seyn, und mich dieses Schlusses zu meinen fol- genden Beweise bedienen, und ich glaube, daß mir es eben niemand verdencken würde, wenn ich dieses thäte. Jn der That würde ich so gar viel auch nicht einmal damit gewinnen; denn ich bin viel zu offenhertzig, als daß ich meinen Lesern verschweigen solte, daß auch dieser Schluß unzulänglich sey Wahrheit und Gewißheit dadurch zu erlangen. Zugleich aber mache ich auch dadurch den Eifer bekandt, wel- chen ich vor die Meinung hege, daß die Sele in ihren Körper würcke. Wenn es mir nur darum zu thun wäre, die Anzahl der Schrift- steller in der Welt zu vermehren, so solte mir es nicht an Worten fehlen, diesen Schluß, der doch in der That zu weit getrieben ist, vor gül- tig und vollkommen genau bestimmt zu erklä- ren. Da ich aber die Wahrheit zu finden wünsche, so halte ich mir auch selbst nicht das geringste zu gute, damit ich meinen Gegnern die Mühe erspahren möge, Fehler aufzusuchen, welche meinen gantzen Beweis umstossen kön- ten. Jch suche sie selber. Jch entdecke sie, und will sie verbessern. Was kan man aber solcher- gestalt wol mehr von mir fodern?
§. 20.
Jch sage: WennAist, undBist auch, wennAnicht ist, undBist auch nicht, und dieses trift allemal; so ist es wahr- scheinlich, so kan ich muthmassen, daß eins von diesen beyden die Ursache von
dem
ſeyn, und mich dieſes Schluſſes zu meinen fol- genden Beweiſe bedienen, und ich glaube, daß mir es eben niemand verdencken wuͤrde, wenn ich dieſes thaͤte. Jn der That wuͤrde ich ſo gar viel auch nicht einmal damit gewinnen; denn ich bin viel zu offenhertzig, als daß ich meinen Leſern verſchweigen ſolte, daß auch dieſer Schluß unzulaͤnglich ſey Wahrheit und Gewißheit dadurch zu erlangen. Zugleich aber mache ich auch dadurch den Eifer bekandt, wel- chen ich vor die Meinung hege, daß die Sele in ihren Koͤrper wuͤrcke. Wenn es mir nur darum zu thun waͤre, die Anzahl der Schrift- ſteller in der Welt zu vermehren, ſo ſolte mir es nicht an Worten fehlen, dieſen Schluß, der doch in der That zu weit getrieben iſt, vor guͤl- tig und vollkommen genau beſtimmt zu erklaͤ- ren. Da ich aber die Wahrheit zu finden wuͤnſche, ſo halte ich mir auch ſelbſt nicht das geringſte zu gute, damit ich meinen Gegnern die Muͤhe erſpahren moͤge, Fehler aufzuſuchen, welche meinen gantzen Beweis umſtoſſen koͤn- ten. Jch ſuche ſie ſelber. Jch entdecke ſie, und will ſie verbeſſern. Was kan man aber ſolcher- geſtalt wol mehr von mir fodern?
§. 20.
Jch ſage: WennAiſt, undBiſt auch, wennAnicht iſt, undBiſt auch nicht, und dieſes trift allemal; ſo iſt es wahr- ſcheinlich, ſo kan ich muthmaſſen, daß eins von dieſen beyden die Urſache von
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ſeyn, und mich dieſes Schluſſes zu meinen fol-
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mir es eben niemand verdencken wuͤrde, wenn
ich dieſes thaͤte. Jn der That wuͤrde ich ſo
gar viel auch nicht einmal damit gewinnen;
denn ich bin viel zu offenhertzig, als daß ich
meinen Leſern verſchweigen ſolte, daß auch
dieſer Schluß unzulaͤnglich ſey Wahrheit und
Gewißheit dadurch zu erlangen. Zugleich aber
mache ich auch dadurch den Eifer bekandt, wel-
chen ich vor die Meinung hege, daß die Sele
in ihren Koͤrper wuͤrcke. Wenn es mir nur
darum zu thun waͤre, die Anzahl der Schrift-
ſteller in der Welt zu vermehren, ſo ſolte mir
es nicht an Worten fehlen, dieſen Schluß, der
doch in der That zu weit getrieben iſt, vor guͤl-
tig und vollkommen genau beſtimmt zu erklaͤ-
ren. Da ich aber die Wahrheit zu finden
wuͤnſche, ſo halte ich mir auch ſelbſt nicht das
geringſte zu gute, damit ich meinen Gegnern
die Muͤhe erſpahren moͤge, Fehler aufzuſuchen,
welche meinen gantzen Beweis umſtoſſen koͤn-
ten. Jch ſuche ſie ſelber. Jch entdecke ſie, und
will ſie verbeſſern. Was kan man aber ſolcher-
geſtalt wol mehr von mir fodern?
§. 20.
Jch ſage: Wenn A iſt, und B iſt auch,
wenn A nicht iſt, und B iſt auch nicht,
und dieſes trift allemal; ſo iſt es wahr-
ſcheinlich, ſo kan ich muthmaſſen, daß
eins von dieſen beyden die Urſache von
dem
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/79>, abgerufen am 03.03.2025.
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