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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
nen thierisch beweget. §. 373. Wie höchst wahrscheinlich
wird es demnach nicht, daß bey diesen Thieren das, was
man für eine Aehnlichkeit eines Gehirns halten möchte,
entweder nur Markrinde, oder nur ein allgemeiner Ner-
venknote, ein Zusatz zum Rückenmarke sey, worinn theils
die Lebensgeister vom Blute abgeschieden, und durch alle
Nerven versendet, S. §. 673. theils seine unempfundenen
äußern sinnlichen Eindrücke, den Absichten der Natur bey
der Anlage der Strucktur dieser Thiere gemäß, so wie in
andern Nervenknoten oder im Rückenmarke, auf diejeni-
gen Nerven reflektiret werden, welche die jedem äußern sinn-
lichen Eindrucke gemäße Nervenwirkungen zu verrichten
haben, und worinn theils, durch den Mechanismum des
Thieres, gewisse innere sinnliche Eindrücke ohne Vorstel-
lungen, (innere Reize von Antrieben des Nervensafts, §.
532. Anm.) verschiedene andre, zu seinem Leben, zu sei-
ner Erhaltung und zu seinen übrigen nothwendigsten Zwe-
cken erfoderliche thierische Bewegungen hervorbringen, oder
unterhalten, die nicht durch äußere sinnliche Eindrücke, we-
nigstens nicht durch sie allein, gewirket werden konnten,
oder sollten, wovon man selbst in allen beseelten Thieren
schon angeführte Beyspiele hat. §. 514. 515. 523. 532.
Jn einem solchen Gehirne würde also eben so wenig, als in
den Nervenknoten, oder im Rückenmarke, das doch auch
Gehirnmark ist, §. 13. eine Vorstellungskraft oder thieri-
sche Seelenkraft wohnen noch wirken. "So wie das Ge-
"hirn in den Jnsekten und Würmern an sich einfach ist,
"und in den Jnsekten der kleine Knote, den man Gehirn
"nennt, wenig von den übrigen Knoten des Rückenmarks
"unterschieden ist, wie insbesondre Swammerdam vom
"kleinen Krebse, vom Seidenwurme und von andern Rau-
"pen, ja auch Lyonnet vorzüglich angemerket haben, so
"scheint auch in denen Fischen und den Thieren von kaltem
"Blute, das Gehirn gleichsam ein Anhängsel von diesem
"Rückenmarke zu seyn." H. gr. P. 4 B. S. 6. vergl. §.
15. N. 2. Wenn man nun bey einigen Thieren sonst nie

eine

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
nen thieriſch beweget. §. 373. Wie hoͤchſt wahrſcheinlich
wird es demnach nicht, daß bey dieſen Thieren das, was
man fuͤr eine Aehnlichkeit eines Gehirns halten moͤchte,
entweder nur Markrinde, oder nur ein allgemeiner Ner-
venknote, ein Zuſatz zum Ruͤckenmarke ſey, worinn theils
die Lebensgeiſter vom Blute abgeſchieden, und durch alle
Nerven verſendet, S. §. 673. theils ſeine unempfundenen
aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, den Abſichten der Natur bey
der Anlage der Strucktur dieſer Thiere gemaͤß, ſo wie in
andern Nervenknoten oder im Ruͤckenmarke, auf diejeni-
gen Nerven reflektiret werden, welche die jedem aͤußern ſinn-
lichen Eindrucke gemaͤße Nervenwirkungen zu verrichten
haben, und worinn theils, durch den Mechanismum des
Thieres, gewiſſe innere ſinnliche Eindruͤcke ohne Vorſtel-
lungen, (innere Reize von Antrieben des Nervenſafts, §.
532. Anm.) verſchiedene andre, zu ſeinem Leben, zu ſei-
ner Erhaltung und zu ſeinen uͤbrigen nothwendigſten Zwe-
cken erfoderliche thieriſche Bewegungen hervorbringen, oder
unterhalten, die nicht durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke, we-
nigſtens nicht durch ſie allein, gewirket werden konnten,
oder ſollten, wovon man ſelbſt in allen beſeelten Thieren
ſchon angefuͤhrte Beyſpiele hat. §. 514. 515. 523. 532.
Jn einem ſolchen Gehirne wuͤrde alſo eben ſo wenig, als in
den Nervenknoten, oder im Ruͤckenmarke, das doch auch
Gehirnmark iſt, §. 13. eine Vorſtellungskraft oder thieri-
ſche Seelenkraft wohnen noch wirken. „So wie das Ge-
„hirn in den Jnſekten und Wuͤrmern an ſich einfach iſt,
„und in den Jnſekten der kleine Knote, den man Gehirn
„nennt, wenig von den uͤbrigen Knoten des Ruͤckenmarks
„unterſchieden iſt, wie insbeſondre Swammerdam vom
„kleinen Krebſe, vom Seidenwurme und von andern Rau-
„pen, ja auch Lyonnet vorzuͤglich angemerket haben, ſo
„ſcheint auch in denen Fiſchen und den Thieren von kaltem
„Blute, das Gehirn gleichſam ein Anhaͤngſel von dieſem
„Ruͤckenmarke zu ſeyn.“ H. gr. P. 4 B. S. 6. vergl. §.
15. N. 2. Wenn man nun bey einigen Thieren ſonſt nie

