gungen des Körpers beytrage; auch nicht ein- mal zu denen willkührlichen. Es stellte also die Sele etwan nur ein Nebenrad vor, wel- ches zwar der Maschine des Körpers am nä- hesten ist, keinesweges aber etwas zur Voll- kommenheit der Bewegungen desselben bey- trägt. Hierbey muß ich erinnern, daß man nicht meine, ich behauptete, die Herren Har- monisten hielten die Sele ebenfalls vor eine Maschine, gleichwie den Körper. Jch weiß wol daß sie hierzu zu gescheid sind. Sondern ich betrachte die Sele in gegenwärtigen Falle, nur Vergleichungsweise, mit dem Körper, als ein Nebenrad, welches sich aber die Metaphy- sickverständigen, ohne mein Erinnern, als ein einfaches Rad, als ein Rad von einer Mona- de gemacht, vorstellen werden. Die Men- schen würden also auf diese Art gantz gewiß glauben, daß sie einen Körper hätten, wenn auch dem würcklich nicht also wäre. Denn die Sele würde ebenfals alle die Vorstellun- gen haben, die sie ietzo hat, wenn sie auch nicht mit einem Körper verbunden wäre. Sie würde ebenfalls glauben, daß ihr Körper ässe und träncke, daß er ginge, stünde oder schlie- fe, daß er andre Körper um sich herum hätte, die sich ebenfalls bewegen, die ihn berühren, die mit ihm reden, die ihm dienen oder ihn be- herrschen. Mit einem Wort; sie würde in eben den Umständen seyn, darin sie ietzo ist, wenn sie auch keinen Körper besässe. Auf diese
Art
gungen des Koͤrpers beytrage; auch nicht ein- mal zu denen willkuͤhrlichen. Es ſtellte alſo die Sele etwan nur ein Nebenrad vor, wel- ches zwar der Maſchine des Koͤrpers am naͤ- heſten iſt, keinesweges aber etwas zur Voll- kommenheit der Bewegungen deſſelben bey- traͤgt. Hierbey muß ich erinnern, daß man nicht meine, ich behauptete, die Herren Har- moniſten hielten die Sele ebenfalls vor eine Maſchine, gleichwie den Koͤrper. Jch weiß wol daß ſie hierzu zu geſcheid ſind. Sondern ich betrachte die Sele in gegenwaͤrtigen Falle, nur Vergleichungsweiſe, mit dem Koͤrper, als ein Nebenrad, welches ſich aber die Metaphy- ſickverſtaͤndigen, ohne mein Erinnern, als ein einfaches Rad, als ein Rad von einer Mona- de gemacht, vorſtellen werden. Die Men- ſchen wuͤrden alſo auf dieſe Art gantz gewiß glauben, daß ſie einen Koͤrper haͤtten, wenn auch dem wuͤrcklich nicht alſo waͤre. Denn die Sele wuͤrde ebenfals alle die Vorſtellun- gen haben, die ſie ietzo hat, wenn ſie auch nicht mit einem Koͤrper verbunden waͤre. Sie wuͤrde ebenfalls glauben, daß ihr Koͤrper aͤſſe und traͤncke, daß er ginge, ſtuͤnde oder ſchlie- fe, daß er andre Koͤrper um ſich herum haͤtte, die ſich ebenfalls bewegen, die ihn beruͤhren, die mit ihm reden, die ihm dienen oder ihn be- herrſchen. Mit einem Wort; ſie wuͤrde in eben den Umſtaͤnden ſeyn, darin ſie ietzo iſt, wenn ſie auch keinen Koͤrper beſaͤſſe. Auf dieſe
Art
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gungen des Koͤrpers beytrage; auch nicht ein-
mal zu denen willkuͤhrlichen. Es ſtellte alſo
die Sele etwan nur ein Nebenrad vor, wel-
ches zwar der Maſchine des Koͤrpers am naͤ-
heſten iſt, keinesweges aber etwas zur Voll-
kommenheit der Bewegungen deſſelben bey-
traͤgt. Hierbey muß ich erinnern, daß man
nicht meine, ich behauptete, die Herren Har-
moniſten hielten die Sele ebenfalls vor eine
Maſchine, gleichwie den Koͤrper. Jch weiß
wol daß ſie hierzu zu geſcheid ſind. Sondern
ich betrachte die Sele in gegenwaͤrtigen Falle,
nur Vergleichungsweiſe, mit dem Koͤrper, als
ein Nebenrad, welches ſich aber die Metaphy-
ſickverſtaͤndigen, ohne mein Erinnern, als ein
einfaches Rad, als ein Rad von einer Mona-
de gemacht, vorſtellen werden. Die Men-
ſchen wuͤrden alſo auf dieſe Art gantz gewiß
glauben, daß ſie einen Koͤrper haͤtten, wenn
auch dem wuͤrcklich nicht alſo waͤre. Denn
die Sele wuͤrde ebenfals alle die Vorſtellun-
gen haben, die ſie ietzo hat, wenn ſie auch
nicht mit einem Koͤrper verbunden waͤre. Sie
wuͤrde ebenfalls glauben, daß ihr Koͤrper aͤſſe
und traͤncke, daß er ginge, ſtuͤnde oder ſchlie-
fe, daß er andre Koͤrper um ſich herum haͤtte,
die ſich ebenfalls bewegen, die ihn beruͤhren,
die mit ihm reden, die ihm dienen oder ihn be-
herrſchen. Mit einem Wort; ſie wuͤrde in
eben den Umſtaͤnden ſeyn, darin ſie ietzo iſt,
wenn ſie auch keinen Koͤrper beſaͤſſe. Auf dieſe
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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