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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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unsere Abbildung zeigt, oder er steht auf einem eigenen vom Kessel unabhängigen
Gestelle. Auf diesem Conductor sammelt sich dann die positive Elektricität, während
sich die negative auf dem Kessel vertheilt.

Die Maschine der Royal polytechnie institution in London besitzt nach
Wüllner's Angabe 46 Ausflußöffnungen und ist eine der wirksamsten Elektrisir-
maschinen, die es überhaupt giebt. Die größte Maschine, welche gebaut wurde,
soll nach Cazin jene der Faculte des sciences von Paris sein. Diese hat 80 Aus-
flußröhren und giebt Funken von mehreren Decimetern Länge. Sie befindet sich in
der Maschinengallerie des Conservatoire des arts et metiers.

Schon im Jahre 1762 hatte Wilke eine elektrisirte Glasplatte auf alle ihre
Eigenschaften sorgfältig untersucht, aber allerdings nicht daran gedacht, einen eigenen
darauf gegründeten Apparat zu construiren. Dies führte erst Volta aus, indem er
den Elektrophor erfand (1775).

In einer flachen, tellerartigen Metallform, Fig. 49, befindet sich ein bei-
läufig 1 Centimeter starker Harzkuchen A, welchem man eine möglichst ebene
und blasenfreie Oberfläche zu geben sucht. Auf
dieser ruht ein einfacher oder aus zwei Metall-
platten B und C bestehender Deckel, welcher
isolirt abgehoben werden kann. Zu diesem
Zwecke zeigt die obere Platte des Doppel-
deckels eine Handhabe i aus Glas; die beiden
Metallplatten sind durch Seidenschnüre miteinander
verbunden. Zur Erklärung der Wirkungsweise
dieses Apparates möge die schematische Zeich-
nung, Fig. 50, dienen; M bezeichnet in dieser
die metallische Form, H den Harzkuchen, D
den metallischen Deckel und G den isolirenden
Glasgriff.

Man macht zunächst den Harzkuchen durch
Reiben negativ elektrisch, indem man den Kuchen
mit einem Fuchsschwanze peitscht. Wird dann der

[Abbildung] Fig. 49.

Elektrophor.

Deckel aufgesetzt, so wirkt die negative Elektricität des Kuchens influenzirend auf den
Deckel; die positive Elektricität, Influenzelektricität erster Art, wird durch die negative
Elektricität des Harzkuchens an der unteren Fläche des Deckels festgehalten, die
negative Elektricität, Influenzelektricität zweiter Art, gegen die obere Fläche des
Deckels zurückgestoßen. Berührt man jetzt die obere Seite des Deckels ableitend,
so fließt die negative Elektricität zur Erde ab, während die positive noch durch
die negative Elektricität des Kuchens im Deckel festgehalten wird. Hebt man den
Deckel an dem isolirenden Glasgriffe ab, so erscheint ersterer positiv elektrisch. Die
positive Elektricität des Deckels kann dann beliebig verwendet werden; der Harz-
kuchen hat hierbei an seiner Ladung nichts verloren. Man kann den Deckel nach
seiner Entladung neuerdings auf den Harzkuchen bringen, wieder ableitend berühren
und erhält ihn dann nach dem Abheben abermals positiv elektrisch. Daß im Metall-
deckel sich wirklich diese Vorgänge abspielen, kann durch den in Fig. 49 abgebildeten
Elektrophor gezeigt werden. Man setzt nämlich, nachdem der Harzkuchen gepeitscht
wurde, den Doppeldeckel B C auf, wobei die beiden Platten, welche durch die
Seidenschnüre i miteinander verbunden sind, aufeinander zu liegen kommen und
daher in metallischer Berührung stehen. Durch die Influenzwirkung der negativen

unſere Abbildung zeigt, oder er ſteht auf einem eigenen vom Keſſel unabhängigen
Geſtelle. Auf dieſem Conductor ſammelt ſich dann die poſitive Elektricität, während
ſich die negative auf dem Keſſel vertheilt.

