Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
licher Eindruck in den Nerven mehr hervorgebracht wür-
de: denn dieser offenbaret sich in solchen Versuchen genug
durch mancherley thierische Bewegungen, die er ungehin-
dert verursachet, §. 42. sondern weil der bis ans Gehirn
gedrungene äußere sinnliche Eindruck (§. 31.) von allen
und jeden Nerven des Körpers alsdann die materielle Jdee
der äußern Empfindung im Gehirne nicht hervorbringen
kann, ohne welche keine Vorstellung, also auch keine äuße-
re Empfindung in der Seele entsteht; §. 25.) "und wann
"das Rückenmark zusammengedrücket wird, so empfinden
"auch diejenigen Theile nicht mehr, deren Nerven unter
"dem Orte des Drucks, (abwärts vom Gehirne) entste-
"hen." (Aus den vorigen Gründen. §. 36. 25.) "Wenn
"gewisse Gegenden des Gehirns, aus welchen bestimmte
"Nerven entstehen, gedrücket werden, so vergehen diejenl-
"gen Sinne allein, zu welchen diese Nerven gehen, wie,
zum Beweis, das Gesicht, das Gehör." H. P. §. 365.
Die Ursache ist immer dieselbe: es folget aber hieraus,
daß für jeden Nerven ein besonderer Ort im Gehirne sey,
aus dem er nicht nur entspringt, §. 13. sondern in wel-
chem sich auch die materielle Jdee der äußern Empfindung
von den in ihn gemachten äußern sinnlichen Eindrücken ent-
wickelt, ohne daß dazu die freye Wirkung des ganzen Ge-
hirns erfodert würde, weil die übrigen Sinne unverletzet
bleiben, obgleich die Ursprünge der Nerven einiger im Ge-
hirne gedrücket sind.

§. 44.

"Diejenigen Theile des menschlichen Körpers (und al-
"ler empfindenden Thiere,) in welche viele und blos liegen-
"de Nerven gehen, wie die Augen, u. a. haben die lebhaf-
"teste Empfindung; die Theile, so wenige Nerven haben,
"empfinden schwächer; die Theile, die gar keine Nerven
"empfangen, sind völlig der Empfindung beraubet, wie die
"harte Hirnhaut, die Sehnen, die Bänder, die Nachge-
"burt, die breiten Knochen und die Knorpel." H. P. §.

365.

I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
licher Eindruck in den Nerven mehr hervorgebracht wuͤr-
de: denn dieſer offenbaret ſich in ſolchen Verſuchen genug
durch mancherley thieriſche Bewegungen, die er ungehin-
dert verurſachet, §. 42. ſondern weil der bis ans Gehirn
gedrungene aͤußere ſinnliche Eindruck (§. 31.) von allen
und jeden Nerven des Koͤrpers alsdann die materielle Jdee
der aͤußern Empfindung im Gehirne nicht hervorbringen
kann, ohne welche keine Vorſtellung, alſo auch keine aͤuße-
re Empfindung in der Seele entſteht; §. 25.) „und wann
„das Ruͤckenmark zuſammengedruͤcket wird, ſo empfinden
„auch diejenigen Theile nicht mehr, deren Nerven unter
„dem Orte des Drucks, (abwaͤrts vom Gehirne) entſte-
„hen.“ (Aus den vorigen Gruͤnden. §. 36. 25.) „Wenn
„gewiſſe Gegenden des Gehirns, aus welchen beſtimmte
„Nerven entſtehen, gedruͤcket werden, ſo vergehen diejenl-
„gen Sinne allein, zu welchen dieſe Nerven gehen, wie,
zum Beweis, das Geſicht, das Gehoͤr.“ H. P. §. 365.
Die Urſache iſt immer dieſelbe: es folget aber hieraus,
daß fuͤr jeden Nerven ein beſonderer Ort im Gehirne ſey,
aus dem er nicht nur entſpringt, §. 13. ſondern in wel-
chem ſich auch die materielle Jdee der aͤußern Empfindung
von den in ihn gemachten aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken ent-
wickelt, ohne daß dazu die freye Wirkung des ganzen Ge-
hirns erfodert wuͤrde, weil die uͤbrigen Sinne unverletzet
bleiben, obgleich die Urſpruͤnge der Nerven einiger im Ge-
hirne gedruͤcket ſind.

§. 44.

„Diejenigen Theile des menſchlichen Koͤrpers (und al-
„ler empfindenden Thiere,) in welche viele und blos liegen-
„de Nerven gehen, wie die Augen, u. a. haben die lebhaf-
„teſte Empfindung; die Theile, ſo wenige Nerven haben,
„empfinden ſchwaͤcher; die Theile, die gar keine Nerven
„empfangen, ſind voͤllig der Empfindung beraubet, wie die
„harte Hirnhaut, die Sehnen, die Baͤnder, die Nachge-
„burt, die breiten Knochen und die Knorpel.“ H. P. §.

