Dritter Abschnitt. Die Gemeinschaft der thierischen Seelenkräfte mit den Nervenkräften im natürlichen Zustande.
§. 590.
Wenn ein äußerer sinnlicher Eindruck nicht em- pfunden, und ein ursprünglich innerer nicht von Vorstellungen gewirket wird, so sind die von ih- nen herrührenden thierischen Bewegungen natürlicher Wei- se nur Nervenwirkungen von ihnen: denn Seelenwirkun- gen können sie nicht zugleich seyn, §. 97. und andre thieri- sche Kräfte giebt es nicht außer den Nervenkräften. §. 356. Da es hierbey nicht drauf ankömmt, ob der unempfundene äußere sinnliche Eindruck von einem Thiere doch wenig- stens empfunden werden könne, oder nicht, und ob der ursprüngliche innere ohne Vorstellungen doch wenigstens von Vorstellungen gewirket werden könne, oder nicht; so findet bey diesen thierischen Bewegungen keine gemeinschaft- liche Wirkung der thierischen Seelenkräfte und Nerven- kräfte selbst bey empfindenden und denkenden Thieren Statt, und dieß versteht sich von selbst bey solchen, die gar keine Empfindungskraft, mithin auch gar keine Vorstellungs- kraft, §. 65. haben, wenn es deren giebt. Da diesen, so wie allen Thieren ohne Unterschied, wenigstens die Ner- venkräfte doch eigen sind, so müssen ihnen dieselben zu den Zwecken ihres thierischen Lebens allein völlig genügen. Die- sem gemäß scheinen die thierischen Handlungen aller hirn- loser Thiere, zu deren jeder sie, so viel man bemerken kann, durch äußere sinnliche Eindrücke gereizet werden, theils nur unmittelbare Nervenwirkungen derselben zu seyn, theils blos durch die Wendung derselben in ihren Nervenknoten und Nervenzweigen gewirket zu werden, und dadurch das Ansehen von Seelenwirkungen und willkührlichen Hand- lungen zu erlangen, §. 438. 439. wogegen vielleicht ihre
Lebens-
P p 4
3 Abſchn. Nat. Gem. der th. Seelenk. u. Nervenk.
Dritter Abſchnitt. Die Gemeinſchaft der thieriſchen Seelenkraͤfte mit den Nervenkraͤften im natuͤrlichen Zuſtande.
§. 590.
Wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck nicht em- pfunden, und ein urſpruͤnglich innerer nicht von Vorſtellungen gewirket wird, ſo ſind die von ih- nen herruͤhrenden thieriſchen Bewegungen natuͤrlicher Wei- ſe nur Nervenwirkungen von ihnen: denn Seelenwirkun- gen koͤnnen ſie nicht zugleich ſeyn, §. 97. und andre thieri- ſche Kraͤfte giebt es nicht außer den Nervenkraͤften. §. 356. Da es hierbey nicht drauf ankoͤmmt, ob der unempfundene aͤußere ſinnliche Eindruck von einem Thiere doch wenig- ſtens empfunden werden koͤnne, oder nicht, und ob der urſpruͤngliche innere ohne Vorſtellungen doch wenigſtens von Vorſtellungen gewirket werden koͤnne, oder nicht; ſo findet bey dieſen thieriſchen Bewegungen keine gemeinſchaft- liche Wirkung der thieriſchen Seelenkraͤfte und Nerven- kraͤfte ſelbſt bey empfindenden und denkenden Thieren Statt, und dieß verſteht ſich von ſelbſt bey ſolchen, die gar keine Empfindungskraft, mithin auch gar keine Vorſtellungs- kraft, §. 65. haben, wenn es deren giebt. Da dieſen, ſo wie allen Thieren ohne Unterſchied, wenigſtens die Ner- venkraͤfte doch eigen ſind, ſo muͤſſen ihnen dieſelben zu den Zwecken ihres thieriſchen Lebens allein voͤllig genuͤgen. Die- ſem gemaͤß ſcheinen die thieriſchen Handlungen aller hirn- loſer Thiere, zu deren jeder ſie, ſo viel man bemerken kann, durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke gereizet werden, theils nur unmittelbare Nervenwirkungen derſelben zu ſeyn, theils blos durch die Wendung derſelben in ihren Nervenknoten und Nervenzweigen gewirket zu werden, und dadurch das Anſehen von Seelenwirkungen und willkuͤhrlichen Hand- lungen zu erlangen, §. 438. 439. wogegen vielleicht ihre
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3 Abſchn. Nat. Gem. der th. Seelenk. u. Nervenk.
Dritter Abſchnitt.
Die Gemeinſchaft der thieriſchen Seelenkraͤfte mit
den Nervenkraͤften im natuͤrlichen Zuſtande.
§. 590.
Wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck nicht em-
pfunden, und ein urſpruͤnglich innerer nicht
von Vorſtellungen gewirket wird, ſo ſind die von ih-
nen herruͤhrenden thieriſchen Bewegungen natuͤrlicher Wei-
ſe nur Nervenwirkungen von ihnen: denn Seelenwirkun-
gen koͤnnen ſie nicht zugleich ſeyn, §. 97. und andre thieri-
ſche Kraͤfte giebt es nicht außer den Nervenkraͤften. §. 356.
Da es hierbey nicht drauf ankoͤmmt, ob der unempfundene
aͤußere ſinnliche Eindruck von einem Thiere doch wenig-
ſtens empfunden werden koͤnne, oder nicht, und ob der
urſpruͤngliche innere ohne Vorſtellungen doch wenigſtens
von Vorſtellungen gewirket werden koͤnne, oder nicht; ſo
findet bey dieſen thieriſchen Bewegungen keine gemeinſchaft-
liche Wirkung der thieriſchen Seelenkraͤfte und Nerven-
kraͤfte ſelbſt bey empfindenden und denkenden Thieren Statt,
und dieß verſteht ſich von ſelbſt bey ſolchen, die gar keine
Empfindungskraft, mithin auch gar keine Vorſtellungs-
kraft, §. 65. haben, wenn es deren giebt. Da dieſen,
ſo wie allen Thieren ohne Unterſchied, wenigſtens die Ner-
venkraͤfte doch eigen ſind, ſo muͤſſen ihnen dieſelben zu den
Zwecken ihres thieriſchen Lebens allein voͤllig genuͤgen. Die-
ſem gemaͤß ſcheinen die thieriſchen Handlungen aller hirn-
loſer Thiere, zu deren jeder ſie, ſo viel man bemerken kann,
durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke gereizet werden, theils
nur unmittelbare Nervenwirkungen derſelben zu ſeyn, theils
blos durch die Wendung derſelben in ihren Nervenknoten
und Nervenzweigen gewirket zu werden, und dadurch das
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lungen zu erlangen, §. 438. 439. wogegen vielleicht ihre
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/623>, abgerufen am 21.11.2024.
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