Die Maſchine der Royal polytechnie institution in London beſitzt nach
Wüllner’s Angabe 46 Ausflußöffnungen und iſt eine der wirkſamſten Elektriſir-
maſchinen, die es überhaupt giebt. Die größte Maſchine, welche gebaut wurde,
ſoll nach Cazin jene der Faculté des sciences von Paris ſein. Dieſe hat 80 Aus-
flußröhren und giebt Funken von mehreren Decimetern Länge. Sie befindet ſich in
der Maſchinengallerie des Conservatoire des arts et métiers.

Schon im Jahre 1762 hatte Wilke eine elektriſirte Glasplatte auf alle ihre
Eigenſchaften ſorgfältig unterſucht, aber allerdings nicht daran gedacht, einen eigenen
darauf gegründeten Apparat zu conſtruiren. Dies führte erſt Volta aus, indem er
den Elektrophor erfand (1775).

In einer flachen, tellerartigen Metallform, Fig. 49, befindet ſich ein bei-
läufig 1 Centimeter ſtarker Harzkuchen A, welchem man eine möglichſt ebene
und blaſenfreie Oberfläche zu geben ſucht. Auf
dieſer ruht ein einfacher oder aus zwei Metall-
platten B und C beſtehender Deckel, welcher
iſolirt abgehoben werden kann. Zu dieſem
Zwecke zeigt die obere Platte des Doppel-
deckels eine Handhabe i aus Glas; die beiden
Metallplatten ſind durch Seidenſchnüre miteinander
verbunden. Zur Erklärung der Wirkungsweiſe
dieſes Apparates möge die ſchematiſche Zeich-
nung, Fig. 50, dienen; M bezeichnet in dieſer
die metalliſche Form, H den Harzkuchen, D
den metalliſchen Deckel und G den iſolirenden
Glasgriff.

Man macht zunächſt den Harzkuchen durch
Reiben negativ elektriſch, indem man den Kuchen
mit einem Fuchsſchwanze peitſcht. Wird dann der

[Abbildung] Fig. 49.

Elektrophor.

Deckel aufgeſetzt, ſo wirkt die negative Elektricität des Kuchens influenzirend auf den
Deckel; die poſitive Elektricität, Influenzelektricität erſter Art, wird durch die negative
Elektricität des Harzkuchens an der unteren Fläche des Deckels feſtgehalten, die
negative Elektricität, Influenzelektricität zweiter Art, gegen die obere Fläche des
Deckels zurückgeſtoßen. Berührt man jetzt die obere Seite des Deckels ableitend,
ſo fließt die negative Elektricität zur Erde ab, während die poſitive noch durch
die negative Elektricität des Kuchens im Deckel feſtgehalten wird. Hebt man den
Deckel an dem iſolirenden Glasgriffe ab, ſo erſcheint erſterer poſitiv elektriſch. Die
poſitive Elektricität des Deckels kann dann beliebig verwendet werden; der Harz-
kuchen hat hierbei an ſeiner Ladung nichts verloren. Man kann den Deckel nach
ſeiner Entladung neuerdings auf den Harzkuchen bringen, wieder ableitend berühren
und erhält ihn dann nach dem Abheben abermals poſitiv elektriſch. Daß im Metall-
deckel ſich wirklich dieſe Vorgänge abſpielen, kann durch den in Fig. 49 abgebildeten
Elektrophor gezeigt werden. Man ſetzt nämlich, nachdem der Harzkuchen gepeitſcht
wurde, den Doppeldeckel B C auf, wobei die beiden Platten, welche durch die
Seidenſchnüre i miteinander verbunden ſind, aufeinander zu liegen kommen und
daher in metalliſcher Berührung ſtehen. Durch die Influenzwirkung der negativen

