Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.diese zugeben. Sollen denn aber deshalben nun L 5
dieſe zugeben. Sollen denn aber deshalben nun L 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0173" n="143"/> dieſe zugeben. Sollen denn aber deshalben<lb/> alle meine gemachten Anſtalten wieder dahin<lb/> fahren? Man kan es ia beweiſen, daß die Se-<lb/> le ihren Koͤrper baue. Freylich iſt dieſe Sa-<lb/> che nicht ſo leicht, daß man ſie mit einem paar<lb/> Schluͤſſen abfertigen koͤnte. Es iſt bey dieſem<lb/> Beweiſe groſſe Behutſamkeit noͤthig, damit man<lb/> nicht vom <hi rendition="#fr">ſeyn koͤnnen,</hi> auf das <hi rendition="#fr">Seyn ſelbſt</hi><lb/> einen Sprung thue. Jch gebe daher zu, daß<lb/> dieienigen Beweiſe nichts beweiſen, wo man<lb/> ſchließt: weil die menſchliche Sele ihren Koͤr-<lb/> per bauen kan, weil es moͤglich iſt, daß ſie ihn<lb/> baue; ſiehe ſo hat ſie eine Kraft darzu. Bey<lb/> weitem nicht. Wenn ſie eine Kraft hat ihren<lb/> Koͤrper zu bauen; ſo bauet ſie ihn auch wuͤrck-<lb/> lich: denn eine Kraft kan durch nichts verhin-<lb/> dert werden ihre Wuͤrckungen hervorzubringen,<lb/> ohne daß ſie nicht auch zugleich ſelbſt vertrie-<lb/> ben wuͤrde. Die <hi rendition="#fr">Moͤglichkeit</hi> Veraͤnderun-<lb/> gen hervorzubringen iſt das <hi rendition="#fr">Vermoͤgen.</hi> Wenn<lb/> man demnach erwieſen hat, die Sele habe die<lb/> Moͤglichkeit ihren Koͤrper zu bauen, ſo muß<lb/> man ſich dem Gelaͤchter derer Philoſophen nicht<lb/> ſo ſehr ausſetzen, daß man ihr nun ſo gleich<lb/> ſtatt des Vermoͤgens eine Kraft darzu zuſchrie-<lb/> be. Jſt es nicht eben ſo, als wenn ich ſagen<lb/> wolte: ein Menſch der unter das Waſſer ge-<lb/> fallen iſt, hat noch die Moͤglichkeit Othem zu<lb/> holen. Alſo beſitzt er eine Kraft; das iſt er hat<lb/> noch an ſich den zureichenden Grund das Athem-<lb/> holen zur Wuͤrcklichkeit zu bringen. Weil<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nun</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0173]
dieſe zugeben. Sollen denn aber deshalben
alle meine gemachten Anſtalten wieder dahin
fahren? Man kan es ia beweiſen, daß die Se-
le ihren Koͤrper baue. Freylich iſt dieſe Sa-
che nicht ſo leicht, daß man ſie mit einem paar
Schluͤſſen abfertigen koͤnte. Es iſt bey dieſem
Beweiſe groſſe Behutſamkeit noͤthig, damit man
nicht vom ſeyn koͤnnen, auf das Seyn ſelbſt
einen Sprung thue. Jch gebe daher zu, daß
dieienigen Beweiſe nichts beweiſen, wo man
ſchließt: weil die menſchliche Sele ihren Koͤr-
per bauen kan, weil es moͤglich iſt, daß ſie ihn
baue; ſiehe ſo hat ſie eine Kraft darzu. Bey
weitem nicht. Wenn ſie eine Kraft hat ihren
Koͤrper zu bauen; ſo bauet ſie ihn auch wuͤrck-
lich: denn eine Kraft kan durch nichts verhin-
dert werden ihre Wuͤrckungen hervorzubringen,
ohne daß ſie nicht auch zugleich ſelbſt vertrie-
ben wuͤrde. Die Moͤglichkeit Veraͤnderun-
gen hervorzubringen iſt das Vermoͤgen. Wenn
man demnach erwieſen hat, die Sele habe die
Moͤglichkeit ihren Koͤrper zu bauen, ſo muß
man ſich dem Gelaͤchter derer Philoſophen nicht
ſo ſehr ausſetzen, daß man ihr nun ſo gleich
ſtatt des Vermoͤgens eine Kraft darzu zuſchrie-
be. Jſt es nicht eben ſo, als wenn ich ſagen
wolte: ein Menſch der unter das Waſſer ge-
fallen iſt, hat noch die Moͤglichkeit Othem zu
holen. Alſo beſitzt er eine Kraft; das iſt er hat
noch an ſich den zureichenden Grund das Athem-
holen zur Wuͤrcklichkeit zu bringen. Weil
nun
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