Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.§. 39. Einer von denen vornehmsten Gründen, ser
§. 39. Einer von denen vornehmſten Gruͤnden, ſer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0130" n="100"/> <div n="2"> <head>§. 39.</head><lb/> <p>Einer von denen vornehmſten Gruͤnden,<lb/> wodurch man erweiſen kan, daß die Sele in<lb/> ihren Koͤrper wuͤrcke, iſt die beſtaͤndige Ueber-<lb/> einſtimmung der Erfahrung in dieſer Sache.<lb/> Jn Wahrheit ein Artzneygelehrter muͤſte noch<lb/> weniger ſehen, als ein Blinder, wenn er nicht<lb/> zugeſtehen wolte, daß unſer Satz unzaͤhlige Er-<lb/> fahrungen auf ſeiner Seite habe. Wir wol-<lb/> len uns bemuͤhen die vornehmſten und welche<lb/> die beſte Ueberzeugung geben, hier anzufuͤhren,<lb/> und einige will ich aus der <hi rendition="#aq">Therapia Gene-<lb/> rali</hi> des unvergleichlichen Herrn Profeſſor <hi rendition="#fr">Jun-<lb/> ckers</hi> <hi rendition="#aq">Tab. I. pag.</hi> 17. nehmen. Die Schwe-<lb/> ſter eines gewiſſen vornehmen Frauenzimmers<lb/> war mit dem weiſſen Fluß behaftet. Dieſe er-<lb/> fuhr, daß iene auf dem Wege ſey, ihr einen<lb/> Beſuch abzuſtatten. Ehe dieſes noch geſchahe<lb/> vermuthete ſie, daß ſie eben dieſe Kranckheit<lb/> ihrer Schweſter bekommen wuͤrde, ſo bald ſie<lb/> nur ſelbige ſaͤhe. Und ihre Vermuthung war<lb/> auch wuͤrcklich dergeſtalt gegruͤndet, daß ſie auf<lb/> den bloſſen Ruf von der Ankunft ihrer Schwe-<lb/> ſter nach einer heftigen Gemuͤthsbewegung auch<lb/> den weiſſen Fluß bekam. Zwey andre Schwe-<lb/> ſtern, beweinten den Tod zweyer Bruͤder, wel-<lb/> che im Kriege geblieben waren, und deren ent-<lb/> ſeelte Koͤrper in ihrem Vaterlande zur Erde be-<lb/> ſtattet wurden. Bey dem Begraͤbniß eines<lb/> ieden ward auch ein beſonderes Sterbelied ge-<lb/> ſungen. Jede Schweſter hatte ſich einen die-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſer</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0130]
§. 39.
Einer von denen vornehmſten Gruͤnden,
wodurch man erweiſen kan, daß die Sele in
ihren Koͤrper wuͤrcke, iſt die beſtaͤndige Ueber-
einſtimmung der Erfahrung in dieſer Sache.
Jn Wahrheit ein Artzneygelehrter muͤſte noch
weniger ſehen, als ein Blinder, wenn er nicht
zugeſtehen wolte, daß unſer Satz unzaͤhlige Er-
fahrungen auf ſeiner Seite habe. Wir wol-
len uns bemuͤhen die vornehmſten und welche
die beſte Ueberzeugung geben, hier anzufuͤhren,
und einige will ich aus der Therapia Gene-
rali des unvergleichlichen Herrn Profeſſor Jun-
ckers Tab. I. pag. 17. nehmen. Die Schwe-
ſter eines gewiſſen vornehmen Frauenzimmers
war mit dem weiſſen Fluß behaftet. Dieſe er-
fuhr, daß iene auf dem Wege ſey, ihr einen
Beſuch abzuſtatten. Ehe dieſes noch geſchahe
vermuthete ſie, daß ſie eben dieſe Kranckheit
ihrer Schweſter bekommen wuͤrde, ſo bald ſie
nur ſelbige ſaͤhe. Und ihre Vermuthung war
auch wuͤrcklich dergeſtalt gegruͤndet, daß ſie auf
den bloſſen Ruf von der Ankunft ihrer Schwe-
ſter nach einer heftigen Gemuͤthsbewegung auch
den weiſſen Fluß bekam. Zwey andre Schwe-
ſtern, beweinten den Tod zweyer Bruͤder, wel-
che im Kriege geblieben waren, und deren ent-
ſeelte Koͤrper in ihrem Vaterlande zur Erde be-
ſtattet wurden. Bey dem Begraͤbniß eines
ieden ward auch ein beſonderes Sterbelied ge-
ſungen. Jede Schweſter hatte ſich einen die-
ſer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |