer kennen lernen.
Eine Versinnlichung der ganzen Er-
scheinung ist in Fig. 73 versucht.

Die Lichterscheinungen, hervor-
gerufen durch elektrische Entladungen,
werden auch im Tageslichte sichtbar,
wenn die Entladungen unter Funken-
überschlagen vor sich gehen. Auch hier
zeigen sich Verschiedenheiten, je nach
der Art, in welcher der Funke hervor-
gerufen wird. Er wird länger oder
kürzer, je nachdem die Dichtigkeit der
Elektricität größer oder geringer ist.
Die Intensität des Funkens ist mit der
durch denselben Entladungsstrom an
derselben Stelle entwickelten Wärme auf
das innigste verknüpft.

Masson fand durch messende
Versuche, daß diese Lichtstärke der er-
regten Wärmemenge proportional ist.
Dieses Verhalten giebt einen Finger-
zeig, daß die Lichterscheinung nicht
eine directe Wirkung der Elektricität,
sondern nur eine secundäre, eine durch
die gleichzeitig auftretende Temperatur-
erhöhung hervorgerufene Wirkung ist.

[Abbildung] Fig. 73.

Glimm- und Büschellicht.

[Abbildung] Fig. 74.

Brillantröhre.

Die Betrachtung der Farben des elektrischen Funkens wird uns diese Erklärung
ebenfalls bestätigen.

Ueberspringt ein kräftiger Funke nur einen kleinen Zwischenraum, so erscheint
er in seiner ganzen Länge gleich hell und bewegt sich während seines Ueber-
springens in einer geraden Linie. Man kann auch in einem Schließungsbogen
mehrere Unterbrechungsstellen anordnen, welche dann der Funke gleichzeitig über-
springt, so lange die Summe aller Unterbrechungsstellen keine größere Unterbrechung
des Schließungsbogens darstellt, als der Funke zu überschlagen überhaupt im Stande
ist. Eine entsprechende Anordnung dieser Unterbrechungsstellen gestattet natürlich
auch, Schriftzüge, Figuren etc. zusammenzusetzen. In einfacher Weise können diese

entladung eintreten kann, ſo ſicht man vom poſitiven Conductor ein Lichtbüſchel aus-
gehen, deſſen Strahlen zunächſt auseinanderweichen, dann ſich aber wieder einander
nähern; auf dem gegenüber befindlichen Leiter, welcher durch Influenz gleichfalls
elektriſch werden muß, ſtrömt die negative Elektricität in der Richtung gegen den
Conductor aus. Dieſe Ausſtrömung negativer Elektricität zeigt ſich aber von dem
Ausſehen des poſitiven Büſchels verſchieden. Man ſieht nämlich an der Aus-
ſtrömungsſtelle kein ſtrahlenförmiges Lichtbüſchel, ſondern nur einen Lichtſchein,
eine Lichtwolke, die auf dem Leiter aufſitzt und keine einzelnen Strahlen erkennen
läßt. Dieſer Lichtſchein iſt auch in der Regel anders gefärbt,
als das Lichtbüſchel. Man nennt dieſe Form des elektriſchen
Lichtes das Glimmlicht im Gegenſatze zu dem Büſchel-
lichte
, welches die poſitive Elektricität bewirkt. Wir werden
die Unterſchiede dieſer beiden ſpäter noch genauer kennen lernen.
Eine Verſinnlichung der ganzen Er-
ſcheinung iſt in Fig. 73 verſucht.

Die Lichterſcheinungen, hervor-
gerufen durch elektriſche Entladungen,
werden auch im Tageslichte ſichtbar,
wenn die Entladungen unter Funken-
überſchlagen vor ſich gehen. Auch hier
zeigen ſich Verſchiedenheiten, je nach
der Art, in welcher der Funke hervor-
gerufen wird. Er wird länger oder
kürzer, je nachdem die Dichtigkeit der
Elektricität größer oder geringer iſt.
Die Intenſität des Funkens iſt mit der
durch denſelben Entladungsſtrom an
derſelben Stelle entwickelten Wärme auf
das innigſte verknüpft.

Maſſon fand durch meſſende
Verſuche, daß dieſe Lichtſtärke der er-
regten Wärmemenge proportional iſt.
Dieſes Verhalten giebt einen Finger-
zeig, daß die Lichterſcheinung nicht
eine directe Wirkung der Elektricität,
ſondern nur eine ſecundäre, eine durch
die gleichzeitig auftretende Temperatur-
erhöhung hervorgerufene Wirkung iſt.

