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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
lich unterbrochen hat, ist ein Thier wirklich durch den gänz-
lichen thierischen Tod entseelt, §. 718. so lange hingegen
dieses noch nicht geschehen ist, wie es sich denn, aus uns un-
erforschlichen Ursachen zuweilen lange verzögert, obgleich
das Herz völlig zum Stillstande gebracht, und die Abson-
derung und Vertheilung der Lebensgeister ganz aufgehöben
ist, §. 721 -- 723. kann ein dem Ansehen nach gänzlich
thierisch todtes Thier, beym Mangel alles natürlichen Rei-
zes des Herzens und Umtriebes der Lebensgeister, doch noch
beseelt seyn, ja durch eine noch zu rechter Zeit veranstaltete
nachdrückliche Ersetzung der mangelnden natürlichen Reize
wieder ins völlige Leben zurückgebracht werden. §. 716.
Gesetzt auch es hätte die durch den Mangel der natürlichen
Eindrücke verursachte gänzliche Unterbrechung der ursprüng-
lichen thierischen Lebensverrichtungen schon wirklich die Ent-
seelung des Thieres nach sich gezogen, so daß keine einzige
thierische Seelenkraft auch nur im geringsten Grade mehr
wirkete; so kann doch, so lange die Wiederherstellung dieser
ursprünglichen thierischen Lebensverrichtungen durch die Er-
setzung der natürlichen Reize deym kleinsten Ueberreste des
blos thierischen Lebens noch möglich ist, ein solches entseeltes
Thier noch wieder beseelt, und die gleichsam schon fliehende
Seele in dasselbe zurückgerufen werden: weil die den ur-
sprünglichen thierischen Lebenskräften natürlich subordinir-
ten thierischen Seelenkräfte in diesem Falle, wo sie blos um
dieser natürlichen Subordination willen zu wirken aufge-
höret haben, so lange die Wiederherstellung jener noch mög-
lich ist, ebenfalls müssen wieder hergestellet werden können.
Wäre hingegen in irgend einem solchen Falle neben der Ur-
sache des gänzlichen thierischen Todes, die die Entseelung
nach sich zieht, noch eine andre Ursache der letztern vorhan-
den; §. 718. wenn z. E. beym Stillstande des Herzens
und der Lebensgeister vom Mangel der natürlichen Reize
zugleich ein tödtlicher Schlagfluß das Gehirn seiner thieri-
schen Seelenkräfte gänzlich beraubet und unfähig gemachet
hätte; so würde selbst durch die Wiederherstellung der na-

türli-

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
lich unterbrochen hat, iſt ein Thier wirklich durch den gaͤnz-
lichen thieriſchen Tod entſeelt, §. 718. ſo lange hingegen
dieſes noch nicht geſchehen iſt, wie es ſich denn, aus uns un-
erforſchlichen Urſachen zuweilen lange verzoͤgert, obgleich
das Herz voͤllig zum Stillſtande gebracht, und die Abſon-
derung und Vertheilung der Lebensgeiſter ganz aufgehoͤben
iſt, §. 721 — 723. kann ein dem Anſehen nach gaͤnzlich
thieriſch todtes Thier, beym Mangel alles natuͤrlichen Rei-
zes des Herzens und Umtriebes der Lebensgeiſter, doch noch
beſeelt ſeyn, ja durch eine noch zu rechter Zeit veranſtaltete
nachdruͤckliche Erſetzung der mangelnden natuͤrlichen Reize
wieder ins voͤllige Leben zuruͤckgebracht werden. §. 716.
Geſetzt auch es haͤtte die durch den Mangel der natuͤrlichen
Eindruͤcke verurſachte gaͤnzliche Unterbrechung der urſpruͤng-
lichen thieriſchen Lebensverrichtungen ſchon wirklich die Ent-
ſeelung des Thieres nach ſich gezogen, ſo daß keine einzige
thieriſche Seelenkraft auch nur im geringſten Grade mehr
wirkete; ſo kann doch, ſo lange die Wiederherſtellung dieſer
urſpruͤnglichen thieriſchen Lebensverrichtungen durch die Er-
ſetzung der natuͤrlichen Reize deym kleinſten Ueberreſte des
blos thieriſchen Lebens noch moͤglich iſt, ein ſolches entſeeltes
Thier noch wieder beſeelt, und die gleichſam ſchon fliehende
Seele in daſſelbe zuruͤckgerufen werden: weil die den ur-
ſpruͤnglichen thieriſchen Lebenskraͤften natuͤrlich ſubordinir-
ten thieriſchen Seelenkraͤfte in dieſem Falle, wo ſie blos um
dieſer natuͤrlichen Subordination willen zu wirken aufge-
hoͤret haben, ſo lange die Wiederherſtellung jener noch moͤg-
lich iſt, ebenfalls muͤſſen wieder hergeſtellet werden koͤnnen.
Waͤre hingegen in irgend einem ſolchen Falle neben der Ur-
ſache des gaͤnzlichen thieriſchen Todes, die die Entſeelung
nach ſich zieht, noch eine andre Urſache der letztern vorhan-
den; §. 718. wenn z. E. beym Stillſtande des Herzens
und der Lebensgeiſter vom Mangel der natuͤrlichen Reize
zugleich ein toͤdtlicher Schlagfluß das Gehirn ſeiner thieri-
ſchen Seelenkraͤfte gaͤnzlich beraubet und unfaͤhig gemachet
haͤtte; ſo wuͤrde ſelbſt durch die Wiederherſtellung der na-

