Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Dieses Verfahren erlaubt, nicht nur sehr geringe Elektricitätsmengen überhaupt
nachzuweisen, sondern es gestattet auch, mit Hilfe eines zweiten Versuches die Art des
elektrischen Zustandes zu bestimmen. Wie wir bereits erfahren haben, genügt hierzu
die Annäherung einer geriebenen Glas- oder Harzstange an das Elektroskop. Hat
man jedoch Messungen auszuführen, so genügt hierzu der eben beschriebene Apparat
keineswegs. Dazu bedient man sich des von Kohlrausch angegebenen Instrumentes,
dessen Abbildung wir in Fig. 56 vorführen. Zwei Messingscheiben t t im Durch-
messer von beiläufig 15 Centimeter sind an horizontalen Stäben befestigt und
diese durch Schellack in die aus gut ausgetrocknetem Holze verfertigten Träger b
und c eingekittet. Die Scheiben sind auf den einander zugewandten Flächen ver-
goldet, die Enden der Stäbe mit Klemmschrauben zur Aufnahme der Leitungsdrähte
versehen. Die Träger mit ihren Fußplatten ruhen auf der Grundplatte a des
ganzen Apparates, welche durch Stellschrauben horizontal gestellt werden kann.
Der Träger b läßt sich gegen den Träger c verschieben, zu welchem Behufe er

[Abbildung] Fig. 56.

Condensator nach Kohlrausch.

an der Unterseite seiner Fußplatte zwei Gabeln trägt, welche ein dreiseitiges, auf
a befestigtes Stahlprisma umfassen; außerdem, um ein Umkippen auszuschließen,
schleifen zwei in der Fußplatte angebrachte Stellschrauben noch auf zwei Messing-
streifen, die an der Grundplatte a angebracht sind. Eine seidene Schnur, mit ihrem
einen Ende an b befestigt, dann über zwei Rollen laufend, trägt am anderen Ende
ein Gewicht und strebt durch dieses den Träger b gegen c zu bewegen. Die Aus-
führung dieser Bewegung wird durch eine bei d angebrachte Feder so lange ge-
hindert, als diese nicht gehoben wird. Der Hangriff e dient dann dazu, die
Bewegung zu mäßigen oder auch, um b von c zu entfernen.

Der Träger c gestattet keine fortschreitende Bewegung gegen b, sondern besitzt
nur Vorrichtungen, um die an ihn befestigte Condensatorplatte parallel zur Con-
densatorplatte des Trägers b stellen zu können. Zu diesem Zwecke ist der Träger c
durch Schraube und Mutter bei f so befestigt, daß er sich um diese drehen und
auch ein klein wenig neigen kann. Die Drehung, also die Bewegung der Fußplatte in
einer horizontalen Ebene, wird durch die Druckschraube k und die ihr entgegenwirkende
Feder i bewirkt; die Neigung kann durch eine bei g befindliche Druckschraube und
die dieser entgegenwirkende Feder bei h verändert werden. Eine seitliche Neigung

Dieſes Verfahren erlaubt, nicht nur ſehr geringe Elektricitätsmengen überhaupt
nachzuweiſen, ſondern es geſtattet auch, mit Hilfe eines zweiten Verſuches die Art des
elektriſchen Zuſtandes zu beſtimmen. Wie wir bereits erfahren haben, genügt hierzu
die Annäherung einer geriebenen Glas- oder Harzſtange an das Elektroſkop. Hat
man jedoch Meſſungen auszuführen, ſo genügt hierzu der eben beſchriebene Apparat
keineswegs. Dazu bedient man ſich des von Kohlrauſch angegebenen Inſtrumentes,
deſſen Abbildung wir in Fig. 56 vorführen. Zwei Meſſingſcheiben t t im Durch-
meſſer von beiläufig 15 Centimeter ſind an horizontalen Stäben befeſtigt und
dieſe durch Schellack in die aus gut ausgetrocknetem Holze verfertigten Träger b
und c eingekittet. Die Scheiben ſind auf den einander zugewandten Flächen ver-
goldet, die Enden der Stäbe mit Klemmſchrauben zur Aufnahme der Leitungsdrähte
verſehen. Die Träger mit ihren Fußplatten ruhen auf der Grundplatte a des
ganzen Apparates, welche durch Stellſchrauben horizontal geſtellt werden kann.
Der Träger b läßt ſich gegen den Träger c verſchieben, zu welchem Behufe er

[Abbildung] Fig. 56.

Condenſator nach Kohlrauſch.

an der Unterſeite ſeiner Fußplatte zwei Gabeln trägt, welche ein dreiſeitiges, auf
a befeſtigtes Stahlprisma umfaſſen; außerdem, um ein Umkippen auszuſchließen,
ſchleifen zwei in der Fußplatte angebrachte Stellſchrauben noch auf zwei Meſſing-
ſtreifen, die an der Grundplatte a angebracht ſind. Eine ſeidene Schnur, mit ihrem
einen Ende an b befeſtigt, dann über zwei Rollen laufend, trägt am anderen Ende
ein Gewicht und ſtrebt durch dieſes den Träger b gegen c zu bewegen. Die Aus-
führung dieſer Bewegung wird durch eine bei d angebrachte Feder ſo lange ge-
hindert, als dieſe nicht gehoben wird. Der Hangriff e dient dann dazu, die
Bewegung zu mäßigen oder auch, um b von c zu entfernen.

