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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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blieb bis zum Jahre 1875 betriebsfähig. Die ersten Versuche, England und Irland
miteinander zu verbinden, wurden im Jahre 1852 gemacht und im Jahre 1860
gelang, nach zweimaligem Mißlingen, die Herstellung einer Kabelverbindung zwischen
Sardinien und Algier (Cagliari mit Bona).

Cyrus Field hatte inzwischen (1854) in Amerika eine Gesellschaft gegründet,
welche sich auf 50 Jahre das Recht erwarb, in Neufundland ein Kabel landen
zu dürfen. Die im Jahre 1856 zwischen Irland und Neufundland durchgeführten
Sondirungen ergaben eine mittlere Meerestiefe von 3500 Meter und eine Maximal-
tiefe von 4400 Meter. Nachdem nach einigen mißlungenen Versuchen die Verbin-
dung von Nova Scotia mit Neufundland gelungen war, gründete Field in England
die Atlantic Telegraph Company. Diese entschied sich nach vielfachen Versuchen
und Proben zur Verwendung eines Kabels von der durch Fig. 759 im Quer-
schnitte und in Ansicht (in natürlicher Größe) dargestellten Form.*) Die Kupferdrähte
besaßen eine Stärke von je 0·76 Millimeter, waren mit drei Lagen Guttapercha
umpreßt, diese durch eine theergetränkte Jute-Umhüllung geschützt und darüber eine
Umspinnung von 18 siebendrähtigen Eisendrahtlitzen gewunden. Die Länge des
ganzen Kabels, welches von den beiden Schiffen "Agamemnon" und "Niagara"
mitgenommen wurde, betrug 4000 Kilometer. (Die Entfernung der beiden

[Abbildung] Fig. 759.

Atlantisches Kabel.

Küstenstationen voneinander,
in der Luftlinie gemessen,
beträgt 2640 Kilometer.)
Die Kabellegung wurde am
7. August 1857 von Valentia
(Irland) aus begonnen und
drei Tage lang, bis zur Ver-
legung von 610 Kilometer
Kabel fortgesetzt; am dritten
Tage riß das Kabel bei einer Meerestiefe von 3660 Meter und die Expedition
kehrte unverrichteter Dinge zurück.

Im Juni 1858 wurde eine zweite Expedition ausgesandt. Die beiden
Schiffe trafen sich in der Mitte der herzustellenden Verbindungslinie im atlantischen
Ocean; die beiden Kabelenden wurden miteinander verbunden (gespleißt) und die
Kabellegung gleichförmig nach beiden Seiten hin begonnen. 149 Kilometer waren
verlegt, als man einen Leitungsfehler entdeckte und daher mit vieler Mühe das
Kabel wieder heraufholen mußte, wobei dasselbe riß; nachdem die Spleißung
vorgenommen war, begann man neuerdings mit der Verlegung und hatte glücklich
476 Kilometer Kabel versenkt, als die Entdeckung und Behebung eines Leitungs-
fehlers neuerdings ein Reißen des Kabels herbeiführte. Nun gelang die Wieder-
herstellung nicht mehr und man mußte abermals unverrichteter Dinge zurückkehren.

Trotz des wiederholten Mißlingens ließ man sich nicht abschrecken, noch im
selben Jahre neuerdings die beiden Schiffe auszusenden und diesmal gelang es
auch, wenngleich erst nach Ueberwindung mannigfacher und bedeutender Schwierig-
keiten, am 4. August das eine Kabelende in Irland, das andere auf Neufundland
zu landen. Die Länge des versenkten Kabels betrug 3745 Kilometer. Am 7. August
wurde Field's erstes Telegramm von Amerika nach Irland gesandt.

