Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
natürliche Bewegung durch äußere und innere sinnliche
Eindrücke ohne Vorstellungen unterhalten wird, §. 459.
515. und wiederum die meisten thierischen Verrichtungen,
welche zur Erhaltung eines Thieres erfodert werden, durch
den Umlauf unterhält; so kann man an der Wichtigkeit
dieses Mittelpunkts thierischer Kräfte nicht zweifeln. Ob
auch gleich nicht alle Thiere ein solches Herz wie die grö-
ßern beseelten besitzen, so fehlet es doch keinem an einer thie-
rischen Maschine, die den Umlauf aller seiner Säfte ur-
sprünglich dirigiret, und der man also billig den Namen
des Herzens lassen muß. Man rechnet außerdem noch die
Gegend des Zwerchfelles und des Magens nicht ohne
Grund unter die Mittelpunkte thierischer Kräfte, weil sich
daselbst ebenfalls viel Nerven miteinander vereinigen und
verwickeln, §. 171. 174. und weil man bemerket, daß die
daselbst angebrachten, oder bis dahin gelangten sinnlichen
Eindrücke in die meisten ügrigen Theile des Körpers Ner-
ven- und Seelenwirkungen verbreiten. (S. §. 688. wie
auch den Arzt, 3 Th. 150 Stück, womit das 187. u. m.
zu vergleichen.) Endlich verdienen auch die Geschlechts-
theile unter den Mittelpunkten thierischer Kräfte einen an-
sehnlichen Rang. S. §. 687.

§. 674.

Ein allgemeiner Mittelpunkt thierischer Kräfte,
worinn sich alle natürliche Gemeinschaftspunkte der thieri-
schen Kräfte versammlen sollten, ist bey keinem uns be-
kannten Thiere vorhanden, da sich in dem durch den gan-
zen Körper vertheiltem Nervensystem bey allen an ganz ver-
schiedenen Oertern größere und kleinere Knoten, Verwicke-
lungen und durchgängig Scheidepunkte von Haupt- und
Nebenzweigen finden. Will man hingegen solche Mittel-
punkte thierischer Kräfte, die allen Thieren ohne Ausnah-
me gemein sind, allgemeine nennen, so giebt es deren Meh-
rere; §. 673. und wenn endlich der Ausdruck in dem Ver-
stande genommen wird, daß er einen Theil des Systems

der

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
natuͤrliche Bewegung durch aͤußere und innere ſinnliche
Eindruͤcke ohne Vorſtellungen unterhalten wird, §. 459.
515. und wiederum die meiſten thieriſchen Verrichtungen,
welche zur Erhaltung eines Thieres erfodert werden, durch
den Umlauf unterhaͤlt; ſo kann man an der Wichtigkeit
dieſes Mittelpunkts thieriſcher Kraͤfte nicht zweifeln. Ob
auch gleich nicht alle Thiere ein ſolches Herz wie die groͤ-
ßern beſeelten beſitzen, ſo fehlet es doch keinem an einer thie-
riſchen Maſchine, die den Umlauf aller ſeiner Saͤfte ur-
ſpruͤnglich dirigiret, und der man alſo billig den Namen
des Herzens laſſen muß. Man rechnet außerdem noch die
Gegend des Zwerchfelles und des Magens nicht ohne
Grund unter die Mittelpunkte thieriſcher Kraͤfte, weil ſich
daſelbſt ebenfalls viel Nerven miteinander vereinigen und
verwickeln, §. 171. 174. und weil man bemerket, daß die
daſelbſt angebrachten, oder bis dahin gelangten ſinnlichen
Eindruͤcke in die meiſten uͤgrigen Theile des Koͤrpers Ner-
ven- und Seelenwirkungen verbreiten. (S. §. 688. wie
auch den Arzt, 3 Th. 150 Stuͤck, womit das 187. u. m.
zu vergleichen.) Endlich verdienen auch die Geſchlechts-
theile unter den Mittelpunkten thieriſcher Kraͤfte einen an-
ſehnlichen Rang. S. §. 687.

§. 674.

Ein allgemeiner Mittelpunkt thieriſcher Kraͤfte,
worinn ſich alle natuͤrliche Gemeinſchaftspunkte der thieri-
ſchen Kraͤfte verſammlen ſollten, iſt bey keinem uns be-
kannten Thiere vorhanden, da ſich in dem durch den gan-
zen Koͤrper vertheiltem Nervenſyſtem bey allen an ganz ver-
ſchiedenen Oertern groͤßere und kleinere Knoten, Verwicke-
lungen und durchgaͤngig Scheidepunkte von Haupt- und
Nebenzweigen finden. Will man hingegen ſolche Mittel-
punkte thieriſcher Kraͤfte, die allen Thieren ohne Ausnah-
me gemein ſind, allgemeine nennen, ſo giebt es deren Meh-
rere; §. 673. und wenn endlich der Ausdruck in dem Ver-
ſtande genommen wird, daß er einen Theil des Syſtems