365.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0084" n="60"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I</hi> Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An &#x017F;ich betr.</hi></fw><lb/>
licher Eindruck in den Nerven mehr hervorgebracht wu&#x0364;r-<lb/>
de: denn die&#x017F;er offenbaret &#x017F;ich in &#x017F;olchen Ver&#x017F;uchen genug<lb/>
durch mancherley thieri&#x017F;che Bewegungen, die er ungehin-<lb/>
dert verur&#x017F;achet, §. 42. &#x017F;ondern weil der bis ans Gehirn<lb/>
gedrungene a&#x0364;ußere &#x017F;innliche Eindruck (§. 31.) von allen<lb/>
und jeden Nerven des Ko&#x0364;rpers alsdann die materielle Jdee<lb/>
der a&#x0364;ußern Empfindung im Gehirne nicht hervorbringen<lb/>
kann, ohne welche keine Vor&#x017F;tellung, al&#x017F;o auch keine a&#x0364;uße-<lb/>
re Empfindung in der Seele ent&#x017F;teht; §. 25.) &#x201E;und wann<lb/>
&#x201E;das Ru&#x0364;ckenmark zu&#x017F;ammengedru&#x0364;cket wird, &#x017F;o empfinden<lb/>
&#x201E;auch diejenigen Theile nicht mehr, deren Nerven unter<lb/>
&#x201E;dem Orte des Drucks, (abwa&#x0364;rts vom Gehirne) ent&#x017F;te-<lb/>
&#x201E;hen.&#x201C; (Aus den vorigen Gru&#x0364;nden. §. 36. 25.) &#x201E;Wenn<lb/>
&#x201E;gewi&#x017F;&#x017F;e Gegenden des Gehirns, aus welchen be&#x017F;timmte<lb/>
&#x201E;Nerven ent&#x017F;tehen, gedru&#x0364;cket werden, &#x017F;o vergehen diejenl-<lb/>
&#x201E;gen Sinne allein, zu welchen die&#x017F;e Nerven gehen, wie,<lb/>
zum Beweis, das Ge&#x017F;icht, das Geho&#x0364;r.&#x201C; <hi rendition="#aq">H. P.</hi> §. 365.<lb/>
Die Ur&#x017F;ache i&#x017F;t immer die&#x017F;elbe: es folget aber hieraus,<lb/>
daß fu&#x0364;r jeden Nerven ein be&#x017F;onderer Ort im Gehirne &#x017F;ey,<lb/>
aus dem er nicht nur ent&#x017F;pringt, §. 13. &#x017F;ondern in wel-<lb/>
chem &#x017F;ich auch die materielle Jdee der a&#x0364;ußern Empfindung<lb/>
von den in ihn gemachten a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cken ent-<lb/>
wickelt, ohne daß dazu die freye Wirkung des ganzen Ge-<lb/>
hirns erfodert wu&#x0364;rde, weil die u&#x0364;brigen Sinne unverletzet<lb/>
bleiben, obgleich die Ur&#x017F;pru&#x0364;nge der Nerven einiger im Ge-<lb/>
hirne gedru&#x0364;cket &#x017F;ind.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 44.</head><lb/>
                <p>&#x201E;Diejenigen Theile des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers (und al-<lb/>
&#x201E;ler empfindenden Thiere,) in welche viele und blos liegen-<lb/>
&#x201E;de Nerven gehen, wie die Augen, u. a. haben die lebhaf-<lb/>
&#x201E;te&#x017F;te Empfindung; die Theile, &#x017F;o wenige Nerven haben,<lb/>
&#x201E;empfinden &#x017F;chwa&#x0364;cher; die Theile, die gar keine Nerven<lb/>
&#x201E;empfangen, &#x017F;ind vo&#x0364;llig der Empfindung beraubet, wie die<lb/>
&#x201E;harte Hirnhaut, die Sehnen, die Ba&#x0364;nder, die Nachge-<lb/>
&#x201E;burt, die breiten Knochen und die Knorpel.&#x201C; <hi rendition="#aq">H. P.</hi> §.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">365.</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0084] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. licher Eindruck in den Nerven mehr hervorgebracht wuͤr- de: denn dieſer offenbaret ſich in ſolchen Verſuchen genug durch mancherley thieriſche Bewegungen, die er ungehin- dert verurſachet, §. 42. ſondern weil der bis ans Gehirn gedrungene aͤußere ſinnliche Eindruck (§. 31.) von allen und jeden Nerven des Koͤrpers alsdann die materielle Jdee der aͤußern Empfindung im Gehirne nicht hervorbringen kann, ohne welche keine Vorſtellung, alſo auch keine aͤuße- re Empfindung in der Seele entſteht; §. 25.) „und wann „das Ruͤckenmark zuſammengedruͤcket wird, ſo empfinden „auch diejenigen Theile nicht mehr, deren Nerven unter „dem Orte des Drucks, (abwaͤrts vom Gehirne) entſte- „hen.“ (Aus den vorigen Gruͤnden. §. 36. 25.) „Wenn „gewiſſe Gegenden des Gehirns, aus welchen beſtimmte „Nerven entſtehen, gedruͤcket werden, ſo vergehen diejenl- „gen Sinne allein, zu welchen dieſe Nerven gehen, wie, zum Beweis, das Geſicht, das Gehoͤr.“ H. P. §. 365. Die Urſache iſt immer dieſelbe: es folget aber hieraus, daß fuͤr jeden Nerven ein beſonderer Ort im Gehirne ſey, aus dem er nicht nur entſpringt, §. 13. ſondern in wel- chem ſich auch die materielle Jdee der aͤußern Empfindung von den in ihn gemachten aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken ent- wickelt, ohne daß dazu die freye Wirkung des ganzen Ge- hirns erfodert wuͤrde, weil die uͤbrigen Sinne unverletzet bleiben, obgleich die Urſpruͤnge der Nerven einiger im Ge- hirne gedruͤcket ſind. §. 44. „Diejenigen Theile des menſchlichen Koͤrpers (und al- „ler empfindenden Thiere,) in welche viele und blos liegen- „de Nerven gehen, wie die Augen, u. a. haben die lebhaf- „teſte Empfindung; die Theile, ſo wenige Nerven haben, „empfinden ſchwaͤcher; die Theile, die gar keine Nerven „empfangen, ſind voͤllig der Empfindung beraubet, wie die „harte Hirnhaut, die Sehnen, die Baͤnder, die Nachge- „burt, die breiten Knochen und die Knorpel.“ H. P. §. 365.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/84
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/84>, abgerufen am 25.11.2024.