*) Ausführlichere Angaben in Bezug auf die Geschichte der Kabellegungen findet man
in den großen Werken von Schellen und Zetsche.

blieb bis zum Jahre 1875 betriebsfähig. Die erſten Verſuche, England und Irland
miteinander zu verbinden, wurden im Jahre 1852 gemacht und im Jahre 1860
gelang, nach zweimaligem Mißlingen, die Herſtellung einer Kabelverbindung zwiſchen
Sardinien und Algier (Cagliari mit Bona).

Cyrus Field hatte inzwiſchen (1854) in Amerika eine Geſellſchaft gegründet,
welche ſich auf 50 Jahre das Recht erwarb, in Neufundland ein Kabel landen
zu dürfen. Die im Jahre 1856 zwiſchen Irland und Neufundland durchgeführten
Sondirungen ergaben eine mittlere Meerestiefe von 3500 Meter und eine Maximal-
tiefe von 4400 Meter. Nachdem nach einigen mißlungenen Verſuchen die Verbin-
dung von Nova Scotia mit Neufundland gelungen war, gründete Field in England
die Atlantic Telegraph Company. Dieſe entſchied ſich nach vielfachen Verſuchen
und Proben zur Verwendung eines Kabels von der durch Fig. 759 im Quer-
ſchnitte und in Anſicht (in natürlicher Größe) dargeſtellten Form.*) Die Kupferdrähte
beſaßen eine Stärke von je 0·76 Millimeter, waren mit drei Lagen Guttapercha
umpreßt, dieſe durch eine theergetränkte Jute-Umhüllung geſchützt und darüber eine
Umſpinnung von 18 ſiebendrähtigen Eiſendrahtlitzen gewunden. Die Länge des
ganzen Kabels, welches von den beiden Schiffen „Agamemnon“ und „Niagara“
mitgenommen wurde, betrug 4000 Kilometer. (Die Entfernung der beiden

[Abbildung] Fig. 759.

Atlantiſches Kabel.

Küſtenſtationen voneinander,
in der Luftlinie gemeſſen,
beträgt 2640 Kilometer.)
Die Kabellegung wurde am
7. Auguſt 1857 von Valentia
(Irland) aus begonnen und
drei Tage lang, bis zur Ver-
legung von 610 Kilometer
Kabel fortgeſetzt; am dritten
Tage riß das Kabel bei einer Meerestiefe von 3660 Meter und die Expedition
kehrte unverrichteter Dinge zurück.

Im Juni 1858 wurde eine zweite Expedition ausgeſandt. Die beiden
Schiffe trafen ſich in der Mitte der herzuſtellenden Verbindungslinie im atlantiſchen
Ocean; die beiden Kabelenden wurden miteinander verbunden (geſpleißt) und die
Kabellegung gleichförmig nach beiden Seiten hin begonnen. 149 Kilometer waren
verlegt, als man einen Leitungsfehler entdeckte und daher mit vieler Mühe das
Kabel wieder heraufholen mußte, wobei dasſelbe riß; nachdem die Spleißung
vorgenommen war, begann man neuerdings mit der Verlegung und hatte glücklich
476 Kilometer Kabel verſenkt, als die Entdeckung und Behebung eines Leitungs-
fehlers neuerdings ein Reißen des Kabels herbeiführte. Nun gelang die Wieder-
herſtellung nicht mehr und man mußte abermals unverrichteter Dinge zurückkehren.

Trotz des wiederholten Mißlingens ließ man ſich nicht abſchrecken, noch im
ſelben Jahre neuerdings die beiden Schiffe auszuſenden und diesmal gelang es
auch, wenngleich erſt nach Ueberwindung mannigfacher und bedeutender Schwierig-
keiten, am 4. Auguſt das eine Kabelende in Irland, das andere auf Neufundland
zu landen. Die Länge des verſenkten Kabels betrug 3745 Kilometer. Am 7. Auguſt
wurde Field’s erſtes Telegramm von Amerika nach Irland geſandt.