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0710" n="686"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> Th. Natur der Thiere im Ganzen.</hi></fw><lb/>
natu&#x0364;rliche Bewegung durch a&#x0364;ußere und innere &#x017F;innliche<lb/>
Eindru&#x0364;cke ohne Vor&#x017F;tellungen unterhalten wird, §. 459.<lb/>
515. und wiederum die mei&#x017F;ten thieri&#x017F;chen Verrichtungen,<lb/>
welche zur Erhaltung eines Thieres erfodert werden, durch<lb/>
den Umlauf unterha&#x0364;lt; &#x017F;o kann man an der Wichtigkeit<lb/>
die&#x017F;es Mittelpunkts thieri&#x017F;cher Kra&#x0364;fte nicht zweifeln. Ob<lb/>
auch gleich nicht alle Thiere ein &#x017F;olches Herz wie die gro&#x0364;-<lb/>
ßern be&#x017F;eelten be&#x017F;itzen, &#x017F;o fehlet es doch keinem an einer thie-<lb/>
ri&#x017F;chen Ma&#x017F;chine, die den Umlauf aller &#x017F;einer Sa&#x0364;fte ur-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;nglich dirigiret, und der man al&#x017F;o billig den Namen<lb/>
des Herzens la&#x017F;&#x017F;en muß. Man rechnet außerdem noch die<lb/>
Gegend des <hi rendition="#fr">Zwerchfelles</hi> und des <hi rendition="#fr">Magens</hi> nicht ohne<lb/>
Grund unter die Mittelpunkte thieri&#x017F;cher Kra&#x0364;fte, weil &#x017F;ich<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t ebenfalls viel Nerven miteinander vereinigen und<lb/>
verwickeln, §. 171. 174. und weil man bemerket, daß die<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t angebrachten, oder bis dahin gelangten &#x017F;innlichen<lb/>
Eindru&#x0364;cke in die mei&#x017F;ten u&#x0364;grigen Theile des Ko&#x0364;rpers Ner-<lb/>
ven- und Seelenwirkungen verbreiten. (S. §. 688. wie<lb/>
auch den Arzt, 3 Th. 150 Stu&#x0364;ck, womit das 187. u. m.<lb/>
zu vergleichen.) Endlich verdienen auch die Ge&#x017F;chlechts-<lb/>
theile unter den Mittelpunkten thieri&#x017F;cher Kra&#x0364;fte einen an-<lb/>
&#x017F;ehnlichen Rang. S. §. 687.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 674.</head><lb/>
            <p>Ein <hi rendition="#fr">allgemeiner Mittelpunkt thieri&#x017F;cher Kra&#x0364;fte,</hi><lb/>
worinn &#x017F;ich alle natu&#x0364;rliche Gemein&#x017F;chaftspunkte der thieri-<lb/>
&#x017F;chen Kra&#x0364;fte ver&#x017F;ammlen &#x017F;ollten, i&#x017F;t bey keinem uns be-<lb/>
kannten Thiere vorhanden, da &#x017F;ich in dem durch den gan-<lb/>
zen Ko&#x0364;rper vertheiltem Nerven&#x017F;y&#x017F;tem bey allen an ganz ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Oertern gro&#x0364;ßere und kleinere Knoten, Verwicke-<lb/>
lungen und durchga&#x0364;ngig Scheidepunkte von Haupt- und<lb/>
Nebenzweigen finden. Will man hingegen &#x017F;olche Mittel-<lb/>
punkte thieri&#x017F;cher Kra&#x0364;fte, die allen Thieren ohne Ausnah-<lb/>
me gemein &#x017F;ind, allgemeine nennen, &#x017F;o giebt es deren Meh-<lb/>
rere; §. 673. und wenn endlich der Ausdruck in dem Ver-<lb/>
&#x017F;tande genommen wird, daß er einen Theil des Sy&#x017F;tems<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[686/0710] III Th. Natur der Thiere im Ganzen. natuͤrliche Bewegung durch aͤußere und innere ſinnliche Eindruͤcke ohne Vorſtellungen unterhalten wird, §. 459. 515. und wiederum die meiſten thieriſchen Verrichtungen, welche zur Erhaltung eines Thieres erfodert werden, durch den Umlauf unterhaͤlt; ſo kann man an der Wichtigkeit dieſes Mittelpunkts thieriſcher Kraͤfte nicht zweifeln. Ob auch gleich nicht alle Thiere ein ſolches Herz wie die groͤ- ßern beſeelten beſitzen, ſo fehlet es doch keinem an einer thie- riſchen Maſchine, die den Umlauf aller ſeiner Saͤfte ur- ſpruͤnglich dirigiret, und der man alſo billig den Namen des Herzens laſſen muß. Man rechnet außerdem noch die Gegend des Zwerchfelles und des Magens nicht ohne Grund unter die Mittelpunkte thieriſcher Kraͤfte, weil ſich daſelbſt ebenfalls viel Nerven miteinander vereinigen und verwickeln, §. 171. 174. und weil man bemerket, daß die daſelbſt angebrachten, oder bis dahin gelangten ſinnlichen Eindruͤcke in die meiſten uͤgrigen Theile des Koͤrpers Ner- ven- und Seelenwirkungen verbreiten. (S. §. 688. wie auch den Arzt, 3 Th. 150 Stuͤck, womit das 187. u. m. zu vergleichen.) Endlich verdienen auch die Geſchlechts- theile unter den Mittelpunkten thieriſcher Kraͤfte einen an- ſehnlichen Rang. S. §. 687. §. 674. Ein allgemeiner Mittelpunkt thieriſcher Kraͤfte, worinn ſich alle natuͤrliche Gemeinſchaftspunkte der thieri- ſchen Kraͤfte verſammlen ſollten, iſt bey keinem uns be- kannten Thiere vorhanden, da ſich in dem durch den gan- zen Koͤrper vertheiltem Nervenſyſtem bey allen an ganz ver- ſchiedenen Oertern groͤßere und kleinere Knoten, Verwicke- lungen und durchgaͤngig Scheidepunkte von Haupt- und Nebenzweigen finden. Will man hingegen ſolche Mittel- punkte thieriſcher Kraͤfte, die allen Thieren ohne Ausnah- me gemein ſind, allgemeine nennen, ſo giebt es deren Meh- rere; §. 673. und wenn endlich der Ausdruck in dem Ver- ſtande genommen wird, daß er einen Theil des Syſtems der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/710
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/710>, abgerufen am 21.11.2024.