wiederum entweder in dem allgemeinem Zu- sammenhange, oder in dem Körper. Dieieni- gen, welche behaupten, der Grund von denen Veränderungen beyder, liege in dem allgemei- nen Zusammenhange der Dinge allein, diesel- ben läugnen nothwendig, daß er in der Sele oder dem Körper liege. Sie können demnach nicht behaupten, daß zwischen denen Verände- rungen beyder auch nur einigermassen Ursach und Würckung statt habe. Wer dieses be- hauptet, wiederspricht einem Satze, welcher eben so gewiß ist, als daß die Sonne die Ursach des Lichts sey. Man siehet gar bald, daß ihre Meinung auf die vorige hinaus lauffe, und deshalb ist nicht nöthig, sich hierbey länger auf- zuhalten.
§. 44.
Wenn man zugiebt, daß die Veränderung des Körpers bey Empfindungen etwas zu der Vorstellung die alsdenn in der Sele würcklich wird, beytrage, so kan dieses auf keine andre Art geschehen, als daß man behaupte, es werde die gantze Vorstellung in der Sele nicht allein durch die Kraft der Sele hervorgebracht. Es wird mir erlaubt seyn, die Kraft, welche diese Vorstellungen in der Sele würcket, in vier al- lerkleinste Kräfte zu zertheilen, welche zusam- mengenommen die gantze Kraft ausmachen. Diese Theilung der Kräfte, welche heut zu Tage Mode geworden, kommt eben nicht theuer zu stehen, weil man die allerkleinsten Kräfte um-
sonst
wiederum entweder in dem allgemeinem Zu- ſammenhange, oder in dem Koͤrper. Dieieni- gen, welche behaupten, der Grund von denen Veraͤnderungen beyder, liege in dem allgemei- nen Zuſammenhange der Dinge allein, dieſel- ben laͤugnen nothwendig, daß er in der Sele oder dem Koͤrper liege. Sie koͤnnen demnach nicht behaupten, daß zwiſchen denen Veraͤnde- rungen beyder auch nur einigermaſſen Urſach und Wuͤrckung ſtatt habe. Wer dieſes be- hauptet, wiederſpricht einem Satze, welcher eben ſo gewiß iſt, als daß die Sonne die Urſach des Lichts ſey. Man ſiehet gar bald, daß ihre Meinung auf die vorige hinaus lauffe, und deshalb iſt nicht noͤthig, ſich hierbey laͤnger auf- zuhalten.
§. 44.
Wenn man zugiebt, daß die Veraͤnderung des Koͤrpers bey Empfindungen etwas zu der Vorſtellung die alsdenn in der Sele wuͤrcklich wird, beytrage, ſo kan dieſes auf keine andre Art geſchehen, als daß man behaupte, es werde die gantze Vorſtellung in der Sele nicht allein durch die Kraft der Sele hervorgebracht. Es wird mir erlaubt ſeyn, die Kraft, welche dieſe Vorſtellungen in der Sele wuͤrcket, in vier al- lerkleinſte Kraͤfte zu zertheilen, welche zuſam- mengenommen die gantze Kraft ausmachen. Dieſe Theilung der Kraͤfte, welche heut zu Tage Mode geworden, kommt eben nicht theuer zu ſtehen, weil man die allerkleinſten Kraͤfte um-
ſonſt
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wiederum entweder in dem allgemeinem Zu-
ſammenhange, oder in dem Koͤrper. Dieieni-
gen, welche behaupten, der Grund von denen
Veraͤnderungen beyder, liege in dem allgemei-
nen Zuſammenhange der Dinge allein, dieſel-
ben laͤugnen nothwendig, daß er in der Sele
oder dem Koͤrper liege. Sie koͤnnen demnach
nicht behaupten, daß zwiſchen denen Veraͤnde-
rungen beyder auch nur einigermaſſen Urſach
und Wuͤrckung ſtatt habe. Wer dieſes be-
hauptet, wiederſpricht einem Satze, welcher
eben ſo gewiß iſt, als daß die Sonne die Urſach
des Lichts ſey. Man ſiehet gar bald, daß ihre
Meinung auf die vorige hinaus lauffe, und
deshalb iſt nicht noͤthig, ſich hierbey laͤnger auf-
zuhalten.
§. 44.
Wenn man zugiebt, daß die Veraͤnderung
des Koͤrpers bey Empfindungen etwas zu der
Vorſtellung die alsdenn in der Sele wuͤrcklich
wird, beytrage, ſo kan dieſes auf keine andre
Art geſchehen, als daß man behaupte, es werde
die gantze Vorſtellung in der Sele nicht allein
durch die Kraft der Sele hervorgebracht. Es
wird mir erlaubt ſeyn, die Kraft, welche dieſe
Vorſtellungen in der Sele wuͤrcket, in vier al-
lerkleinſte Kraͤfte zu zertheilen, welche zuſam-
mengenommen die gantze Kraft ausmachen.
Dieſe Theilung der Kraͤfte, welche heut zu Tage
Mode geworden, kommt eben nicht theuer zu
ſtehen, weil man die allerkleinſten Kraͤfte um-
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/145>, abgerufen am 22.07.2024.
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