Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

letzterer über das betreffende Zeichen der Walze eingestellt und diese durch eine
Kurbel bis zu einem Anschlage gedreht, wobei der Contactstift des Hebels zwar
über die Stiften der Walze schleift, aber hierbei den Stiften ausweicht. Durch die
Drehung der Walze wird ein Uhrwerk aufgezogen, welches nach dem Loslassen der
Kurbel die Walze wieder in ihre Ruhelage zurückdreht, wobei aber der Contactstift
des Hebels den Stiften der Walze nicht mehr ausweichen kann und in Folge
dessen die Absendung der verlangten Ströme bewirkt.

Da im Eisenbahndienste die Läutewerkslinie häufig auch für die Correspondenz
durch Morse-Apparate ausgenützt werden soll, muß bei der Verbindung der ein-
zelnen Stationsapparate untereinander und mit der Linie eine dementsprechende
Schaltung zur Anwendung gelangen. Als Beispiel hiefür möge uns das Schaltungs-
muster der österreichischen Nordwestbahn dienen. Die Läutewerkslinien sind hierbei
auf constanten Batteriestrom geschaltet und zumeist in jeder Station zur Erde
abgeleitet. Sonach nimmt ein durch die
Linie L1, Fig. 821, anlangender Strom in
der Station folgenden Weg: durch die Blitz-
platte p in das Linienläutewerk N, durch den
Automatentaster S in das Relais R und
von hier aus über den Taster T und das
Galvanometer G zur Erde. Am Relais R
ist ein Umschalter e d i angebracht, der in
der Regel so gestellt ist, daß er den Strom-
kreis der Localbatterie B1 über dem Wecker W
schließt. Soll jedoch correspondirt werden,
so wird der Localstromkreis mit Einschaltung
des Schreib-Apparates M geschlossen. Das
Relais bleibt also stets in der Leitung ein-
geschaltet; die Abreißfeder des Relais-Ankers
wird so stark gespannt, daß das Relais nicht
die gänzliche Unterbrechung des Stromes er-
fordert um anzusprechen, sondern daß es
bereits bei Stromschwächung seinen Anker
losläßt. Hingegen sind die Abreißfedern bei den
Elektromagneten der Glocken-Apparate N N1

[Abbildung] Fig. 821.

Schaltung der Stations-Apparate.

und auch bei jenen auf der Strecke sehr schwach gespannt, so daß die Magnete
ihre Anker nur bei vollständiger Stromunterbrechung loslassen, also nur bei voll-
ständiger Unterbrechung die Laufwerke auslösen. Ferner sind die Taster T T' so
eingerichtet, daß durch ihr Niederdrücken keine Unterbrechung des Stromkreises,
sondern nur die Einschaltung eines Widerstandes erfolgt, wie dies in der Figur
durch die Spirallinie angedeutet ist. Man nennt einen solchen Taster einen
Widerstandstaster.

Diese Einrichtungen der Station ergeben folgendes Verhalten des Gesammt-
Apparates: Wird der Morse-Schlüssel T einer Station in der gewöhnlichen Weise
gehandhabt, so werden hierdurch aufeinanderfolgende Schwächungen des Linien-
stromes bewirkt. Diese bleiben auf die Anker der Glockenwerksmagnete ohne
Wirkung, verursachen aber das Ansprechen des Relais R in der zweiten Station,
und durch dessen Vermittlung die Aufzeichnung der von der ersten Station abgesandten
Depesche durch den Schreib-Apparat M. Werden hingegen durch den Automaten-

letzterer über das betreffende Zeichen der Walze eingeſtellt und dieſe durch eine
Kurbel bis zu einem Anſchlage gedreht, wobei der Contactſtift des Hebels zwar
über die Stiften der Walze ſchleift, aber hierbei den Stiften ausweicht. Durch die
Drehung der Walze wird ein Uhrwerk aufgezogen, welches nach dem Loslaſſen der
Kurbel die Walze wieder in ihre Ruhelage zurückdreht, wobei aber der Contactſtift
des Hebels den Stiften der Walze nicht mehr ausweichen kann und in Folge
deſſen die Abſendung der verlangten Ströme bewirkt.

