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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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drahtbürste a auf den Krokodill-Contact und schließt dadurch den Stromkreis von
B über L, den Contact C und L und durch den Contact a; die Dampfpfeife
ertönt. Ist jedoch durch Drehung der Signalscheibe auf "Frei" der Contact bei C
unterbrochen, so kann die Pfeife durch Ueberfahren des Krokodill-Contactes nicht
zum Ertönen gebracht werden.

Eine andere Art von Gefahren, die der Bahnbetrieb mit sich bringt, ist
jene, welcher sich die Züge selbst gegenseitig aussetzen. Hierher gehören ein Durch-
schneiden oder Streifen, Begegnung und Ueberholung von Zügen. Die beiden erst-
erwähnten Gefahren, können an Geleisverzweigungen oder Durchkreuzungen ein-
treten; es wird dieses also gewöhnlich auf oder zunächst den Bahnhöfen stattfinden.
Man beugt diesen Gefahren, sowie auch der Begegnung oder Ueberholung in der
Nähe der Bahnhöfe durch Distanzsignale vor, deren Wirkung noch durch Wechsel-
signale und Wechselversicherungen unterstützt wird. Die Begegnung und Ueberholung
kann aber auch auf der Strecke eintreten. Hier läßt sich die Sicherung des Zuges
dadurch erreichen, daß man in entsprechender Entfernung vor und hinter dem Zug

[Abbildung] Fig. 827.

Elektrisch-automatische Dampfpfeife von Lartigue.

Signale anbringt, die sich mit demselben vorwärts bewegen. Der Gedanke, der-
artige fernwirkende Zugdeckungssignale anzuwenden, welche vom laufenden Zuge
aus auf elektrischem Wege gegeben werden können, wurde schon vor langer Zeit
gefaßt und auch ausgeführt.

Ein derartiges Deckungssignalsystem, welches in Amerika Anwendung gefunden
hat und auch in Oesterreich versucht wurde, ist das von Putnam angegebene
Zugdeckungssignal. Das den Signal-Apparat enthaltende Kästchen ist auf der
Locomotive angebracht. Es enthält den Elektromagnet M (Fig. 828) mit seinem
Anker A, welcher ebenso wie der die Signalscheibe S tragende Arm H und der
Klöppel K der Glocke G um x drehbar befestigt ist; diese drei Theile bewegen
sich immer gemeinschaftlich. An dem Klöppel sind ferner noch die Abreißfeder f und
die die Kugel Z tragende Schnur H befestigt; s bildet den regulirbaren Anschlag-
stift des Hebelsystemes. Fließt durch L L1 und somit auch durch die Drahtwindungen
des Elektromagnetes ein Strom, so hält dieser den Anker A fest, sobald er
durch Anziehen an der Schnur H dem Magnete genähert wird. Dies ist die Ruhe-
stellung des Apparates und bedeutet, daß die Bahn frei ist; hierbei bleibt die

drahtbürſte a auf den Krokodill-Contact und ſchließt dadurch den Stromkreis von
B über L, den Contact C und L und durch den Contact a; die Dampfpfeife
ertönt. Iſt jedoch durch Drehung der Signalſcheibe auf „Frei“ der Contact bei C
unterbrochen, ſo kann die Pfeife durch Ueberfahren des Krokodill-Contactes nicht
zum Ertönen gebracht werden.

Eine andere Art von Gefahren, die der Bahnbetrieb mit ſich bringt, iſt
jene, welcher ſich die Züge ſelbſt gegenſeitig ausſetzen. Hierher gehören ein Durch-
ſchneiden oder Streifen, Begegnung und Ueberholung von Zügen. Die beiden erſt-
erwähnten Gefahren, können an Geleisverzweigungen oder Durchkreuzungen ein-
treten; es wird dieſes alſo gewöhnlich auf oder zunächſt den Bahnhöfen ſtattfinden.
Man beugt dieſen Gefahren, ſowie auch der Begegnung oder Ueberholung in der
Nähe der Bahnhöfe durch Diſtanzſignale vor, deren Wirkung noch durch Wechſel-
ſignale und Wechſelverſicherungen unterſtützt wird. Die Begegnung und Ueberholung
kann aber auch auf der Strecke eintreten. Hier läßt ſich die Sicherung des Zuges
dadurch erreichen, daß man in entſprechender Entfernung vor und hinter dem Zug

[Abbildung] Fig. 827.

Elektriſch-automatiſche Dampfpfeife von Lartigue.