[Abbildung] Fig. 73.

Glimm- und Büſchellicht.

[Abbildung] Fig. 74.

Brillantröhre.

Die Betrachtung der Farben des elektriſchen Funkens wird uns dieſe Erklärung
ebenfalls beſtätigen.

Ueberſpringt ein kräftiger Funke nur einen kleinen Zwiſchenraum, ſo erſcheint
er in ſeiner ganzen Länge gleich hell und bewegt ſich während ſeines Ueber-
ſpringens in einer geraden Linie. Man kann auch in einem Schließungsbogen
mehrere Unterbrechungsſtellen anordnen, welche dann der Funke gleichzeitig über-
ſpringt, ſo lange die Summe aller Unterbrechungsſtellen keine größere Unterbrechung
des Schließungsbogens darſtellt, als der Funke zu überſchlagen überhaupt im Stande
iſt. Eine entſprechende Anordnung dieſer Unterbrechungsſtellen geſtattet natürlich
auch, Schriftzüge, Figuren ꝛc. zuſammenzuſetzen. In einfacher Weiſe können dieſe

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[143/0157] entladung eintreten kann, ſo ſicht man vom poſitiven Conductor ein Lichtbüſchel aus- gehen, deſſen Strahlen zunächſt auseinanderweichen, dann ſich aber wieder einander nähern; auf dem gegenüber befindlichen Leiter, welcher durch Influenz gleichfalls elektriſch werden muß, ſtrömt die negative Elektricität in der Richtung gegen den Conductor aus. Dieſe Ausſtrömung negativer Elektricität zeigt ſich aber von dem Ausſehen des poſitiven Büſchels verſchieden. Man ſieht nämlich an der Aus- ſtrömungsſtelle kein ſtrahlenförmiges Lichtbüſchel, ſondern nur einen Lichtſchein, eine Lichtwolke, die auf dem Leiter aufſitzt und keine einzelnen Strahlen erkennen läßt. Dieſer Lichtſchein iſt auch in der Regel anders gefärbt, als das Lichtbüſchel. Man nennt dieſe Form des elektriſchen Lichtes das Glimmlicht im Gegenſatze zu dem Büſchel- lichte, welches die poſitive Elektricität bewirkt. Wir werden die Unterſchiede dieſer beiden ſpäter noch genauer kennen lernen. Eine Verſinnlichung der ganzen Er- ſcheinung iſt in Fig. 73 verſucht. Die Lichterſcheinungen, hervor- gerufen durch elektriſche Entladungen, werden auch im Tageslichte ſichtbar, wenn die Entladungen unter Funken- überſchlagen vor ſich gehen. Auch hier zeigen ſich Verſchiedenheiten, je nach der Art, in welcher der Funke hervor- gerufen wird. Er wird länger oder kürzer, je nachdem die Dichtigkeit der Elektricität größer oder geringer iſt. Die Intenſität des Funkens iſt mit der durch denſelben Entladungsſtrom an derſelben Stelle entwickelten Wärme auf das innigſte verknüpft. Maſſon fand durch meſſende Verſuche, daß dieſe Lichtſtärke der er- regten Wärmemenge proportional iſt. Dieſes Verhalten giebt einen Finger- zeig, daß die Lichterſcheinung nicht eine directe Wirkung der Elektricität, ſondern nur eine ſecundäre, eine durch die gleichzeitig auftretende Temperatur- erhöhung hervorgerufene Wirkung iſt. [Abbildung Fig. 73. Glimm- und Büſchellicht.] [Abbildung Fig. 74. Brillantröhre.] Die Betrachtung der Farben des elektriſchen Funkens wird uns dieſe Erklärung ebenfalls beſtätigen. Ueberſpringt ein kräftiger Funke nur einen kleinen Zwiſchenraum, ſo erſcheint er in ſeiner ganzen Länge gleich hell und bewegt ſich während ſeines Ueber- ſpringens in einer geraden Linie. Man kann auch in einem Schließungsbogen mehrere Unterbrechungsſtellen anordnen, welche dann der Funke gleichzeitig über- ſpringt, ſo lange die Summe aller Unterbrechungsſtellen keine größere Unterbrechung des Schließungsbogens darſtellt, als der Funke zu überſchlagen überhaupt im Stande iſt. Eine entſprechende Anordnung dieſer Unterbrechungsſtellen geſtattet natürlich auch, Schriftzüge, Figuren ꝛc. zuſammenzuſetzen. In einfacher Weiſe können dieſe

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/157>, abgerufen am 24.11.2024.