tuͤrli-
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[732/0756] III Th. Natur der Thiere im Ganzen. lich unterbrochen hat, iſt ein Thier wirklich durch den gaͤnz- lichen thieriſchen Tod entſeelt, §. 718. ſo lange hingegen dieſes noch nicht geſchehen iſt, wie es ſich denn, aus uns un- erforſchlichen Urſachen zuweilen lange verzoͤgert, obgleich das Herz voͤllig zum Stillſtande gebracht, und die Abſon- derung und Vertheilung der Lebensgeiſter ganz aufgehoͤben iſt, §. 721 — 723. kann ein dem Anſehen nach gaͤnzlich thieriſch todtes Thier, beym Mangel alles natuͤrlichen Rei- zes des Herzens und Umtriebes der Lebensgeiſter, doch noch beſeelt ſeyn, ja durch eine noch zu rechter Zeit veranſtaltete nachdruͤckliche Erſetzung der mangelnden natuͤrlichen Reize wieder ins voͤllige Leben zuruͤckgebracht werden. §. 716. Geſetzt auch es haͤtte die durch den Mangel der natuͤrlichen Eindruͤcke verurſachte gaͤnzliche Unterbrechung der urſpruͤng- lichen thieriſchen Lebensverrichtungen ſchon wirklich die Ent- ſeelung des Thieres nach ſich gezogen, ſo daß keine einzige thieriſche Seelenkraft auch nur im geringſten Grade mehr wirkete; ſo kann doch, ſo lange die Wiederherſtellung dieſer urſpruͤnglichen thieriſchen Lebensverrichtungen durch die Er- ſetzung der natuͤrlichen Reize deym kleinſten Ueberreſte des blos thieriſchen Lebens noch moͤglich iſt, ein ſolches entſeeltes Thier noch wieder beſeelt, und die gleichſam ſchon fliehende Seele in daſſelbe zuruͤckgerufen werden: weil die den ur- ſpruͤnglichen thieriſchen Lebenskraͤften natuͤrlich ſubordinir- ten thieriſchen Seelenkraͤfte in dieſem Falle, wo ſie blos um dieſer natuͤrlichen Subordination willen zu wirken aufge- hoͤret haben, ſo lange die Wiederherſtellung jener noch moͤg- lich iſt, ebenfalls muͤſſen wieder hergeſtellet werden koͤnnen. Waͤre hingegen in irgend einem ſolchen Falle neben der Ur- ſache des gaͤnzlichen thieriſchen Todes, die die Entſeelung nach ſich zieht, noch eine andre Urſache der letztern vorhan- den; §. 718. wenn z. E. beym Stillſtande des Herzens und der Lebensgeiſter vom Mangel der natuͤrlichen Reize zugleich ein toͤdtlicher Schlagfluß das Gehirn ſeiner thieri- ſchen Seelenkraͤfte gaͤnzlich beraubet und unfaͤhig gemachet haͤtte; ſo wuͤrde ſelbſt durch die Wiederherſtellung der na- tuͤrli-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/756>, abgerufen am 23.11.2024.