Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.nichts kosten, so können wir derselben so viele handeln
nichts koſten, ſo koͤnnen wir derſelben ſo viele handeln
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0034" n="4"/> nichts koſten, ſo koͤnnen wir derſelben ſo viele<lb/> beylegen, als uns gefaͤllt; allein eben darum,<lb/> weil ſie ſo wohlfeil ſind, wird man ſich nicht<lb/> viel beſonderes davon verſprechen koͤnnen. Mei-<lb/> nethalben koͤnte die menſchliche Sele, <hi rendition="#fr">Archaͤus,<lb/> Microcosmetor</hi> oder <hi rendition="#fr">Monade</hi> heiſſen, das<lb/> eine wuͤrde mir ihre wahre Beſchaffenheit ſo<lb/> wenig entdecken, als das andre. Wenn wir<lb/> die Materialiſten ausnehmen, ſo behauptet ie-<lb/> dermann, daß die Seele ein Geiſt ſey. Allein<lb/> es muß Grade in der Geiſtigkeit geben, weil<lb/> es Leute giebt, welche zwar mit Gewißheit<lb/> glauben, daß die Sele ein Geiſt ſey: die aber<lb/> demohngeachtet nicht zugeben wollen, daß man<lb/> ſie eine Monade nennen ſoll. Was mich be-<lb/> trift, ſo ſoll es mir einerley gelten, man mag<lb/> die Sele halten, wovor man will. Meine<lb/> Gedancken von dem Einfluſſe der Sele in ih-<lb/> ren Koͤrper ſollen alſo beſchaffen ſeyn, daß ſie<lb/> einer Monade eben ſo wohl, als einem Ar-<lb/> chaͤus zu kommen. Jch will zum voraus ſe-<lb/> tzen, daß wir alleſammt dencken: und dasie-<lb/> nige Ding, welches in uns iſt und Vorſtel-<lb/> lungen hat, ſoll eine Sele heiſſen. Dieſe Er-<lb/> klaͤrung hat einen ziemlich weiten Umfang,<lb/> allein weil ich nicht ſehe, warum ich das We-<lb/> ſen der Sele genauer beſtimmen muͤſte: ſo<lb/> will ich lieber die Streitigkeiten in dieſer Sa-<lb/> che vermeiden. Dieſes wird ohne Zweifel de-<lb/> nenienigen wunderlich vorkommen, welche glau-<lb/> ben, daß ich in dieſer Materie, die ich abzu-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">handeln</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0034]
nichts koſten, ſo koͤnnen wir derſelben ſo viele
beylegen, als uns gefaͤllt; allein eben darum,
weil ſie ſo wohlfeil ſind, wird man ſich nicht
viel beſonderes davon verſprechen koͤnnen. Mei-
nethalben koͤnte die menſchliche Sele, Archaͤus,
Microcosmetor oder Monade heiſſen, das
eine wuͤrde mir ihre wahre Beſchaffenheit ſo
wenig entdecken, als das andre. Wenn wir
die Materialiſten ausnehmen, ſo behauptet ie-
dermann, daß die Seele ein Geiſt ſey. Allein
es muß Grade in der Geiſtigkeit geben, weil
es Leute giebt, welche zwar mit Gewißheit
glauben, daß die Sele ein Geiſt ſey: die aber
demohngeachtet nicht zugeben wollen, daß man
ſie eine Monade nennen ſoll. Was mich be-
trift, ſo ſoll es mir einerley gelten, man mag
die Sele halten, wovor man will. Meine
Gedancken von dem Einfluſſe der Sele in ih-
ren Koͤrper ſollen alſo beſchaffen ſeyn, daß ſie
einer Monade eben ſo wohl, als einem Ar-
chaͤus zu kommen. Jch will zum voraus ſe-
tzen, daß wir alleſammt dencken: und dasie-
nige Ding, welches in uns iſt und Vorſtel-
lungen hat, ſoll eine Sele heiſſen. Dieſe Er-
klaͤrung hat einen ziemlich weiten Umfang,
allein weil ich nicht ſehe, warum ich das We-
ſen der Sele genauer beſtimmen muͤſte: ſo
will ich lieber die Streitigkeiten in dieſer Sa-
che vermeiden. Dieſes wird ohne Zweifel de-
nenienigen wunderlich vorkommen, welche glau-
ben, daß ich in dieſer Materie, die ich abzu-
handeln
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