Da im Eiſenbahndienſte die Läutewerkslinie häufig auch für die Correſpondenz
durch Morſe-Apparate ausgenützt werden ſoll, muß bei der Verbindung der ein-
zelnen Stationsapparate untereinander und mit der Linie eine dementſprechende
Schaltung zur Anwendung gelangen. Als Beiſpiel hiefür möge uns das Schaltungs-
muſter der öſterreichiſchen Nordweſtbahn dienen. Die Läutewerkslinien ſind hierbei
auf conſtanten Batterieſtrom geſchaltet und zumeiſt in jeder Station zur Erde
abgeleitet. Sonach nimmt ein durch die
Linie L1, Fig. 821, anlangender Strom in
der Station folgenden Weg: durch die Blitz-
platte p in das Linienläutewerk N, durch den
Automatentaſter S in das Relais R und
von hier aus über den Taſter T und das
Galvanometer G zur Erde. Am Relais R
iſt ein Umſchalter e d i angebracht, der in
der Regel ſo geſtellt iſt, daß er den Strom-
kreis der Localbatterie B1 über dem Wecker W
ſchließt. Soll jedoch correſpondirt werden,
ſo wird der Localſtromkreis mit Einſchaltung
des Schreib-Apparates M geſchloſſen. Das
Relais bleibt alſo ſtets in der Leitung ein-
geſchaltet; die Abreißfeder des Relais-Ankers
wird ſo ſtark geſpannt, daß das Relais nicht
die gänzliche Unterbrechung des Stromes er-
fordert um anzuſprechen, ſondern daß es
bereits bei Stromſchwächung ſeinen Anker
losläßt. Hingegen ſind die Abreißfedern bei den
Elektromagneten der Glocken-Apparate N N1

[Abbildung] Fig. 821.

Schaltung der Stations-Apparate.

und auch bei jenen auf der Strecke ſehr ſchwach geſpannt, ſo daß die Magnete
ihre Anker nur bei vollſtändiger Stromunterbrechung loslaſſen, alſo nur bei voll-
ſtändiger Unterbrechung die Laufwerke auslöſen. Ferner ſind die Taſter T T' ſo
eingerichtet, daß durch ihr Niederdrücken keine Unterbrechung des Stromkreiſes,
ſondern nur die Einſchaltung eines Widerſtandes erfolgt, wie dies in der Figur
durch die Spirallinie angedeutet iſt. Man nennt einen ſolchen Taſter einen
Widerſtandstaſter.

