Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.1 Abschn. Ersetz. der Seelenw. durch Nervenw. chen Vorstellungen, §. 66. nur ein Ganzes, oder ein Jn-begriff einzelner Merkmale von äußern Empfindungen, die ein äußerer sinnlicher Eindruck der Vorstellungskraft, nach den Gesetzen der Nervenkräfte, auf eine natürlich nothwendige Weise beygebracht hat, §. 27. sondern sol- che Vorstellungen sind, die sich die Vorstellungskraft nach ihren psychologischen Gesetzen, §. 108. selbst schaffet. §. 76. 77. Die materiellen Jdeen der verständigen Vor- stellungen werden also nicht durch äußere sinnliche Eindrü- cke in die Nerven, die bis zu ihrem Ursprunge im Gehirne fortgehen, wie die von sinnlichen Vorstellungen, erzeuget. §. 66. Mithin können auch die Seelenwirkungen dersel- ben in den mechanischen Maschinen durch die Nervenkraft der äußern sinnlichen Eindrücke unmöglich in der Ordnung, wie sie die Vorstellungskraft psychologisch entwickelt, erse- tzet werden. Allein alle materielle Jdeen, folglich auch die von verständigen Vorstellungen, sind innere sinnliche Eindrücke in die Ursprünge der Nerven im Gehirne, §. 121. und ihre Seelenwirkungen durch die Nerven in die mecha- nischen Maschinen könnten also doch durch die Nerven- kraft innerer sinnlicher Eindrücke ohne Vorstellungen erse- tzet werden. §. 360. Da sie aber keine sichtbaren unmit- telbaren Seelenwirkungen durch die Nerven in den mecha- nischen Maschinen äußern, §. 330. außer in so fern sie entweder zugleich sinnliche Vorstellungen sind, und dann können die Nervenkräfte sie eben so ersetzen, wie die See- lenwirkungen der sinnlichen, oder in so fern sie Triebfedern des Gemüths sind, und den Willen bewegen, wovon un- ten, §. 576. so findet von unmittelbaren Seelenwirkun- gen der verständigen Vorstellungen gar keine Ersetzung durch Nervenwirkungen vermittelst der Nerven in mecha- nischen Maschinen Statt. §. 575. Der zufällige Einfluß, welchen die Kräfte des Ver- rischen O o 2
1 Abſchn. Erſetz. der Seelenw. durch Nervenw. chen Vorſtellungen, §. 66. nur ein Ganzes, oder ein Jn-begriff einzelner Merkmale von aͤußern Empfindungen, die ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck der Vorſtellungskraft, nach den Geſetzen der Nervenkraͤfte, auf eine natuͤrlich nothwendige Weiſe beygebracht hat, §. 27. ſondern ſol- che Vorſtellungen ſind, die ſich die Vorſtellungskraft nach ihren pſychologiſchen Geſetzen, §. 108. ſelbſt ſchaffet. §. 76. 77. Die materiellen Jdeen der verſtaͤndigen Vor- ſtellungen werden alſo nicht durch aͤußere ſinnliche Eindruͤ- cke in die Nerven, die bis zu ihrem Urſprunge im Gehirne fortgehen, wie die von ſinnlichen Vorſtellungen, erzeuget. §. 66. Mithin koͤnnen auch die Seelenwirkungen derſel- ben in den mechaniſchen Maſchinen durch die Nervenkraft der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke unmoͤglich in der Ordnung, wie ſie die Vorſtellungskraft pſychologiſch entwickelt, erſe- tzet werden. Allein alle materielle Jdeen, folglich auch die von verſtaͤndigen Vorſtellungen, ſind innere ſinnliche Eindruͤcke in die Urſpruͤnge der Nerven im Gehirne, §. 121. und ihre Seelenwirkungen durch die Nerven in die mecha- niſchen Maſchinen koͤnnten alſo doch durch die Nerven- kraft innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen erſe- tzet werden. §. 360. Da ſie aber keine ſichtbaren unmit- telbaren Seelenwirkungen durch die Nerven in den mecha- niſchen Maſchinen aͤußern, §. 330. außer in ſo fern ſie entweder zugleich ſinnliche Vorſtellungen ſind, und dann koͤnnen die Nervenkraͤfte ſie eben ſo erſetzen, wie die See- lenwirkungen der ſinnlichen, oder in ſo fern ſie Triebfedern des Gemuͤths ſind, und den Willen bewegen, wovon un- ten, §. 576. ſo findet von unmittelbaren Seelenwirkun- gen der verſtaͤndigen Vorſtellungen gar keine Erſetzung durch Nervenwirkungen vermittelſt der Nerven in mecha- niſchen Maſchinen Statt. §. 575. Der zufaͤllige Einfluß, welchen die Kraͤfte des Ver- riſchen O o 2
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1 Abſchn. Erſetz. der Seelenw. durch Nervenw.
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begriff einzelner Merkmale von aͤußern Empfindungen,
die ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck der Vorſtellungskraft,
nach den Geſetzen der Nervenkraͤfte, auf eine natuͤrlich
nothwendige Weiſe beygebracht hat, §. 27. ſondern ſol-
che Vorſtellungen ſind, die ſich die Vorſtellungskraft nach
ihren pſychologiſchen Geſetzen, §. 108. ſelbſt ſchaffet. §.
76. 77. Die materiellen Jdeen der verſtaͤndigen Vor-
ſtellungen werden alſo nicht durch aͤußere ſinnliche Eindruͤ-
cke in die Nerven, die bis zu ihrem Urſprunge im Gehirne
fortgehen, wie die von ſinnlichen Vorſtellungen, erzeuget.
§. 66. Mithin koͤnnen auch die Seelenwirkungen derſel-
ben in den mechaniſchen Maſchinen durch die Nervenkraft
der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke unmoͤglich in der Ordnung,
wie ſie die Vorſtellungskraft pſychologiſch entwickelt, erſe-
tzet werden. Allein alle materielle Jdeen, folglich auch
die von verſtaͤndigen Vorſtellungen, ſind innere ſinnliche
Eindruͤcke in die Urſpruͤnge der Nerven im Gehirne, §. 121.
und ihre Seelenwirkungen durch die Nerven in die mecha-
niſchen Maſchinen koͤnnten alſo doch durch die Nerven-
kraft innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen erſe-
tzet werden. §. 360. Da ſie aber keine ſichtbaren unmit-
telbaren Seelenwirkungen durch die Nerven in den mecha-
niſchen Maſchinen aͤußern, §. 330. außer in ſo fern ſie
entweder zugleich ſinnliche Vorſtellungen ſind, und dann
koͤnnen die Nervenkraͤfte ſie eben ſo erſetzen, wie die See-
lenwirkungen der ſinnlichen, oder in ſo fern ſie Triebfedern
des Gemuͤths ſind, und den Willen bewegen, wovon un-
ten, §. 576. ſo findet von unmittelbaren Seelenwirkun-
gen der verſtaͤndigen Vorſtellungen gar keine Erſetzung
durch Nervenwirkungen vermittelſt der Nerven in mecha-
niſchen Maſchinen Statt.
§. 575.
Der zufaͤllige Einfluß, welchen die Kraͤfte des Ver-
ſtandes durch den Zuſammenhang aller Kraͤfte in der thie-
riſchen
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