Nahmen desienigen, der die Vermehrung der Welt besorgte, war: Rachamalca. Doch hat sich Doläus nicht allein Mühe gegeben, der Sele einen Nahmen zu geben. Noch ehe man von denen Monaden etwas wuste, war die Sele bald eine Flammula vitalis bald ein Humidum innatum, und ich weiß nicht was noch sonst. Diese Verwirrung ist groß genug, und daher muß man ihren Erfindern verbunden seyn, daß sie sich nicht noch mehr Mühe gegeben, dieselbe höher zu treiben. Wir wissen von dem allen nichts, wovon sie uns mit so viel Worten unterrichtet. Niemand hat das Glück den Microcosmetor zu ken- nen, ob man gleich weiß, daß er seinen Nah- men hat. Jch sage dieses nicht, um die Er- finder solcher Weisheit zu tadeln. O nein! es ist mir mehr als zu wohl bekandt, daß sie nichts weiter gethan haben, als was noch täglich ge- schicht. Ohnerachtet Microcoometor nicht mehr lebt, und ohnerachtet sein Nachfolger den Nahmen einer Monade, einer Sele, eines Archäus und dergleichen mehrere bekommen hat; so kennen wir die Personen dieser Nah- men eben so wenig, als die alten diesen ihren Monarchen. Das macht, wir müssen dieses als ein Hauptgesetz in der Lehre von der Er- kenntniß des Wesens unsrer Sele, ansehen, daß das Wesen derselben von uns auf keine Weise vollkommen erkennet und begriffen wer- den mag. Weil uns die Nahmen der Selen
nichts
Nahmen desienigen, der die Vermehrung der Welt beſorgte, war: Rachamalca. Doch hat ſich Dolaͤus nicht allein Muͤhe gegeben, der Sele einen Nahmen zu geben. Noch ehe man von denen Monaden etwas wuſte, war die Sele bald eine Flammula vitalis bald ein Humidum innatum, und ich weiß nicht was noch ſonſt. Dieſe Verwirrung iſt groß genug, und daher muß man ihren Erfindern verbunden ſeyn, daß ſie ſich nicht noch mehr Muͤhe gegeben, dieſelbe hoͤher zu treiben. Wir wiſſen von dem allen nichts, wovon ſie uns mit ſo viel Worten unterrichtet. Niemand hat das Gluͤck den Microcosmetor zu ken- nen, ob man gleich weiß, daß er ſeinen Nah- men hat. Jch ſage dieſes nicht, um die Er- finder ſolcher Weisheit zu tadeln. O nein! es iſt mir mehr als zu wohl bekandt, daß ſie nichts weiter gethan haben, als was noch taͤglich ge- ſchicht. Ohnerachtet Microcoometor nicht mehr lebt, und ohnerachtet ſein Nachfolger den Nahmen einer Monade, einer Sele, eines Archaͤus und dergleichen mehrere bekommen hat; ſo kennen wir die Perſonen dieſer Nah- men eben ſo wenig, als die alten dieſen ihren Monarchen. Das macht, wir muͤſſen dieſes als ein Hauptgeſetz in der Lehre von der Er- kenntniß des Weſens unſrer Sele, anſehen, daß das Weſen derſelben von uns auf keine Weiſe vollkommen erkennet und begriffen wer- den mag. Weil uns die Nahmen der Selen
nichts
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Nahmen desienigen, der die Vermehrung der
Welt beſorgte, war: Rachamalca. Doch
hat ſich Dolaͤus nicht allein Muͤhe gegeben,
der Sele einen Nahmen zu geben. Noch ehe
man von denen Monaden etwas wuſte, war
die Sele bald eine Flammula vitalis bald
ein Humidum innatum, und ich weiß nicht
was noch ſonſt. Dieſe Verwirrung iſt groß
genug, und daher muß man ihren Erfindern
verbunden ſeyn, daß ſie ſich nicht noch mehr
Muͤhe gegeben, dieſelbe hoͤher zu treiben. Wir
wiſſen von dem allen nichts, wovon ſie uns
mit ſo viel Worten unterrichtet. Niemand
hat das Gluͤck den Microcosmetor zu ken-
nen, ob man gleich weiß, daß er ſeinen Nah-
men hat. Jch ſage dieſes nicht, um die Er-
finder ſolcher Weisheit zu tadeln. O nein! es
iſt mir mehr als zu wohl bekandt, daß ſie nichts
weiter gethan haben, als was noch taͤglich ge-
ſchicht. Ohnerachtet Microcoometor nicht
mehr lebt, und ohnerachtet ſein Nachfolger den
Nahmen einer Monade, einer Sele, eines
Archaͤus und dergleichen mehrere bekommen
hat; ſo kennen wir die Perſonen dieſer Nah-
men eben ſo wenig, als die alten dieſen ihren
Monarchen. Das macht, wir muͤſſen dieſes
als ein Hauptgeſetz in der Lehre von der Er-
kenntniß des Weſens unſrer Sele, anſehen,
daß das Weſen derſelben von uns auf keine
Weiſe vollkommen erkennet und begriffen wer-
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/33>, abgerufen am 16.02.2025.
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