und vertheidiget. Den Untersatz will ich nun- mehro erweisen. Und wenn man mir solcher- gestalt die Conclusion zugeben muß: so habe ich auch erwiesen, daß die Sele in ihren Kör- per würcke. Man siehet wol, daß kein Mensch die beyden Vördersätze unerwiesen annehmen wird. Jndessen wird man wol keine Hofnung zum Siege mehr haben können, wenn man mir nur erst den Obersatz eingeräumet. Der Untersatz beruhet bloß auf Erfahrungen und ei- ner darzu gehörigen richtigen Anwendung des Obersatzes. Was die Erfahrungen betrift; so könte ich schon damit zufrieden seyn, wenn ich nur eine einzige davon anführen könte. Allein ich habe es aus verschiedenen Ursachen nicht bey einer bewenden lassen wollen; sondern ich wer- de deren einige anführen und von einer ieden erweisen, daß ihr die Glieder des Obersatzes vollkommen zu kommen. Eines theils thue ich es darum, damit wenn man ia eine und die an- dre Erfahrung läugnen oder aufs ungewisse bringen wolte, dennoch noch andre übrig seyn möchten, daran durchaus kein Mensch zwei- feln kan. Andern theils geschicht es deswegen, damit ich zeigen könne, daß ein Artzneyverstän- diger nicht ohne Grund die Meinung der er- sten Gattung derer Harmonisten verwerfe; sondern daß es hauptsächlich darum geschehe, weil fast eine iede neue Observation in dieser Wissenschaft, den gewissen Satz, daß die Se- le in den Körper und dieser zurück würcke, bestätiget.
§. 25.
F 4
und vertheidiget. Den Unterſatz will ich nun- mehro erweiſen. Und wenn man mir ſolcher- geſtalt die Concluſion zugeben muß: ſo habe ich auch erwieſen, daß die Sele in ihren Koͤr- per wuͤrcke. Man ſiehet wol, daß kein Menſch die beyden Voͤrderſaͤtze unerwieſen annehmen wird. Jndeſſen wird man wol keine Hofnung zum Siege mehr haben koͤnnen, wenn man mir nur erſt den Oberſatz eingeraͤumet. Der Unterſatz beruhet bloß auf Erfahrungen und ei- ner darzu gehoͤrigen richtigen Anwendung des Oberſatzes. Was die Erfahrungen betrift; ſo koͤnte ich ſchon damit zufrieden ſeyn, wenn ich nur eine einzige davon anfuͤhren koͤnte. Allein ich habe es aus verſchiedenen Urſachen nicht bey einer bewenden laſſen wollen; ſondern ich wer- de deren einige anfuͤhren und von einer ieden erweiſen, daß ihr die Glieder des Oberſatzes vollkommen zu kommen. Eines theils thue ich es darum, damit wenn man ia eine und die an- dre Erfahrung laͤugnen oder aufs ungewiſſe bringen wolte, dennoch noch andre uͤbrig ſeyn moͤchten, daran durchaus kein Menſch zwei- feln kan. Andern theils geſchicht es deswegen, damit ich zeigen koͤnne, daß ein Artzneyverſtaͤn- diger nicht ohne Grund die Meinung der er- ſten Gattung derer Harmoniſten verwerfe; ſondern daß es hauptſaͤchlich darum geſchehe, weil faſt eine iede neue Obſervation in dieſer Wiſſenſchaft, den gewiſſen Satz, daß die Se- le in den Koͤꝛper und dieſer zuꝛuͤck wuͤꝛcke, beſtaͤtiget.
§. 25.
F 4
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[61/0091]
und vertheidiget. Den Unterſatz will ich nun-
mehro erweiſen. Und wenn man mir ſolcher-
geſtalt die Concluſion zugeben muß: ſo habe
ich auch erwieſen, daß die Sele in ihren Koͤr-
per wuͤrcke. Man ſiehet wol, daß kein Menſch
die beyden Voͤrderſaͤtze unerwieſen annehmen
wird. Jndeſſen wird man wol keine Hofnung
zum Siege mehr haben koͤnnen, wenn man
mir nur erſt den Oberſatz eingeraͤumet. Der
Unterſatz beruhet bloß auf Erfahrungen und ei-
ner darzu gehoͤrigen richtigen Anwendung des
Oberſatzes. Was die Erfahrungen betrift; ſo
koͤnte ich ſchon damit zufrieden ſeyn, wenn ich
nur eine einzige davon anfuͤhren koͤnte. Allein
ich habe es aus verſchiedenen Urſachen nicht bey
einer bewenden laſſen wollen; ſondern ich wer-
de deren einige anfuͤhren und von einer ieden
erweiſen, daß ihr die Glieder des Oberſatzes
vollkommen zu kommen. Eines theils thue ich
es darum, damit wenn man ia eine und die an-
dre Erfahrung laͤugnen oder aufs ungewiſſe
bringen wolte, dennoch noch andre uͤbrig ſeyn
moͤchten, daran durchaus kein Menſch zwei-
feln kan. Andern theils geſchicht es deswegen,
damit ich zeigen koͤnne, daß ein Artzneyverſtaͤn-
diger nicht ohne Grund die Meinung der er-
ſten Gattung derer Harmoniſten verwerfe;
ſondern daß es hauptſaͤchlich darum geſchehe,
weil faſt eine iede neue Obſervation in dieſer
Wiſſenſchaft, den gewiſſen Satz, daß die Se-
le in den Koͤꝛper und dieſer zuꝛuͤck wuͤꝛcke, beſtaͤtiget.
§. 25.
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/91>, abgerufen am 16.02.2025.
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