eine
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[630/0654] III Th. Natur der Thiere im Ganzen. nen thieriſch beweget. §. 373. Wie hoͤchſt wahrſcheinlich wird es demnach nicht, daß bey dieſen Thieren das, was man fuͤr eine Aehnlichkeit eines Gehirns halten moͤchte, entweder nur Markrinde, oder nur ein allgemeiner Ner- venknote, ein Zuſatz zum Ruͤckenmarke ſey, worinn theils die Lebensgeiſter vom Blute abgeſchieden, und durch alle Nerven verſendet, S. §. 673. theils ſeine unempfundenen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, den Abſichten der Natur bey der Anlage der Strucktur dieſer Thiere gemaͤß, ſo wie in andern Nervenknoten oder im Ruͤckenmarke, auf diejeni- gen Nerven reflektiret werden, welche die jedem aͤußern ſinn- lichen Eindrucke gemaͤße Nervenwirkungen zu verrichten haben, und worinn theils, durch den Mechanismum des Thieres, gewiſſe innere ſinnliche Eindruͤcke ohne Vorſtel- lungen, (innere Reize von Antrieben des Nervenſafts, §. 532. Anm.) verſchiedene andre, zu ſeinem Leben, zu ſei- ner Erhaltung und zu ſeinen uͤbrigen nothwendigſten Zwe- cken erfoderliche thieriſche Bewegungen hervorbringen, oder unterhalten, die nicht durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke, we- nigſtens nicht durch ſie allein, gewirket werden konnten, oder ſollten, wovon man ſelbſt in allen beſeelten Thieren ſchon angefuͤhrte Beyſpiele hat. §. 514. 515. 523. 532. Jn einem ſolchen Gehirne wuͤrde alſo eben ſo wenig, als in den Nervenknoten, oder im Ruͤckenmarke, das doch auch Gehirnmark iſt, §. 13. eine Vorſtellungskraft oder thieri- ſche Seelenkraft wohnen noch wirken. „So wie das Ge- „hirn in den Jnſekten und Wuͤrmern an ſich einfach iſt, „und in den Jnſekten der kleine Knote, den man Gehirn „nennt, wenig von den uͤbrigen Knoten des Ruͤckenmarks „unterſchieden iſt, wie insbeſondre Swammerdam vom „kleinen Krebſe, vom Seidenwurme und von andern Rau- „pen, ja auch Lyonnet vorzuͤglich angemerket haben, ſo „ſcheint auch in denen Fiſchen und den Thieren von kaltem „Blute, das Gehirn gleichſam ein Anhaͤngſel von dieſem „Ruͤckenmarke zu ſeyn.“ H. gr. P. 4 B. S. 6. vergl. §. 15. N. 2. Wenn man nun bey einigen Thieren ſonſt nie eine

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/654>, abgerufen am 22.11.2024.