mir bey Untersuchung dieser Meinung in das Gemüth kommen sind. Jch habe nicht so viel Witz gehabt, mir dieselben gründlich und so daß man nichts mehr dawieder einwenden kön- te, aufzulösen. Solte es aber ia geschehen können, so bin ich bereit mich dieser Gedancken gerne zu entschlagen.
§. 17.
Jch bleibe noch bey denen Harmonisten der erstern Art, von denen ich eben ietzo geredet habe. Jch habe ihnen nur auf einer Seite Schwierigkeit gemacht, in so fern sie nemlich behaupten, daß die Vorstellungen in der Sele würcklich seyn könten, ohnerachtet sie keinen Grund in etwas anders, als dem Wesen der Sele selbst hätten. Nun komme ich zu dem andern Hauptsatze den sie behaupten müssen, nemlich daß die Veränderungen des Körpers von statten gehen könten, ohne daß man einen Grund davon in der Kraft der Sele zu suchen hätte. Jch wolte, daß ich meine entstandenen Zweifel bey dieser Sache eben so geschwind ab- fertigen könte, als bey ihrem ersten Satze. Al- lein ich sehe hierzu keine Möglichkeit. Die Hauptsache in dem Zweifel, welchen ich ihnen hierbey entgegen setzen will, bestehet darauf, daß ich zu erweisen suche, es gebe in unsern Kör- per dergleichen Veränderungen, welche nothwendig von der Sele ihren Haupt- grund hernehmen müssen, und hiervon einen Beweis zu führen, ist weitläuftiger, als man
wol
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mir bey Unterſuchung dieſer Meinung in das Gemuͤth kommen ſind. Jch habe nicht ſo viel Witz gehabt, mir dieſelben gruͤndlich und ſo daß man nichts mehr dawieder einwenden koͤn- te, aufzuloͤſen. Solte es aber ia geſchehen koͤnnen, ſo bin ich bereit mich dieſer Gedancken gerne zu entſchlagen.
§. 17.
Jch bleibe noch bey denen Harmoniſten der erſtern Art, von denen ich eben ietzo geredet habe. Jch habe ihnen nur auf einer Seite Schwierigkeit gemacht, in ſo fern ſie nemlich behaupten, daß die Vorſtellungen in der Sele wuͤrcklich ſeyn koͤnten, ohnerachtet ſie keinen Grund in etwas anders, als dem Weſen der Sele ſelbſt haͤtten. Nun komme ich zu dem andern Hauptſatze den ſie behaupten muͤſſen, nemlich daß die Veraͤnderungen des Koͤrpers von ſtatten gehen koͤnten, ohne daß man einen Grund davon in der Kraft der Sele zu ſuchen haͤtte. Jch wolte, daß ich meine entſtandenen Zweifel bey dieſer Sache eben ſo geſchwind ab- fertigen koͤnte, als bey ihrem erſten Satze. Al- lein ich ſehe hierzu keine Moͤglichkeit. Die Hauptſache in dem Zweifel, welchen ich ihnen hierbey entgegen ſetzen will, beſtehet darauf, daß ich zu erweiſen ſuche, es gebe in unſern Koͤr- per dergleichen Veraͤnderungen, welche nothwendig von der Sele ihren Haupt- grund hernehmen muͤſſen, und hiervon einen Beweis zu fuͤhren, iſt weitlaͤuftiger, als man
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mir bey Unterſuchung dieſer Meinung in das
Gemuͤth kommen ſind. Jch habe nicht ſo viel
Witz gehabt, mir dieſelben gruͤndlich und ſo
daß man nichts mehr dawieder einwenden koͤn-
te, aufzuloͤſen. Solte es aber ia geſchehen
koͤnnen, ſo bin ich bereit mich dieſer Gedancken
gerne zu entſchlagen.
§. 17.
Jch bleibe noch bey denen Harmoniſten der
erſtern Art, von denen ich eben ietzo geredet
habe. Jch habe ihnen nur auf einer Seite
Schwierigkeit gemacht, in ſo fern ſie nemlich
behaupten, daß die Vorſtellungen in der Sele
wuͤrcklich ſeyn koͤnten, ohnerachtet ſie keinen
Grund in etwas anders, als dem Weſen der
Sele ſelbſt haͤtten. Nun komme ich zu dem
andern Hauptſatze den ſie behaupten muͤſſen,
nemlich daß die Veraͤnderungen des Koͤrpers
von ſtatten gehen koͤnten, ohne daß man einen
Grund davon in der Kraft der Sele zu ſuchen
haͤtte. Jch wolte, daß ich meine entſtandenen
Zweifel bey dieſer Sache eben ſo geſchwind ab-
fertigen koͤnte, als bey ihrem erſten Satze. Al-
lein ich ſehe hierzu keine Moͤglichkeit. Die
Hauptſache in dem Zweifel, welchen ich ihnen
hierbey entgegen ſetzen will, beſtehet darauf, daß
ich zu erweiſen ſuche, es gebe in unſern Koͤr-
per dergleichen Veraͤnderungen, welche
nothwendig von der Sele ihren Haupt-
grund hernehmen muͤſſen, und hiervon einen
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/71>, abgerufen am 03.03.2025.
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