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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Da nach dem angegebenen Principe die Zeichen hintereinander oder absatzweise
gegeben werden, der Unterschied zwischen dieser Zeichengebung und der gewöhn-
lichen nur in der Verwendung mehrerer Apparate besteht, so ist die Frage, wieso
hierdurch eine gesteigerte Ausnützung der Leitung zu Stande kommt, wohl gerecht-
fertigt. Die Praxis ergab, daß mit den gegenwärtig gebräuchlichen Apparaten
auf oberirdischen Leitungen bis zu einer Länge von beiläufig 800 Kilometer in
einer Secunde etwa 333 Ströme, die noch brauchbare Zeichen hervorzurufen im
Stande sind, abgegeben oder empfangen werden können; zieht man die zur Trennung
der einzelnen Zeichen voneinander nöthigen Pausen in Betracht, so reducirt sich
die Anzahl der möglichen Stromsendungen auf die Hälfte, also auf 166 Ströme
per Secunde. Dies zu leisten, also die Leitung vollkommen auszunützen, ist aber

[Abbildung] Fig. 784.

Mehrfach-Telegraphie.

kein Mensch im Stande. Man kann sich jedoch dieser Leistung mehr oder weniger
nähern, wenn man die Gesammtarbeit auf mehrere Personen vertheilt. Die Leitung
wird an Theilstationen angeschlossen und jeder Theilstation eine Person zur Bedienung
zugewiesen; dann arbeitet eine Person im ersten Bruchtheile der Zeiteinheit mit
der ersten Theilstation, die zweite Person im zweiten Bruchtheile der Zeiteinheit
mit der zweiten Theilstation u. s. w., wobei jeder Person regelmäßig eintretende
Ruhepausen zu Theil werden, welche diese als Vorbereitungszeit zu benützen in
der Lage ist. Diese Vorbereitung besteht in einer ganzen Reihe von Vorgängen,
welche sich im Menschen abspielen müssen, bevor die Hand eine Taste entsprechend
niederdrückt; solche Vorgänge sind z. B. das Lesen des zu telegraphirenden
Wortes, das Uebersetzen der gewöhnlichen Schriftzeichen in die Zeichen der Tele-
graphen-Schrift, die Ertheilung des Impulses vom Gehirne aus an die Bewegungs-

Da nach dem angegebenen Principe die Zeichen hintereinander oder abſatzweiſe
gegeben werden, der Unterſchied zwiſchen dieſer Zeichengebung und der gewöhn-
lichen nur in der Verwendung mehrerer Apparate beſteht, ſo iſt die Frage, wieſo
hierdurch eine geſteigerte Ausnützung der Leitung zu Stande kommt, wohl gerecht-
fertigt. Die Praxis ergab, daß mit den gegenwärtig gebräuchlichen Apparaten
auf oberirdiſchen Leitungen bis zu einer Länge von beiläufig 800 Kilometer in
einer Secunde etwa 333 Ströme, die noch brauchbare Zeichen hervorzurufen im
Stande ſind, abgegeben oder empfangen werden können; zieht man die zur Trennung
der einzelnen Zeichen voneinander nöthigen Pauſen in Betracht, ſo reducirt ſich
die Anzahl der möglichen Stromſendungen auf die Hälfte, alſo auf 166 Ströme
per Secunde. Dies zu leiſten, alſo die Leitung vollkommen auszunützen, iſt aber

[Abbildung] Fig. 784.

Mehrfach-Telegraphie.

kein Menſch im Stande. Man kann ſich jedoch dieſer Leiſtung mehr oder weniger
nähern, wenn man die Geſammtarbeit auf mehrere Perſonen vertheilt. Die Leitung
wird an Theilſtationen angeſchloſſen und jeder Theilſtation eine Perſon zur Bedienung
zugewieſen; dann arbeitet eine Perſon im erſten Bruchtheile der Zeiteinheit mit
der erſten Theilſtation, die zweite Perſon im zweiten Bruchtheile der Zeiteinheit
mit der zweiten Theilſtation u. ſ. w., wobei jeder Perſon regelmäßig eintretende
Ruhepauſen zu Theil werden, welche dieſe als Vorbereitungszeit zu benützen in
der Lage iſt. Dieſe Vorbereitung beſteht in einer ganzen Reihe von Vorgängen,
welche ſich im Menſchen abſpielen müſſen, bevor die Hand eine Taſte entſprechend
niederdrückt; ſolche Vorgänge ſind z. B. das Leſen des zu telegraphirenden
Wortes, das Ueberſetzen der gewöhnlichen Schriftzeichen in die Zeichen der Tele-
graphen-Schrift, die Ertheilung des Impulſes vom Gehirne aus an die Bewegungs-

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[1030/1044] Da nach dem angegebenen Principe die Zeichen hintereinander oder abſatzweiſe gegeben werden, der Unterſchied zwiſchen dieſer Zeichengebung und der gewöhn- lichen nur in der Verwendung mehrerer Apparate beſteht, ſo iſt die Frage, wieſo hierdurch eine geſteigerte Ausnützung der Leitung zu Stande kommt, wohl gerecht- fertigt. Die Praxis ergab, daß mit den gegenwärtig gebräuchlichen Apparaten auf oberirdiſchen Leitungen bis zu einer Länge von beiläufig 800 Kilometer in einer Secunde etwa 333 Ströme, die noch brauchbare Zeichen hervorzurufen im Stande ſind, abgegeben oder empfangen werden können; zieht man die zur Trennung der einzelnen Zeichen voneinander nöthigen Pauſen in Betracht, ſo reducirt ſich die Anzahl der möglichen Stromſendungen auf die Hälfte, alſo auf 166 Ströme per Secunde. Dies zu leiſten, alſo die Leitung vollkommen auszunützen, iſt aber [Abbildung Fig. 784. Mehrfach-Telegraphie.] kein Menſch im Stande. Man kann ſich jedoch dieſer Leiſtung mehr oder weniger nähern, wenn man die Geſammtarbeit auf mehrere Perſonen vertheilt. Die Leitung wird an Theilſtationen angeſchloſſen und jeder Theilſtation eine Perſon zur Bedienung zugewieſen; dann arbeitet eine Perſon im erſten Bruchtheile der Zeiteinheit mit der erſten Theilſtation, die zweite Perſon im zweiten Bruchtheile der Zeiteinheit mit der zweiten Theilſtation u. ſ. w., wobei jeder Perſon regelmäßig eintretende Ruhepauſen zu Theil werden, welche dieſe als Vorbereitungszeit zu benützen in der Lage iſt. Dieſe Vorbereitung beſteht in einer ganzen Reihe von Vorgängen, welche ſich im Menſchen abſpielen müſſen, bevor die Hand eine Taſte entſprechend niederdrückt; ſolche Vorgänge ſind z. B. das Leſen des zu telegraphirenden Wortes, das Ueberſetzen der gewöhnlichen Schriftzeichen in die Zeichen der Tele- graphen-Schrift, die Ertheilung des Impulſes vom Gehirne aus an die Bewegungs-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1030. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1044>, abgerufen am 22.11.2024.