*) Ausführlichere Angaben in Bezug auf die Geſchichte der Kabellegungen findet man
in den großen Werken von Schellen und Zetſche.
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[1000/1014] blieb bis zum Jahre 1875 betriebsfähig. Die erſten Verſuche, England und Irland miteinander zu verbinden, wurden im Jahre 1852 gemacht und im Jahre 1860 gelang, nach zweimaligem Mißlingen, die Herſtellung einer Kabelverbindung zwiſchen Sardinien und Algier (Cagliari mit Bona). Cyrus Field hatte inzwiſchen (1854) in Amerika eine Geſellſchaft gegründet, welche ſich auf 50 Jahre das Recht erwarb, in Neufundland ein Kabel landen zu dürfen. Die im Jahre 1856 zwiſchen Irland und Neufundland durchgeführten Sondirungen ergaben eine mittlere Meerestiefe von 3500 Meter und eine Maximal- tiefe von 4400 Meter. Nachdem nach einigen mißlungenen Verſuchen die Verbin- dung von Nova Scotia mit Neufundland gelungen war, gründete Field in England die Atlantic Telegraph Company. Dieſe entſchied ſich nach vielfachen Verſuchen und Proben zur Verwendung eines Kabels von der durch Fig. 759 im Quer- ſchnitte und in Anſicht (in natürlicher Größe) dargeſtellten Form. *) Die Kupferdrähte beſaßen eine Stärke von je 0·76 Millimeter, waren mit drei Lagen Guttapercha umpreßt, dieſe durch eine theergetränkte Jute-Umhüllung geſchützt und darüber eine Umſpinnung von 18 ſiebendrähtigen Eiſendrahtlitzen gewunden. Die Länge des ganzen Kabels, welches von den beiden Schiffen „Agamemnon“ und „Niagara“ mitgenommen wurde, betrug 4000 Kilometer. (Die Entfernung der beiden [Abbildung Fig. 759. Atlantiſches Kabel.] Küſtenſtationen voneinander, in der Luftlinie gemeſſen, beträgt 2640 Kilometer.) Die Kabellegung wurde am 7. Auguſt 1857 von Valentia (Irland) aus begonnen und drei Tage lang, bis zur Ver- legung von 610 Kilometer Kabel fortgeſetzt; am dritten Tage riß das Kabel bei einer Meerestiefe von 3660 Meter und die Expedition kehrte unverrichteter Dinge zurück. Im Juni 1858 wurde eine zweite Expedition ausgeſandt. Die beiden Schiffe trafen ſich in der Mitte der herzuſtellenden Verbindungslinie im atlantiſchen Ocean; die beiden Kabelenden wurden miteinander verbunden (geſpleißt) und die Kabellegung gleichförmig nach beiden Seiten hin begonnen. 149 Kilometer waren verlegt, als man einen Leitungsfehler entdeckte und daher mit vieler Mühe das Kabel wieder heraufholen mußte, wobei dasſelbe riß; nachdem die Spleißung vorgenommen war, begann man neuerdings mit der Verlegung und hatte glücklich 476 Kilometer Kabel verſenkt, als die Entdeckung und Behebung eines Leitungs- fehlers neuerdings ein Reißen des Kabels herbeiführte. Nun gelang die Wieder- herſtellung nicht mehr und man mußte abermals unverrichteter Dinge zurückkehren. Trotz des wiederholten Mißlingens ließ man ſich nicht abſchrecken, noch im ſelben Jahre neuerdings die beiden Schiffe auszuſenden und diesmal gelang es auch, wenngleich erſt nach Ueberwindung mannigfacher und bedeutender Schwierig- keiten, am 4. Auguſt das eine Kabelende in Irland, das andere auf Neufundland zu landen. Die Länge des verſenkten Kabels betrug 3745 Kilometer. Am 7. Auguſt wurde Field’s erſtes Telegramm von Amerika nach Irland geſandt. *) Ausführlichere Angaben in Bezug auf die Geſchichte der Kabellegungen findet man in den großen Werken von Schellen und Zetſche.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1000. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1014>, abgerufen am 22.11.2024.