sinnliche Eindrücke von andern Reizen thun können. §. 503. Sind es vielleicht solche von gewendeten äußern, wenn Bisse oder Stiche zorniger und giftiger Thiere in der Leber und den Gallengängen Zusammenziehungen und Gelbsucht verursachen, so wie sie blos durch Nervenwirkungen von gleicher Art den Schlund und die Muskeln zum Schlin- gen convulsivisch reizen, indem sie den Wasserabscheu erre- gen? Oder sind es vielmehr unmittelbare Nervenwirkun- gen der äußern sinnlichen Eindrücke des mitgetheilten und bis in diese Theile selbst eingedrungenen Gifts? Kann man vielleicht den Einfluß mancher Arzneyen, die von außen auf die Leber und Gallenblase wirken, vielmehr von jenen als von diesen Nervenwirkungen herleiten? Die Sache liegt im Dunkeln und läßt sich schwerlich aus Erfah- rungen entscheiden.
§. 536.
Die natürliche Verrichtung der Nieren, nämlich die Absonderung des Urins, wird zuweilen durch innere sinnli- che Eindrücke von Vorstellungen thierisch verändert, §. 176. 215. und es kann also auch von solchen ohne Vorstellun- gen geschehen, §. 503. ob sie gleich übrigens gemeiniglich, in so fern sie thierisch ist, eine unmittelbare Nervenwir- kung äußerer sinnlicher Eindrücke zu seyn pflegt. §. 477. Jst vielleicht die thierische Veränderung in der Absonde- rung des Urins, welche davon entsteht, wenn man spani- sche Fliegen nur in der Hand hält, ohne daß sie durch eine merkliche änßere Empfindung wirken sollten, für eine sol- che Nervenwirkung gewendeter äußerer sinnlicher Eindrü- cke in den Nieren zu halten, oder ist es vielmehr eine un- mittelbare derer, welche das zu den Nieren selbst gelangte Gift in ihnen erreget? Jn der That ist das Letzte wahr- scheinlicher: dagegen ist es in denjenigen Fällen das Erste, wo Krämpfe in den Gedärmen von nicht empfundenen äu- ßern sinnlichen Eindrücken einen Nierenkrampf erregen, der eine Nervenwirkung ist, welche schmerzhaft genug empfun-
den
II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
ſinnliche Eindruͤcke von andern Reizen thun koͤnnen. §. 503. Sind es vielleicht ſolche von gewendeten aͤußern, wenn Biſſe oder Stiche zorniger und giftiger Thiere in der Leber und den Gallengaͤngen Zuſammenziehungen und Gelbſucht verurſachen, ſo wie ſie blos durch Nervenwirkungen von gleicher Art den Schlund und die Muskeln zum Schlin- gen convulſiviſch reizen, indem ſie den Waſſerabſcheu erre- gen? Oder ſind es vielmehr unmittelbare Nervenwirkun- gen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke des mitgetheilten und bis in dieſe Theile ſelbſt eingedrungenen Gifts? Kann man vielleicht den Einfluß mancher Arzneyen, die von außen auf die Leber und Gallenblaſe wirken, vielmehr von jenen als von dieſen Nervenwirkungen herleiten? Die Sache liegt im Dunkeln und laͤßt ſich ſchwerlich aus Erfah- rungen entſcheiden.
§. 536.
Die natuͤrliche Verrichtung der Nieren, naͤmlich die Abſonderung des Urins, wird zuweilen durch innere ſinnli- che Eindruͤcke von Vorſtellungen thieriſch veraͤndert, §. 176. 215. und es kann alſo auch von ſolchen ohne Vorſtellun- gen geſchehen, §. 503. ob ſie gleich uͤbrigens gemeiniglich, in ſo fern ſie thieriſch iſt, eine unmittelbare Nervenwir- kung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke zu ſeyn pflegt. §. 477. Jſt vielleicht die thieriſche Veraͤnderung in der Abſonde- rung des Urins, welche davon entſteht, wenn man ſpani- ſche Fliegen nur in der Hand haͤlt, ohne daß ſie durch eine merkliche aͤnßere Empfindung wirken ſollten, fuͤr eine ſol- che Nervenwirkung gewendeter aͤußerer ſinnlicher Eindruͤ- cke in den Nieren zu halten, oder iſt es vielmehr eine un- mittelbare derer, welche das zu den Nieren ſelbſt gelangte Gift in ihnen erreget? Jn der That iſt das Letzte wahr- ſcheinlicher: dagegen iſt es in denjenigen Faͤllen das Erſte, wo Kraͤmpfe in den Gedaͤrmen von nicht empfundenen aͤu- ßern ſinnlichen Eindruͤcken einen Nierenkrampf erregen, der eine Nervenwirkung iſt, welche ſchmerzhaft genug empfun-
den
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II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
ſinnliche Eindruͤcke von andern Reizen thun koͤnnen. §. 503.
Sind es vielleicht ſolche von gewendeten aͤußern, wenn
Biſſe oder Stiche zorniger und giftiger Thiere in der Leber
und den Gallengaͤngen Zuſammenziehungen und Gelbſucht
verurſachen, ſo wie ſie blos durch Nervenwirkungen von
gleicher Art den Schlund und die Muskeln zum Schlin-
gen convulſiviſch reizen, indem ſie den Waſſerabſcheu erre-
gen? Oder ſind es vielmehr unmittelbare Nervenwirkun-
gen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke des mitgetheilten und
bis in dieſe Theile ſelbſt eingedrungenen Gifts? Kann man
vielleicht den Einfluß mancher Arzneyen, die von außen
auf die Leber und Gallenblaſe wirken, vielmehr von jenen
als von dieſen Nervenwirkungen herleiten? Die Sache
liegt im Dunkeln und laͤßt ſich ſchwerlich aus Erfah-
rungen entſcheiden.
§. 536.
Die natuͤrliche Verrichtung der Nieren, naͤmlich die
Abſonderung des Urins, wird zuweilen durch innere ſinnli-
che Eindruͤcke von Vorſtellungen thieriſch veraͤndert, §. 176.
215. und es kann alſo auch von ſolchen ohne Vorſtellun-
gen geſchehen, §. 503. ob ſie gleich uͤbrigens gemeiniglich,
in ſo fern ſie thieriſch iſt, eine unmittelbare Nervenwir-
kung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke zu ſeyn pflegt. §. 477.
Jſt vielleicht die thieriſche Veraͤnderung in der Abſonde-
rung des Urins, welche davon entſteht, wenn man ſpani-
ſche Fliegen nur in der Hand haͤlt, ohne daß ſie durch eine
merkliche aͤnßere Empfindung wirken ſollten, fuͤr eine ſol-
che Nervenwirkung gewendeter aͤußerer ſinnlicher Eindruͤ-
cke in den Nieren zu halten, oder iſt es vielmehr eine un-
mittelbare derer, welche das zu den Nieren ſelbſt gelangte
Gift in ihnen erreget? Jn der That iſt das Letzte wahr-
ſcheinlicher: dagegen iſt es in denjenigen Faͤllen das Erſte,
wo Kraͤmpfe in den Gedaͤrmen von nicht empfundenen aͤu-
ßern ſinnlichen Eindruͤcken einen Nierenkrampf erregen, der
eine Nervenwirkung iſt, welche ſchmerzhaft genug empfun-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/552>, abgerufen am 23.11.2024.
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