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[103/0117] unſere Abbildung zeigt, oder er ſteht auf einem eigenen vom Keſſel unabhängigen Geſtelle. Auf dieſem Conductor ſammelt ſich dann die poſitive Elektricität, während ſich die negative auf dem Keſſel vertheilt. Die Maſchine der Royal polytechnie institution in London beſitzt nach Wüllner’s Angabe 46 Ausflußöffnungen und iſt eine der wirkſamſten Elektriſir- maſchinen, die es überhaupt giebt. Die größte Maſchine, welche gebaut wurde, ſoll nach Cazin jene der Faculté des sciences von Paris ſein. Dieſe hat 80 Aus- flußröhren und giebt Funken von mehreren Decimetern Länge. Sie befindet ſich in der Maſchinengallerie des Conservatoire des arts et métiers. Schon im Jahre 1762 hatte Wilke eine elektriſirte Glasplatte auf alle ihre Eigenſchaften ſorgfältig unterſucht, aber allerdings nicht daran gedacht, einen eigenen darauf gegründeten Apparat zu conſtruiren. Dies führte erſt Volta aus, indem er den Elektrophor erfand (1775). In einer flachen, tellerartigen Metallform, Fig. 49, befindet ſich ein bei- läufig 1 Centimeter ſtarker Harzkuchen A, welchem man eine möglichſt ebene und blaſenfreie Oberfläche zu geben ſucht. Auf dieſer ruht ein einfacher oder aus zwei Metall- platten B und C beſtehender Deckel, welcher iſolirt abgehoben werden kann. Zu dieſem Zwecke zeigt die obere Platte des Doppel- deckels eine Handhabe i aus Glas; die beiden Metallplatten ſind durch Seidenſchnüre miteinander verbunden. Zur Erklärung der Wirkungsweiſe dieſes Apparates möge die ſchematiſche Zeich- nung, Fig. 50, dienen; M bezeichnet in dieſer die metalliſche Form, H den Harzkuchen, D den metalliſchen Deckel und G den iſolirenden Glasgriff. Man macht zunächſt den Harzkuchen durch Reiben negativ elektriſch, indem man den Kuchen mit einem Fuchsſchwanze peitſcht. Wird dann der [Abbildung Fig. 49. Elektrophor.] Deckel aufgeſetzt, ſo wirkt die negative Elektricität des Kuchens influenzirend auf den Deckel; die poſitive Elektricität, Influenzelektricität erſter Art, wird durch die negative Elektricität des Harzkuchens an der unteren Fläche des Deckels feſtgehalten, die negative Elektricität, Influenzelektricität zweiter Art, gegen die obere Fläche des Deckels zurückgeſtoßen. Berührt man jetzt die obere Seite des Deckels ableitend, ſo fließt die negative Elektricität zur Erde ab, während die poſitive noch durch die negative Elektricität des Kuchens im Deckel feſtgehalten wird. Hebt man den Deckel an dem iſolirenden Glasgriffe ab, ſo erſcheint erſterer poſitiv elektriſch. Die poſitive Elektricität des Deckels kann dann beliebig verwendet werden; der Harz- kuchen hat hierbei an ſeiner Ladung nichts verloren. Man kann den Deckel nach ſeiner Entladung neuerdings auf den Harzkuchen bringen, wieder ableitend berühren und erhält ihn dann nach dem Abheben abermals poſitiv elektriſch. Daß im Metall- deckel ſich wirklich dieſe Vorgänge abſpielen, kann durch den in Fig. 49 abgebildeten Elektrophor gezeigt werden. Man ſetzt nämlich, nachdem der Harzkuchen gepeitſcht wurde, den Doppeldeckel B C auf, wobei die beiden Platten, welche durch die Seidenſchnüre i miteinander verbunden ſind, aufeinander zu liegen kommen und daher in metalliſcher Berührung ſtehen. Durch die Influenzwirkung der negativen

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/117>, abgerufen am 27.11.2024.