Du Ausgang aller Noth (ich sage nicht zu viel) Dein enger Raum enthält von aller Quaal das Ziel.
C.
Jederman wird mir zugestehen, daß niemand als ein Weltweiser, der zugleich die Schönheit des menschlichen Körpers, und die Nothwen- digkeit seines Untergangs aus der Artzneyge- lahrheit begriffen hat, dergleichen gesetzte Ge- dancken bey Erblickung eines Kirchhofes haben kan. Aber dieses ist noch nicht alles. Denn wenn ich sagen soll was meine Meinung ei- gentlich ist, so muß ich gestehen, daß ich die Stahlianische Lehre vornemlich aus dem Grun- de liebe, weil sie vor allen andern dieses zum Voraus zu haben scheinet, daß sie auf eine gantz natürliche Weise, nicht allein eine philo- sophische Großmuth, sondern auch die Reli- gion selbst auf das genaueste mit der Artzeney- wissenschaft verbindet.
§. 54.
Jch hatte bey vorhergehenden Absatze diese Schrift schon geschlossen, als mir einfiel, der Vergleich welchen ich mit denen Mechanisten und Stahlianern gestiftet, möchte auch wol nichts seyn. Jch kam in diese Verwirrung, weil ich mich besann, daß die Mechanisten nicht in der Sache einzig und allein von denen Stahlianern abgingen, worinn ich sie mit ein- ander verglichen; sondern daß auch iene läug- neten, die Sele baue ihren Körper, welches
diese
Du Ausgang aller Noth (ich ſage nicht zu viel) Dein enger Raum enthaͤlt von aller Quaal das Ziel.
C.
Jederman wird mir zugeſtehen, daß niemand als ein Weltweiſer, der zugleich die Schoͤnheit des menſchlichen Koͤrpers, und die Nothwen- digkeit ſeines Untergangs aus der Artzneyge- lahrheit begriffen hat, dergleichen geſetzte Ge- dancken bey Erblickung eines Kirchhofes haben kan. Aber dieſes iſt noch nicht alles. Denn wenn ich ſagen ſoll was meine Meinung ei- gentlich iſt, ſo muß ich geſtehen, daß ich die Stahlianiſche Lehre vornemlich aus dem Grun- de liebe, weil ſie vor allen andern dieſes zum Voraus zu haben ſcheinet, daß ſie auf eine gantz natuͤrliche Weiſe, nicht allein eine philo- ſophiſche Großmuth, ſondern auch die Reli- gion ſelbſt auf das genaueſte mit der Artzeney- wiſſenſchaft verbindet.
§. 54.
Jch hatte bey vorhergehenden Abſatze dieſe Schrift ſchon geſchloſſen, als mir einfiel, der Vergleich welchen ich mit denen Mechaniſten und Stahlianern geſtiftet, moͤchte auch wol nichts ſeyn. Jch kam in dieſe Verwirrung, weil ich mich beſann, daß die Mechaniſten nicht in der Sache einzig und allein von denen Stahlianern abgingen, worinn ich ſie mit ein- ander verglichen; ſondern daß auch iene laͤug- neten, die Sele baue ihren Koͤrper, welches
dieſe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><cit><quote><lgtype="poem"><pbn="142"facs="#f0172"/><l><hirendition="#fr">Du Ausgang aller Noth (ich ſage nicht zu viel)</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Dein enger Raum enthaͤlt von aller Quaal das<lb/><hirendition="#et">Ziel.</hi></hi></l></lg><lb/><bibl><hirendition="#et"><hirendition="#fr">C.</hi></hi></bibl></quote></cit><lb/><p>Jederman wird mir zugeſtehen, daß niemand<lb/>
als ein Weltweiſer, der zugleich die Schoͤnheit<lb/>
des menſchlichen Koͤrpers, und die Nothwen-<lb/>
digkeit ſeines Untergangs aus der Artzneyge-<lb/>
lahrheit begriffen hat, dergleichen geſetzte Ge-<lb/>
dancken bey Erblickung eines Kirchhofes haben<lb/>
kan. Aber dieſes iſt noch nicht alles. Denn<lb/>
wenn ich ſagen ſoll was meine Meinung ei-<lb/>
gentlich iſt, ſo muß ich geſtehen, daß ich die<lb/>
Stahlianiſche Lehre vornemlich aus dem Grun-<lb/>
de liebe, weil ſie vor allen andern dieſes zum<lb/>
Voraus zu haben ſcheinet, daß ſie auf eine<lb/>
gantz natuͤrliche Weiſe, nicht allein eine philo-<lb/>ſophiſche Großmuth, ſondern auch die Reli-<lb/>
gion ſelbſt auf das genaueſte mit der Artzeney-<lb/>
wiſſenſchaft verbindet.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 54.</head><lb/><p>Jch hatte bey vorhergehenden Abſatze dieſe<lb/>
Schrift ſchon geſchloſſen, als mir einfiel, der<lb/>
Vergleich welchen ich mit denen Mechaniſten<lb/>
und Stahlianern geſtiftet, moͤchte auch wol<lb/>
nichts ſeyn. Jch kam in dieſe Verwirrung,<lb/>
weil ich mich beſann, daß die Mechaniſten<lb/>
nicht in der Sache einzig und allein von denen<lb/>
Stahlianern abgingen, worinn ich ſie mit ein-<lb/>
ander verglichen; ſondern daß auch iene laͤug-<lb/>
neten, die Sele baue ihren Koͤrper, welches<lb/><fwtype="catch"place="bottom">dieſe</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[142/0172]
Du Ausgang aller Noth (ich ſage nicht zu viel)
Dein enger Raum enthaͤlt von aller Quaal das
Ziel.
C.
Jederman wird mir zugeſtehen, daß niemand
als ein Weltweiſer, der zugleich die Schoͤnheit
des menſchlichen Koͤrpers, und die Nothwen-
digkeit ſeines Untergangs aus der Artzneyge-
lahrheit begriffen hat, dergleichen geſetzte Ge-
dancken bey Erblickung eines Kirchhofes haben
kan. Aber dieſes iſt noch nicht alles. Denn
wenn ich ſagen ſoll was meine Meinung ei-
gentlich iſt, ſo muß ich geſtehen, daß ich die
Stahlianiſche Lehre vornemlich aus dem Grun-
de liebe, weil ſie vor allen andern dieſes zum
Voraus zu haben ſcheinet, daß ſie auf eine
gantz natuͤrliche Weiſe, nicht allein eine philo-
ſophiſche Großmuth, ſondern auch die Reli-
gion ſelbſt auf das genaueſte mit der Artzeney-
wiſſenſchaft verbindet.
§. 54.
Jch hatte bey vorhergehenden Abſatze dieſe
Schrift ſchon geſchloſſen, als mir einfiel, der
Vergleich welchen ich mit denen Mechaniſten
und Stahlianern geſtiftet, moͤchte auch wol
nichts ſeyn. Jch kam in dieſe Verwirrung,
weil ich mich beſann, daß die Mechaniſten
nicht in der Sache einzig und allein von denen
Stahlianern abgingen, worinn ich ſie mit ein-
ander verglichen; ſondern daß auch iene laͤug-
neten, die Sele baue ihren Koͤrper, welches
dieſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/172>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.