Dieſe Einrichtungen der Station ergeben folgendes Verhalten des Geſammt-
Apparates: Wird der Morſe-Schlüſſel T einer Station in der gewöhnlichen Weiſe
gehandhabt, ſo werden hierdurch aufeinanderfolgende Schwächungen des Linien-
ſtromes bewirkt. Dieſe bleiben auf die Anker der Glockenwerksmagnete ohne
Wirkung, verurſachen aber das Anſprechen des Relais R in der zweiten Station,
und durch deſſen Vermittlung die Aufzeichnung der von der erſten Station abgeſandten
Depeſche durch den Schreib-Apparat M. Werden hingegen durch den Automaten-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1085" n="1071"/>
letzterer über das betreffende Zeichen der Walze einge&#x017F;tellt und die&#x017F;e durch eine<lb/>
Kurbel bis zu einem An&#x017F;chlage gedreht, wobei der Contact&#x017F;tift des Hebels zwar<lb/>
über die Stiften der Walze &#x017F;chleift, aber hierbei den Stiften ausweicht. Durch die<lb/>
Drehung der Walze wird ein Uhrwerk aufgezogen, welches nach dem Losla&#x017F;&#x017F;en der<lb/>
Kurbel die Walze wieder in ihre Ruhelage zurückdreht, wobei aber der Contact&#x017F;tift<lb/>
des Hebels den Stiften der Walze nicht mehr ausweichen kann und in Folge<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en die Ab&#x017F;endung der verlangten Ströme bewirkt.</p><lb/>
              <p>Da im Ei&#x017F;enbahndien&#x017F;te die Läutewerkslinie häufig auch für die Corre&#x017F;pondenz<lb/>
durch Mor&#x017F;e-Apparate ausgenützt werden &#x017F;oll, muß bei der Verbindung der ein-<lb/>
zelnen Stationsapparate untereinander und mit der Linie eine dement&#x017F;prechende<lb/>
Schaltung zur Anwendung gelangen. Als Bei&#x017F;piel hiefür möge uns das Schaltungs-<lb/>
mu&#x017F;ter der ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen Nordwe&#x017F;tbahn dienen. Die Läutewerkslinien &#x017F;ind hierbei<lb/>
auf con&#x017F;tanten Batterie&#x017F;trom ge&#x017F;chaltet und zumei&#x017F;t in jeder Station zur Erde<lb/>
abgeleitet. Sonach nimmt ein durch die<lb/>
Linie <hi rendition="#aq">L<hi rendition="#sub">1</hi></hi>, Fig. 821, anlangender Strom in<lb/>
der Station folgenden Weg: durch die Blitz-<lb/>
platte <hi rendition="#aq">p</hi> in das Linienläutewerk <hi rendition="#aq">N</hi>, durch den<lb/>
Automatenta&#x017F;ter <hi rendition="#aq">S</hi> in das Relais <hi rendition="#aq">R</hi> und<lb/>
von hier aus über den Ta&#x017F;ter <hi rendition="#aq">T</hi> und das<lb/>
Galvanometer <hi rendition="#aq">G</hi> zur Erde. Am Relais <hi rendition="#aq">R</hi><lb/>
i&#x017F;t ein Um&#x017F;chalter <hi rendition="#aq">e d i</hi> angebracht, der in<lb/>
der Regel &#x017F;o ge&#x017F;tellt i&#x017F;t, daß er den Strom-<lb/>
kreis der Localbatterie <hi rendition="#aq">B<hi rendition="#sub">1</hi></hi> über dem Wecker <hi rendition="#aq">W</hi><lb/>
&#x017F;chließt. Soll jedoch corre&#x017F;pondirt werden,<lb/>
&#x017F;o wird der Local&#x017F;tromkreis mit Ein&#x017F;chaltung<lb/>
des Schreib-Apparates <hi rendition="#aq">M</hi> ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Das<lb/>
Relais bleibt al&#x017F;o &#x017F;tets in der Leitung ein-<lb/>
ge&#x017F;chaltet; die Abreißfeder des Relais-Ankers<lb/>
wird &#x017F;o &#x017F;tark ge&#x017F;pannt, daß das Relais nicht<lb/>
die gänzliche Unterbrechung des Stromes er-<lb/>
fordert um anzu&#x017F;prechen, &#x017F;ondern daß es<lb/>
bereits bei Strom&#x017F;chwächung &#x017F;einen Anker<lb/>
losläßt. Hingegen &#x017F;ind die Abreißfedern bei den<lb/>
Elektromagneten der Glocken-Apparate <hi rendition="#aq">N N<hi rendition="#sub">1</hi></hi><lb/><figure><head>Fig. 821.</head><lb/><p>Schaltung der Stations-Apparate.</p></figure><lb/>
und auch bei jenen auf der Strecke &#x017F;ehr &#x017F;chwach ge&#x017F;pannt, &#x017F;o daß die Magnete<lb/>
ihre Anker nur bei voll&#x017F;tändiger Stromunterbrechung losla&#x017F;&#x017F;en, al&#x017F;o nur bei voll-<lb/>
&#x017F;tändiger Unterbrechung die Laufwerke auslö&#x017F;en. Ferner &#x017F;ind die Ta&#x017F;ter <hi rendition="#aq">T T'</hi> &#x017F;o<lb/>
eingerichtet, daß durch ihr Niederdrücken keine Unterbrechung des Stromkrei&#x017F;es,<lb/>
&#x017F;ondern nur die Ein&#x017F;chaltung eines Wider&#x017F;tandes erfolgt, wie dies in der Figur<lb/>