Signale anbringt, die ſich mit demſelben vorwärts bewegen. Der Gedanke, der-
artige fernwirkende Zugdeckungsſignale anzuwenden, welche vom laufenden Zuge
aus auf elektriſchem Wege gegeben werden können, wurde ſchon vor langer Zeit
gefaßt und auch ausgeführt.

Ein derartiges Deckungsſignalſyſtem, welches in Amerika Anwendung gefunden
hat und auch in Oeſterreich verſucht wurde, iſt das von Putnam angegebene
Zugdeckungsſignal. Das den Signal-Apparat enthaltende Käſtchen iſt auf der
Locomotive angebracht. Es enthält den Elektromagnet M (Fig. 828) mit ſeinem
Anker A, welcher ebenſo wie der die Signalſcheibe S tragende Arm H und der
Klöppel K der Glocke G um x drehbar befeſtigt iſt; dieſe drei Theile bewegen
ſich immer gemeinſchaftlich. An dem Klöppel ſind ferner noch die Abreißfeder f und
die die Kugel Z tragende Schnur H befeſtigt; s bildet den regulirbaren Anſchlag-
ſtift des Hebelſyſtemes. Fließt durch L L1 und ſomit auch durch die Drahtwindungen
des Elektromagnetes ein Strom, ſo hält dieſer den Anker A feſt, ſobald er
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[1077/1091] drahtbürſte a auf den Krokodill-Contact und ſchließt dadurch den Stromkreis von B über L, den Contact C und L und durch den Contact a; die Dampfpfeife ertönt. Iſt jedoch durch Drehung der Signalſcheibe auf „Frei“ der Contact bei C unterbrochen, ſo kann die Pfeife durch Ueberfahren des Krokodill-Contactes nicht zum Ertönen gebracht werden. Eine andere Art von Gefahren, die der Bahnbetrieb mit ſich bringt, iſt jene, welcher ſich die Züge ſelbſt gegenſeitig ausſetzen. Hierher gehören ein Durch- ſchneiden oder Streifen, Begegnung und Ueberholung von Zügen. Die beiden erſt- erwähnten Gefahren, können an Geleisverzweigungen oder Durchkreuzungen ein- treten; es wird dieſes alſo gewöhnlich auf oder zunächſt den Bahnhöfen ſtattfinden. Man beugt dieſen Gefahren, ſowie auch der Begegnung oder Ueberholung in der Nähe der Bahnhöfe durch Diſtanzſignale vor, deren Wirkung noch durch Wechſel- ſignale und Wechſelverſicherungen unterſtützt wird. Die Begegnung und Ueberholung kann aber auch auf der Strecke eintreten. Hier läßt ſich die Sicherung des Zuges dadurch erreichen, daß man in entſprechender Entfernung vor und hinter dem Zug [Abbildung Fig. 827. Elektriſch-automatiſche Dampfpfeife von Lartigue.] Signale anbringt, die ſich mit demſelben vorwärts bewegen. Der Gedanke, der- artige fernwirkende Zugdeckungsſignale anzuwenden, welche vom laufenden Zuge aus auf elektriſchem Wege gegeben werden können, wurde ſchon vor langer Zeit gefaßt und auch ausgeführt. Ein derartiges Deckungsſignalſyſtem, welches in Amerika Anwendung gefunden hat und auch in Oeſterreich verſucht wurde, iſt das von Putnam angegebene Zugdeckungsſignal. Das den Signal-Apparat enthaltende Käſtchen iſt auf der Locomotive angebracht. Es enthält den Elektromagnet M (Fig. 828) mit ſeinem Anker A, welcher ebenſo wie der die Signalſcheibe S tragende Arm H und der Klöppel K der Glocke G um x drehbar befeſtigt iſt; dieſe drei Theile bewegen ſich immer gemeinſchaftlich. An dem Klöppel ſind ferner noch die Abreißfeder f und die die Kugel Z tragende Schnur H befeſtigt; s bildet den regulirbaren Anſchlag- ſtift des Hebelſyſtemes. Fließt durch L L1 und ſomit auch durch die Drahtwindungen des Elektromagnetes ein Strom, ſo hält dieſer den Anker A feſt, ſobald er durch Anziehen an der Schnur H dem Magnete genähert wird. Dies iſt die Ruhe- ſtellung des Apparates und bedeutet, daß die Bahn frei iſt; hierbei bleibt die

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1077. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1091>, abgerufen am 23.11.2024.