Es irren endlich auch diejenigen, welche schließen: weil ein Thier thierische Handlungen verrichtet, die oh- ne Mitwirkung seiner Nervenkräfte, blos durch die thierischen Seelenkräfte allein bewerkstelliget werden; so sind alle seine thierischen Bewegungen Wirkungen der thierischen Seelenkräfte, §. 593. 590. welches der Jrrthum der Stahlianer ist, die alle thierische Bewe- gungen für Seelenwirkungen, ja sogar für überlegte Handlungen eines Willens halten, dessen die Seele sich nicht bewußt seyn soll. Auf eben dieser falschen Vor- aussetzung beruhet auch der alte und neuerlich von Whytt erneuerte Jrrthum, daß sich die Seelen der Thiere in ihrem ganzen Körper durch die Nerven ausbreiten müs- sen, weil man bey enthaupteten Thieren überall im Körper thierische Bewegungen hervorbringen kann, wel- che sonst auch Seelenwirkungen zu seyn pflegen, und man voraussetzet, daß keine andre, als eine thierische Seelenkraft dieses thun könne. (§. 404.)
Dritter
II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
§. 597.
Es irren endlich auch diejenigen, welche ſchließen: weil ein Thier thieriſche Handlungen verrichtet, die oh- ne Mitwirkung ſeiner Nervenkraͤfte, blos durch die thieriſchen Seelenkraͤfte allein bewerkſtelliget werden; ſo ſind alle ſeine thieriſchen Bewegungen Wirkungen der thieriſchen Seelenkraͤfte, §. 593. 590. welches der Jrrthum der Stahlianer iſt, die alle thieriſche Bewe- gungen fuͤr Seelenwirkungen, ja ſogar fuͤr uͤberlegte Handlungen eines Willens halten, deſſen die Seele ſich nicht bewußt ſeyn ſoll. Auf eben dieſer falſchen Vor- ausſetzung beruhet auch der alte und neuerlich von Whytt erneuerte Jrrthum, daß ſich die Seelen der Thiere in ihrem ganzen Koͤrper durch die Nerven ausbreiten muͤſ- ſen, weil man bey enthaupteten Thieren uͤberall im Koͤrper thieriſche Bewegungen hervorbringen kann, wel- che ſonſt auch Seelenwirkungen zu ſeyn pflegen, und man vorausſetzet, daß keine andre, als eine thieriſche Seelenkraft dieſes thun koͤnne. (§. 404.)
Dritter
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II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
§. 597.
Es irren endlich auch diejenigen, welche ſchließen:
weil ein Thier thieriſche Handlungen verrichtet, die oh-
ne Mitwirkung ſeiner Nervenkraͤfte, blos durch die
thieriſchen Seelenkraͤfte allein bewerkſtelliget werden; ſo
ſind alle ſeine thieriſchen Bewegungen Wirkungen der
thieriſchen Seelenkraͤfte, §. 593. 590. welches der
Jrrthum der Stahlianer iſt, die alle thieriſche Bewe-
gungen fuͤr Seelenwirkungen, ja ſogar fuͤr uͤberlegte
Handlungen eines Willens halten, deſſen die Seele ſich
nicht bewußt ſeyn ſoll. Auf eben dieſer falſchen Vor-
ausſetzung beruhet auch der alte und neuerlich von Whytt
erneuerte Jrrthum, daß ſich die Seelen der Thiere in
ihrem ganzen Koͤrper durch die Nerven ausbreiten muͤſ-
ſen, weil man bey enthaupteten Thieren uͤberall im
Koͤrper thieriſche Bewegungen hervorbringen kann, wel-
che ſonſt auch Seelenwirkungen zu ſeyn pflegen, und
man vorausſetzet, daß keine andre, als eine thieriſche
Seelenkraft dieſes thun koͤnne. (§. 404.)
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/630>, abgerufen am 21.11.2024.
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