durch die Spirallinie angedeutet i&#x017F;t. Man nennt einen &#x017F;olchen Ta&#x017F;ter einen<lb/><hi rendition="#g">Wider&#x017F;tandsta&#x017F;ter</hi>.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Einrichtungen der Station ergeben folgendes Verhalten des Ge&#x017F;ammt-<lb/>
Apparates: Wird der Mor&#x017F;e-Schlü&#x017F;&#x017F;el <hi rendition="#aq">T</hi> einer Station in der gewöhnlichen Wei&#x017F;e<lb/>
gehandhabt, &#x017F;o werden hierdurch aufeinanderfolgende Schwächungen des Linien-<lb/>
&#x017F;tromes bewirkt. Die&#x017F;e bleiben auf die Anker der Glockenwerksmagnete ohne<lb/>
Wirkung, verur&#x017F;achen aber das An&#x017F;prechen des Relais <hi rendition="#aq">R</hi> in der zweiten Station,<lb/>
und durch de&#x017F;&#x017F;en Vermittlung die Aufzeichnung der von der er&#x017F;ten Station abge&#x017F;andten<lb/>
Depe&#x017F;che durch den Schreib-Apparat <hi rendition="#aq">M</hi>. Werden hingegen durch den Automaten-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1071/1085] letzterer über das betreffende Zeichen der Walze eingeſtellt und dieſe durch eine Kurbel bis zu einem Anſchlage gedreht, wobei der Contactſtift des Hebels zwar über die Stiften der Walze ſchleift, aber hierbei den Stiften ausweicht. Durch die Drehung der Walze wird ein Uhrwerk aufgezogen, welches nach dem Loslaſſen der Kurbel die Walze wieder in ihre Ruhelage zurückdreht, wobei aber der Contactſtift des Hebels den Stiften der Walze nicht mehr ausweichen kann und in Folge deſſen die Abſendung der verlangten Ströme bewirkt. Da im Eiſenbahndienſte die Läutewerkslinie häufig auch für die Correſpondenz durch Morſe-Apparate ausgenützt werden ſoll, muß bei der Verbindung der ein- zelnen Stationsapparate untereinander und mit der Linie eine dementſprechende Schaltung zur Anwendung gelangen. Als Beiſpiel hiefür möge uns das Schaltungs- muſter der öſterreichiſchen Nordweſtbahn dienen. Die Läutewerkslinien ſind hierbei auf conſtanten Batterieſtrom geſchaltet und zumeiſt in jeder Station zur Erde abgeleitet. Sonach nimmt ein durch die Linie L1, Fig. 821, anlangender Strom in der Station folgenden Weg: durch die Blitz- platte p in das Linienläutewerk N, durch den Automatentaſter S in das Relais R und von hier aus über den Taſter T und das Galvanometer G zur Erde. Am Relais R iſt ein Umſchalter e d i angebracht, der in der Regel ſo geſtellt iſt, daß er den Strom- kreis der Localbatterie B1 über dem Wecker W ſchließt. Soll jedoch correſpondirt werden, ſo wird der Localſtromkreis mit Einſchaltung des Schreib-Apparates M geſchloſſen. Das Relais bleibt alſo ſtets in der Leitung ein- geſchaltet; die Abreißfeder des Relais-Ankers wird ſo ſtark geſpannt, daß das Relais nicht die gänzliche Unterbrechung des Stromes er- fordert um anzuſprechen, ſondern daß es bereits bei Stromſchwächung ſeinen Anker losläßt. Hingegen ſind die Abreißfedern bei den Elektromagneten der Glocken-Apparate N N1 [Abbildung Fig. 821. Schaltung der Stations-Apparate.] und auch bei jenen auf der Strecke ſehr ſchwach geſpannt, ſo daß die Magnete ihre Anker nur bei vollſtändiger Stromunterbrechung loslaſſen, alſo nur bei voll- ſtändiger Unterbrechung die Laufwerke auslöſen. Ferner ſind die Taſter T T' ſo eingerichtet, daß durch ihr Niederdrücken keine Unterbrechung des Stromkreiſes, ſondern nur die Einſchaltung eines Widerſtandes erfolgt, wie dies in der Figur durch die Spirallinie angedeutet iſt. Man nennt einen ſolchen Taſter einen Widerſtandstaſter. Dieſe Einrichtungen der Station ergeben folgendes Verhalten des Geſammt- Apparates: Wird der Morſe-Schlüſſel T einer Station in der gewöhnlichen Weiſe gehandhabt, ſo werden hierdurch aufeinanderfolgende Schwächungen des Linien- ſtromes bewirkt. Dieſe bleiben auf die Anker der Glockenwerksmagnete ohne Wirkung, verurſachen aber das Anſprechen des Relais R in der zweiten Station, und durch deſſen Vermittlung die Aufzeichnung der von der erſten Station abgeſandten Depeſche durch den Schreib-Apparat M. Werden hingegen durch den Automaten-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1085
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1071. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1085>, abgerufen am 23.11.2024.