wandschaft mit demselben zu haben, daß man sich schlechterdings auch die Sele gedencken müsse, wenn man sich einem recht würdigen Begrif von unsern Körper machen will. Das Band wodurch sie beyde verbunden sind, ist unzertrennlich, und so bald der eine Theil da- hin gerissen wird, muß der andre ebenfalls ver- derben. Es kan seyn, daß ich mich in meinen Gedancken betriege. Allein so wenig ich die- ses vermuthe, so wenig würde ich mich darüber grämen. Ein solcher Betrug ist viel zu reitzend und angenehm, als daß man ihn mit einen andern vertauschen solte, welcher nicht so viel annehmliches bey sich führet. Denn ich glau- be, man mag ausser dieser eine Meinung erwäh- len, welche man will, so wird man entweder der Sele alles beymessen und dem Körper gar nichts, oder man wird es umgekehrt anfangen. Jst es nicht am besten beyde in der allergenaue- sten Uebereinstimmung zu betrachten?
§. 52.
Die Meinung derer Stahlianer ist der Mei- nung derer Harmonisten entgegen gesetzt; Folg- lich sind ihr auch dieienigen Mechanisten ent- gegen, welche Harmonisten sind. Jndessen kan ich mich nicht überreden, daß alle Mecha- nisten auch solten Harmonisten seyn. Jm Gegentheil glaube ich, daß die Anzahl dieser gar gering sey. Es nennen sich auch dieieni- gen Mechanisten, welche behaupten, daß die Nerven die Mittel der Vereinigung der Sele
und
wandſchaft mit demſelben zu haben, daß man ſich ſchlechterdings auch die Sele gedencken muͤſſe, wenn man ſich einem recht wuͤrdigen Begrif von unſern Koͤrper machen will. Das Band wodurch ſie beyde verbunden ſind, iſt unzertrennlich, und ſo bald der eine Theil da- hin geriſſen wird, muß der andre ebenfalls ver- derben. Es kan ſeyn, daß ich mich in meinen Gedancken betriege. Allein ſo wenig ich die- ſes vermuthe, ſo wenig wuͤrde ich mich daruͤber graͤmen. Ein ſolcher Betrug iſt viel zu reitzend und angenehm, als daß man ihn mit einen andern vertauſchen ſolte, welcher nicht ſo viel annehmliches bey ſich fuͤhret. Denn ich glau- be, man mag auſſer dieſer eine Meinung erwaͤh- len, welche man will, ſo wird man entweder der Sele alles beymeſſen und dem Koͤrper gar nichts, oder man wird es umgekehrt anfangen. Jſt es nicht am beſten beyde in der allergenaue- ſten Uebereinſtimmung zu betrachten?
§. 52.
Die Meinung derer Stahlianer iſt der Mei- nung derer Harmoniſten entgegen geſetzt; Folg- lich ſind ihr auch dieienigen Mechaniſten ent- gegen, welche Harmoniſten ſind. Jndeſſen kan ich mich nicht uͤberreden, daß alle Mecha- niſten auch ſolten Harmoniſten ſeyn. Jm Gegentheil glaube ich, daß die Anzahl dieſer gar gering ſey. Es nennen ſich auch dieieni- gen Mechaniſten, welche behaupten, daß die Nerven die Mittel der Vereinigung der Sele
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0159"n="129"/>
wandſchaft mit demſelben zu haben, daß man<lb/>ſich ſchlechterdings auch die Sele gedencken<lb/>
muͤſſe, wenn man ſich einem recht wuͤrdigen<lb/>
Begrif von unſern Koͤrper machen will. Das<lb/>
Band wodurch ſie beyde verbunden ſind, iſt<lb/>
unzertrennlich, und ſo bald der eine Theil da-<lb/>
hin geriſſen wird, muß der andre ebenfalls ver-<lb/>
derben. Es kan ſeyn, daß ich mich in meinen<lb/>
Gedancken betriege. Allein ſo wenig ich die-<lb/>ſes vermuthe, ſo wenig wuͤrde ich mich daruͤber<lb/>
graͤmen. Ein ſolcher Betrug iſt viel zu reitzend<lb/>
und angenehm, als daß man ihn mit einen<lb/>
andern vertauſchen ſolte, welcher nicht ſo viel<lb/>
annehmliches bey ſich fuͤhret. Denn ich glau-<lb/>
be, man mag auſſer dieſer eine Meinung erwaͤh-<lb/>
len, welche man will, ſo wird man entweder<lb/>
der Sele alles beymeſſen und dem Koͤrper gar<lb/>
nichts, oder man wird es umgekehrt anfangen.<lb/>
Jſt es nicht am beſten beyde in der allergenaue-<lb/>ſten Uebereinſtimmung zu betrachten?</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 52.</head><lb/><p>Die Meinung derer Stahlianer iſt der Mei-<lb/>
nung derer Harmoniſten entgegen geſetzt; Folg-<lb/>
lich ſind ihr auch dieienigen Mechaniſten ent-<lb/>
gegen, welche Harmoniſten ſind. Jndeſſen<lb/>
kan ich mich nicht uͤberreden, daß alle Mecha-<lb/>
niſten auch ſolten Harmoniſten ſeyn. Jm<lb/>
Gegentheil glaube ich, daß die Anzahl dieſer<lb/>
gar gering ſey. Es nennen ſich auch dieieni-<lb/>
gen Mechaniſten, welche behaupten, daß die<lb/>
Nerven die Mittel der Vereinigung der Sele<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[129/0159]
wandſchaft mit demſelben zu haben, daß man
ſich ſchlechterdings auch die Sele gedencken
muͤſſe, wenn man ſich einem recht wuͤrdigen
Begrif von unſern Koͤrper machen will. Das
Band wodurch ſie beyde verbunden ſind, iſt
unzertrennlich, und ſo bald der eine Theil da-
hin geriſſen wird, muß der andre ebenfalls ver-
derben. Es kan ſeyn, daß ich mich in meinen
Gedancken betriege. Allein ſo wenig ich die-
ſes vermuthe, ſo wenig wuͤrde ich mich daruͤber
graͤmen. Ein ſolcher Betrug iſt viel zu reitzend
und angenehm, als daß man ihn mit einen
andern vertauſchen ſolte, welcher nicht ſo viel
annehmliches bey ſich fuͤhret. Denn ich glau-
be, man mag auſſer dieſer eine Meinung erwaͤh-
len, welche man will, ſo wird man entweder
der Sele alles beymeſſen und dem Koͤrper gar
nichts, oder man wird es umgekehrt anfangen.
Jſt es nicht am beſten beyde in der allergenaue-
ſten Uebereinſtimmung zu betrachten?
§. 52.
Die Meinung derer Stahlianer iſt der Mei-
nung derer Harmoniſten entgegen geſetzt; Folg-
lich ſind ihr auch dieienigen Mechaniſten ent-
gegen, welche Harmoniſten ſind. Jndeſſen
kan ich mich nicht uͤberreden, daß alle Mecha-
niſten auch ſolten Harmoniſten ſeyn. Jm
Gegentheil glaube ich, daß die Anzahl dieſer
gar gering ſey. Es nennen ſich auch dieieni-
gen Mechaniſten, welche behaupten, daß die
Nerven die Mittel der Vereinigung der Sele
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/159>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.