Akustick, etc. aus ihrer Strucktur folgen. Allein wissen wir wohl die Gesetze der eigentlichen thieri- schen Kräfte, nach welchen sie für sich, und von den physischen und mechanischen unabhänglich, die thierischen Körper regieren? Wahrhaftig! nein: wenigstens sehr unvollkommen.
Die Gedanken und Begierden der Seele sind thierische bewegende Kräfte des thierischen Kör- pers. Wissen wir bis itzt wohl die Gesetze, nach welchen diese Kräfte seine Maschinen regen? oder haben wir uns bisher wohl viel darum bekümmert, sie bey jeder besondern Art der Vorstellungen oder Begierden zu beobachten? Gestritten haben wir rüstig genug, ob die Seele Materie oder Gehirn, ob der Gedanke ein electrisches Feuer, oder eine Bewegung der Lebensgeister sey, ob die Seele und der Körper durch einen reellen oder idealischen Einfluß ineinander wirken, ob die Seele ihren Körper baue, ob sie sich im ganzen Körper aus- breite, oder nur im Haupte wohne, ob ein Trieb, eine Leidenschaft zum Leibe oder zur Seele gehö- re, und ob die Lebensgeister elastisch, oder hart, electrisch oder ätherisch sind? etc. Alle diese Un- tersuchungen, welche theils immer unerforschliche Geheimnisse bleiben werden, theils gar nicht in un- ser Fach gehören, und welche insgesammt unaus- gemacht bleiben können, ohne daß dadurch der wahren Nützlichkeit der theoretischen Arzneykunst einiger Abbruch geschehen sollte, haben wir mit un- nützem Fleiße verfolget, und unser Möglichstes da- zu beygetragen, sie immer mehr zu verwirren. Wie viel aber haben wir wohl gethan, um die für unsre Kunst allein nützlichen Aufgaben aufzulösen,
nach
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Vorrede.
Akuſtick, ꝛc. aus ihrer Strucktur folgen. Allein wiſſen wir wohl die Geſetze der eigentlichen thieri- ſchen Kraͤfte, nach welchen ſie fuͤr ſich, und von den phyſiſchen und mechaniſchen unabhaͤnglich, die thieriſchen Koͤrper regieren? Wahrhaftig! nein: wenigſtens ſehr unvollkommen.
Die Gedanken und Begierden der Seele ſind thieriſche bewegende Kraͤfte des thieriſchen Koͤr- pers. Wiſſen wir bis itzt wohl die Geſetze, nach welchen dieſe Kraͤfte ſeine Maſchinen regen? oder haben wir uns bisher wohl viel darum bekuͤmmert, ſie bey jeder beſondern Art der Vorſtellungen oder Begierden zu beobachten? Geſtritten haben wir ruͤſtig genug, ob die Seele Materie oder Gehirn, ob der Gedanke ein electriſches Feuer, oder eine Bewegung der Lebensgeiſter ſey, ob die Seele und der Koͤrper durch einen reellen oder idealiſchen Einfluß ineinander wirken, ob die Seele ihren Koͤrper baue, ob ſie ſich im ganzen Koͤrper aus- breite, oder nur im Haupte wohne, ob ein Trieb, eine Leidenſchaft zum Leibe oder zur Seele gehoͤ- re, und ob die Lebensgeiſter elaſtiſch, oder hart, electriſch oder aͤtheriſch ſind? ꝛc. Alle dieſe Un- terſuchungen, welche theils immer unerforſchliche Geheimniſſe bleiben werden, theils gar nicht in un- ſer Fach gehoͤren, und welche insgeſammt unaus- gemacht bleiben koͤnnen, ohne daß dadurch der wahren Nuͤtzlichkeit der theoretiſchen Arzneykunſt einiger Abbruch geſchehen ſollte, haben wir mit un- nuͤtzem Fleiße verfolget, und unſer Moͤglichſtes da- zu beygetragen, ſie immer mehr zu verwirren. Wie viel aber haben wir wohl gethan, um die fuͤr unſre Kunſt allein nuͤtzlichen Aufgaben aufzuloͤſen,
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[0007]
Vorrede.
Akuſtick, ꝛc. aus ihrer Strucktur folgen. Allein
wiſſen wir wohl die Geſetze der eigentlichen thieri-
ſchen Kraͤfte, nach welchen ſie fuͤr ſich, und von
den phyſiſchen und mechaniſchen unabhaͤnglich, die
thieriſchen Koͤrper regieren? Wahrhaftig! nein:
wenigſtens ſehr unvollkommen.
Die Gedanken und Begierden der Seele ſind
thieriſche bewegende Kraͤfte des thieriſchen Koͤr-
pers. Wiſſen wir bis itzt wohl die Geſetze, nach
welchen dieſe Kraͤfte ſeine Maſchinen regen? oder
haben wir uns bisher wohl viel darum bekuͤmmert,
ſie bey jeder beſondern Art der Vorſtellungen oder
Begierden zu beobachten? Geſtritten haben wir
ruͤſtig genug, ob die Seele Materie oder Gehirn,
ob der Gedanke ein electriſches Feuer, oder eine
Bewegung der Lebensgeiſter ſey, ob die Seele und
der Koͤrper durch einen reellen oder idealiſchen
Einfluß ineinander wirken, ob die Seele ihren
Koͤrper baue, ob ſie ſich im ganzen Koͤrper aus-
breite, oder nur im Haupte wohne, ob ein Trieb,
eine Leidenſchaft zum Leibe oder zur Seele gehoͤ-
re, und ob die Lebensgeiſter elaſtiſch, oder hart,
electriſch oder aͤtheriſch ſind? ꝛc. Alle dieſe Un-
terſuchungen, welche theils immer unerforſchliche
Geheimniſſe bleiben werden, theils gar nicht in un-
ſer Fach gehoͤren, und welche insgeſammt unaus-
gemacht bleiben koͤnnen, ohne daß dadurch der
wahren Nuͤtzlichkeit der theoretiſchen Arzneykunſt
einiger Abbruch geſchehen ſollte, haben wir mit un-
nuͤtzem Fleiße verfolget, und unſer Moͤglichſtes da-
zu beygetragen, ſie immer mehr zu verwirren.
Wie viel aber haben wir wohl gethan, um die fuͤr
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/7>, abgerufen am 24.11.2024.
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