Der Träger c geſtattet keine fortſchreitende Bewegung gegen b, ſondern beſitzt
nur Vorrichtungen, um die an ihn befeſtigte Condenſatorplatte parallel zur Con-
denſatorplatte des Trägers b ſtellen zu können. Zu dieſem Zwecke iſt der Träger c
durch Schraube und Mutter bei f ſo befeſtigt, daß er ſich um dieſe drehen und
auch ein klein wenig neigen kann. Die Drehung, alſo die Bewegung der Fußplatte in
einer horizontalen Ebene, wird durch die Druckſchraube k und die ihr entgegenwirkende
Feder i bewirkt; die Neigung kann durch eine bei g befindliche Druckſchraube und
die dieſer entgegenwirkende Feder bei h verändert werden. Eine ſeitliche Neigung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0130" n="116"/>
              <p>Die&#x017F;es Verfahren erlaubt, nicht nur &#x017F;ehr geringe Elektricitätsmengen überhaupt<lb/>
nachzuwei&#x017F;en, &#x017F;ondern es ge&#x017F;tattet auch, mit Hilfe eines zweiten Ver&#x017F;uches die Art des<lb/>
elektri&#x017F;chen Zu&#x017F;tandes zu be&#x017F;timmen. Wie wir bereits erfahren haben, genügt hierzu<lb/>
die Annäherung einer geriebenen Glas- oder Harz&#x017F;tange an das Elektro&#x017F;kop. Hat<lb/>
man jedoch Me&#x017F;&#x017F;ungen auszuführen, &#x017F;o genügt hierzu der eben be&#x017F;chriebene Apparat<lb/>
keineswegs. Dazu bedient man &#x017F;ich des von <hi rendition="#g">Kohlrau&#x017F;ch</hi> angegebenen In&#x017F;trumentes,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Abbildung wir in Fig. 56 vorführen. Zwei Me&#x017F;&#x017F;ing&#x017F;cheiben <hi rendition="#aq">t t</hi> im Durch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er von beiläufig 15 Centimeter &#x017F;ind an horizontalen Stäben befe&#x017F;tigt und<lb/>
die&#x017F;e durch Schellack in die aus gut ausgetrocknetem Holze verfertigten Träger <hi rendition="#aq">b</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">c</hi> eingekittet. Die Scheiben &#x017F;ind auf den einander zugewandten Flächen ver-<lb/>
goldet, die Enden der Stäbe mit Klemm&#x017F;chrauben zur Aufnahme der Leitungsdrähte<lb/>
ver&#x017F;ehen. Die Träger mit ihren Fußplatten ruhen auf der Grundplatte <hi rendition="#aq">a</hi> des<lb/>
ganzen Apparates, welche durch Stell&#x017F;chrauben horizontal ge&#x017F;tellt werden kann.<lb/>
Der Träger <hi rendition="#aq">b</hi> läßt &#x017F;ich gegen den Träger <hi rendition="#aq">c</hi> ver&#x017F;chieben, zu welchem Behufe er<lb/><figure><head>Fig. 56.</head><lb/><p>Conden&#x017F;ator nach Kohlrau&#x017F;ch.</p></figure><lb/>
an der Unter&#x017F;eite &#x017F;einer Fußplatte zwei Gabeln trägt, welche ein drei&#x017F;eitiges, auf<lb/><hi rendition="#aq">a</hi> befe&#x017F;tigtes Stahlprisma umfa&#x017F;&#x017F;en; außerdem, um ein Umkippen auszu&#x017F;chließen,<lb/>
&#x017F;chleifen zwei in der Fußplatte angebrachte Stell&#x017F;chrauben noch auf zwei Me&#x017F;&#x017F;ing-<lb/>
&#x017F;treifen, die an der Grundplatte <hi rendition="#aq">a</hi> angebracht &#x017F;ind. Eine &#x017F;eidene Schnur, mit ihrem<lb/>
einen Ende an <hi rendition="#aq">b</hi> befe&#x017F;tigt, dann über zwei Rollen laufend, trägt am anderen Ende<lb/>
ein Gewicht und &#x017F;trebt durch die&#x017F;es den Träger <hi rendition="#aq">b</hi> gegen <hi rendition="#aq">c</hi> zu bewegen. Die Aus-<lb/>
führung die&#x017F;er Bewegung wird durch eine bei <hi rendition="#aq">d</hi> angebrachte Feder &#x017F;o lange ge-<lb/>
hindert, als die&#x017F;e nicht gehoben wird. Der Hangriff <hi rendition="#aq">e</hi> dient dann dazu, die<lb/>
Bewegung zu mäßigen oder auch, um <hi rendition="#aq">b</hi> von <hi rendition="#aq">c</hi> zu entfernen.</p><lb/>
