im Ernste zugethan seyn solten. Jn der That ist es auch nicht zu verwundern. Ein Jnflu- xionist von dieser Art kan seine Meinung be- haupten, ohne zu wissen, was ein Beweis sey. Dieses Geheimniß aber ist heut zu Tage so rar geworden, daß man es nur bey denen suchen muß, welchen das Schicksal in dieser neuen Zeit, eine überbliebene Sele die noch in die dunckeln Zeiten gehörete, mitgetheilet hat; und es mag wol die neuere Welt nicht Unbeschei- denheit genug besitzen, ihnen dieses Geheimniß zur Mittheilung abzufordern.
§. 14.
Es giebt noch andre psychologische Jnfluxio- nisten, welche annehmen, daß so wol die Sele den Grund einiger Veränderungen im Körper, als auch dieser den Grund einiger in der Sele abgebe. Es können unmöglich eben die Veränderungen im Körper, welche von der Sele herrühren, Hand- lungen desselben seyn, wodurch diese Verände- rung in der Sele, sie in dem Körper zu wür- cken, hervorgebracht worden. Also müssen diese Jnfluxionisten behaupten, daß einige Be- wegungen des Körpers, die Sele würcke, und andre Vorstellungen der Sele hätten in andern Bewegungen des Körpers ihren Grund. Die- ses sind eigentlich dieienigen Jnfluxionisten, welche der vortrefliche Herr Magister Meier in seinem Beweise der vorherbestimmten Ueberein- stimmung gründlich wiederlegt hat (im 1 Theil im 2ten Hauptstück.) Jch weiß nicht wie man
eine
im Ernſte zugethan ſeyn ſolten. Jn der That iſt es auch nicht zu verwundern. Ein Jnflu- xioniſt von dieſer Art kan ſeine Meinung be- haupten, ohne zu wiſſen, was ein Beweis ſey. Dieſes Geheimniß aber iſt heut zu Tage ſo rar geworden, daß man es nur bey denen ſuchen muß, welchen das Schickſal in dieſer neuen Zeit, eine uͤberbliebene Sele die noch in die dunckeln Zeiten gehoͤrete, mitgetheilet hat; und es mag wol die neuere Welt nicht Unbeſchei- denheit genug beſitzen, ihnen dieſes Geheimniß zur Mittheilung abzufordern.
§. 14.
Es giebt noch andre pſychologiſche Jnfluxio- niſten, welche annehmen, daß ſo wol die Sele den Grund einiger Veraͤnderungen im Koͤrper, als auch dieſer den Grund einiger in der Sele abgebe. Es koͤnnen unmoͤglich eben die Veraͤnderungen im Koͤrper, welche von der Sele herruͤhren, Hand- lungen deſſelben ſeyn, wodurch dieſe Veraͤnde- rung in der Sele, ſie in dem Koͤrper zu wuͤr- cken, hervorgebracht worden. Alſo muͤſſen dieſe Jnfluxioniſten behaupten, daß einige Be- wegungen des Koͤrpers, die Sele wuͤrcke, und andre Vorſtellungen der Sele haͤtten in andern Bewegungen des Koͤrpers ihren Grund. Die- ſes ſind eigentlich dieienigen Jnfluxioniſten, welche der vortrefliche Herr Magiſter Meier in ſeinem Beweiſe der vorherbeſtimmten Ueberein- ſtimmung gruͤndlich wiederlegt hat (im 1 Theil im 2ten Hauptſtuͤck.) Jch weiß nicht wie man
eine
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im Ernſte zugethan ſeyn ſolten. Jn der That
iſt es auch nicht zu verwundern. Ein Jnflu-
xioniſt von dieſer Art kan ſeine Meinung be-
haupten, ohne zu wiſſen, was ein Beweis ſey.
Dieſes Geheimniß aber iſt heut zu Tage ſo rar
geworden, daß man es nur bey denen ſuchen
muß, welchen das Schickſal in dieſer neuen
Zeit, eine uͤberbliebene Sele die noch in die
dunckeln Zeiten gehoͤrete, mitgetheilet hat; und
es mag wol die neuere Welt nicht Unbeſchei-
denheit genug beſitzen, ihnen dieſes Geheimniß
zur Mittheilung abzufordern.
§. 14.
Es giebt noch andre pſychologiſche Jnfluxio-
niſten, welche annehmen, daß ſo wol die Sele den
Grund einiger Veraͤnderungen im Koͤrper, als
auch dieſer den Grund einiger in der Sele abgebe.
Es koͤnnen unmoͤglich eben die Veraͤnderungen
im Koͤrper, welche von der Sele herruͤhren, Hand-
lungen deſſelben ſeyn, wodurch dieſe Veraͤnde-
rung in der Sele, ſie in dem Koͤrper zu wuͤr-
cken, hervorgebracht worden. Alſo muͤſſen
dieſe Jnfluxioniſten behaupten, daß einige Be-
wegungen des Koͤrpers, die Sele wuͤrcke, und
andre Vorſtellungen der Sele haͤtten in andern
Bewegungen des Koͤrpers ihren Grund. Die-
ſes ſind eigentlich dieienigen Jnfluxioniſten,
welche der vortrefliche Herr Magiſter Meier in
ſeinem Beweiſe der vorherbeſtimmten Ueberein-
ſtimmung gruͤndlich wiederlegt hat (im 1 Theil
im 2ten Hauptſtuͤck.) Jch weiß nicht wie man
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/64>, abgerufen am 03.03.2025.
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