              <p>Der Träger <hi rendition="#aq">c</hi> ge&#x017F;tattet keine fort&#x017F;chreitende Bewegung gegen <hi rendition="#aq">b</hi>, &#x017F;ondern be&#x017F;itzt<lb/>
nur Vorrichtungen, um die an ihn befe&#x017F;tigte Conden&#x017F;atorplatte parallel zur Con-<lb/>
den&#x017F;atorplatte des Trägers <hi rendition="#aq">b</hi> &#x017F;tellen zu können. Zu die&#x017F;em Zwecke i&#x017F;t der Träger <hi rendition="#aq">c</hi><lb/>
durch Schraube und Mutter bei <hi rendition="#aq">f</hi> &#x017F;o befe&#x017F;tigt, daß er &#x017F;ich um die&#x017F;e drehen und<lb/>
auch ein klein wenig neigen kann. Die Drehung, al&#x017F;o die Bewegung der Fußplatte in<lb/>
einer horizontalen Ebene, wird durch die Druck&#x017F;chraube <hi rendition="#aq">k</hi> und die ihr entgegenwirkende<lb/>
Feder <hi rendition="#aq">i</hi> bewirkt; die Neigung kann durch eine bei <hi rendition="#aq">g</hi> befindliche Druck&#x017F;chraube und<lb/>
die die&#x017F;er entgegenwirkende Feder bei <hi rendition="#aq">h</hi> verändert werden. Eine &#x017F;eitliche Neigung<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0130] Dieſes Verfahren erlaubt, nicht nur ſehr geringe Elektricitätsmengen überhaupt nachzuweiſen, ſondern es geſtattet auch, mit Hilfe eines zweiten Verſuches die Art des elektriſchen Zuſtandes zu beſtimmen. Wie wir bereits erfahren haben, genügt hierzu die Annäherung einer geriebenen Glas- oder Harzſtange an das Elektroſkop. Hat man jedoch Meſſungen auszuführen, ſo genügt hierzu der eben beſchriebene Apparat keineswegs. Dazu bedient man ſich des von Kohlrauſch angegebenen Inſtrumentes, deſſen Abbildung wir in Fig. 56 vorführen. Zwei Meſſingſcheiben t t im Durch- meſſer von beiläufig 15 Centimeter ſind an horizontalen Stäben befeſtigt und dieſe durch Schellack in die aus gut ausgetrocknetem Holze verfertigten Träger b und c eingekittet. Die Scheiben ſind auf den einander zugewandten Flächen ver- goldet, die Enden der Stäbe mit Klemmſchrauben zur Aufnahme der Leitungsdrähte verſehen. Die Träger mit ihren Fußplatten ruhen auf der Grundplatte a des ganzen Apparates, welche durch Stellſchrauben horizontal geſtellt werden kann. Der Träger b läßt ſich gegen den Träger c verſchieben, zu welchem Behufe er [Abbildung Fig. 56. Condenſator nach Kohlrauſch.] an der Unterſeite ſeiner Fußplatte zwei Gabeln trägt, welche ein dreiſeitiges, auf a befeſtigtes Stahlprisma umfaſſen; außerdem, um ein Umkippen auszuſchließen, ſchleifen zwei in der Fußplatte angebrachte Stellſchrauben noch auf zwei Meſſing- ſtreifen, die an der Grundplatte a angebracht ſind. Eine ſeidene Schnur, mit ihrem einen Ende an b befeſtigt, dann über zwei Rollen laufend, trägt am anderen Ende ein Gewicht und ſtrebt durch dieſes den Träger b gegen c zu bewegen. Die Aus- führung dieſer Bewegung wird durch eine bei d angebrachte Feder ſo lange ge- hindert, als dieſe nicht gehoben wird. Der Hangriff e dient dann dazu, die Bewegung zu mäßigen oder auch, um b von c zu entfernen. Der Träger c geſtattet keine fortſchreitende Bewegung gegen b, ſondern beſitzt nur Vorrichtungen, um die an ihn befeſtigte Condenſatorplatte parallel zur Con- denſatorplatte des Trägers b ſtellen zu können. Zu dieſem Zwecke iſt der Träger c durch Schraube und Mutter bei f ſo befeſtigt, daß er ſich um dieſe drehen und auch ein klein wenig neigen kann. Die Drehung, alſo die Bewegung der Fußplatte in einer horizontalen Ebene, wird durch die Druckſchraube k und die ihr entgegenwirkende Feder i bewirkt; die Neigung kann durch eine bei g befindliche Druckſchraube und die dieſer entgegenwirkende Feder bei h verändert werden. Eine ſeitliche Neigung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/130
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/130>, abgerufen am 24.11.2024.