Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

2 Abschn. insbesondre.
sind. §. 459. Mit dem Umlaufe, in so fern ihn die
Schlagadern fortsetzen, hat es, wie wir nun sogleich sehen
werden, eben dieselbe Bewandtniß.

§. 519.

Jn so fern der Puls der Schlagadern eine Folge des
Herzschlags ist, kann er, und der durch ihn fortgesetzte
Umlauf eine Nervenwirkung aller Arten seyn. §. 518. Un-
ter den Versuchen mit verunglückten Personen, die man
durch mancherley äußere sinnliche Reizungen wieder ins
Leben bringt, sind sicherlich viele, die durch innere ohne
Vorstellungen die natürliche Bewegung des Herzens und
der Schlagadern, und den Umlauf und Puls wiederher-
stellen, ob man gleich glauben möchte, daß es blos unmit-
telbare Nervenwirkungen der äußern sinnlichen Eindrücke
ins Herz seyn müßten, die durch das Aufblasen und die
verschiedenen Reize der Lunge, des Schlundes, des Ma-
gens, der Gedärme und des Zwerchfelles mit scharfen Din-
gen, die starke sinnliche Eindrücke machen, darinn erreget
würden. So schnell und lebhaft, wie die unmittelbaren
äußern Berührungen des Herzens seine Bewegung bey al-
len Thieren herzustellen pflegen, müßte, wenn das Er-
schüttern und Aufblasen der Lunge, oder das Auftreiben des
Magens und die erzwungene Bewegung des Zwerchfelles
durch äußere sinnliche Eindrücke, Schüttelungen, Verän-
derungen seiner Lage und Berührungen, sein Schlagen wie-
derherstellete, die Wirkung, aller Wahrscheinlichkeit nach,
weit schneller, ja gleich auf die ersten Versuche erfolgen.
Hingegen werden in diesen Fällen alle die heftigen äußern
Reize nur in benachbarten Nerven erreget, die eine weit
trägere Sinnlichkeit haben, und in einem solchen Zustande
der Erstarrung viel länger und heftiger gereizet werden
müssen, ehe sie die äußern sinnlichen Eindrücke in sich wie-
der aufwärts fortpflanzen und in ihren Reflexionspunkten
wenden können; und wenn endlich die Wirkung erfolget,
so geschieht es, ehe noch die Lunge und das Zwerchfell

durchs
K k

2 Abſchn. insbeſondre.
ſind. §. 459. Mit dem Umlaufe, in ſo fern ihn die
Schlagadern fortſetzen, hat es, wie wir nun ſogleich ſehen
werden, eben dieſelbe Bewandtniß.

§. 519.

Jn ſo fern der Puls der Schlagadern eine Folge des
Herzſchlags iſt, kann er, und der durch ihn fortgeſetzte
Umlauf eine Nervenwirkung aller Arten ſeyn. §. 518. Un-
ter den Verſuchen mit verungluͤckten Perſonen, die man
durch mancherley aͤußere ſinnliche Reizungen wieder ins
Leben bringt, ſind ſicherlich viele, die durch innere ohne
Vorſtellungen die natuͤrliche Bewegung des Herzens und
der Schlagadern, und den Umlauf und Puls wiederher-
ſtellen, ob man gleich glauben moͤchte, daß es blos unmit-
telbare Nervenwirkungen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke
ins Herz ſeyn muͤßten, die durch das Aufblaſen und die
verſchiedenen Reize der Lunge, des Schlundes, des Ma-
gens, der Gedaͤrme und des Zwerchfelles mit ſcharfen Din-
gen, die ſtarke ſinnliche Eindruͤcke machen, darinn erreget
wuͤrden. So ſchnell und lebhaft, wie die unmittelbaren
aͤußern Beruͤhrungen des Herzens ſeine Bewegung bey al-
len Thieren herzuſtellen pflegen, muͤßte, wenn das Er-
ſchuͤttern und Aufblaſen der Lunge, oder das Auftreiben des
Magens und die erzwungene Bewegung des Zwerchfelles
durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke, Schuͤttelungen, Veraͤn-
derungen ſeiner Lage und Beruͤhrungen, ſein Schlagen wie-
derherſtellete, die Wirkung, aller Wahrſcheinlichkeit nach,
weit ſchneller, ja gleich auf die erſten Verſuche erfolgen.
Hingegen werden in dieſen Faͤllen alle die heftigen aͤußern
Reize nur in benachbarten Nerven erreget, die eine weit
traͤgere Sinnlichkeit haben, und in einem ſolchen Zuſtande
der Erſtarrung viel laͤnger und heftiger gereizet werden
muͤſſen, ehe ſie die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in ſich wie-
der aufwaͤrts fortpflanzen und in ihren Reflexionspunkten
wenden koͤnnen; und wenn endlich die Wirkung erfolget,
ſo geſchieht es, ehe noch die Lunge und das Zwerchfell

durchs
K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0537" n="513"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">2 Ab&#x017F;chn. insbe&#x017F;ondre.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ind. §. 459. Mit dem Umlaufe, in &#x017F;o fern ihn die<lb/>
Schlagadern fort&#x017F;etzen, hat es, wie wir nun &#x017F;ogleich &#x017F;ehen<lb/>
werden, eben die&#x017F;elbe Bewandtniß.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 519.</head><lb/>
              <p>Jn &#x017F;o fern der Puls der <hi rendition="#fr">Schlagadern</hi> eine Folge des<lb/>
Herz&#x017F;chlags i&#x017F;t, kann er, und der durch ihn fortge&#x017F;etzte<lb/>
Umlauf eine Nervenwirkung aller Arten &#x017F;eyn. §. 518. Un-<lb/>
ter den Ver&#x017F;uchen mit verunglu&#x0364;ckten Per&#x017F;onen, die man<lb/>
durch mancherley a&#x0364;ußere &#x017F;innliche Reizungen wieder ins<lb/>
Leben bringt, &#x017F;ind &#x017F;icherlich viele, die durch innere ohne<lb/>
Vor&#x017F;tellungen die natu&#x0364;rliche Bewegung des Herzens und<lb/>
der Schlagadern, und den Umlauf und Puls wiederher-<lb/>
&#x017F;tellen, ob man gleich glauben mo&#x0364;chte, daß es blos unmit-<lb/>
telbare Nervenwirkungen der a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cke<lb/>
ins Herz &#x017F;eyn mu&#x0364;ßten, die durch das Aufbla&#x017F;en und die<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Reize der Lunge, des Schlundes, des Ma-<lb/>
gens, der Geda&#x0364;rme und des Zwerchfelles mit &#x017F;charfen Din-<lb/>
gen, die &#x017F;tarke &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke machen, darinn erreget<lb/>
wu&#x0364;rden. So &#x017F;chnell und lebhaft, wie die unmittelbaren<lb/>
a&#x0364;ußern Beru&#x0364;hrungen des Herzens &#x017F;eine Bewegung bey al-<lb/>
len Thieren herzu&#x017F;tellen pflegen, mu&#x0364;ßte, wenn das Er-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttern und Aufbla&#x017F;en der Lunge, oder das Auftreiben des<lb/>
Magens und die erzwungene Bewegung des Zwerchfelles<lb/>
durch a&#x0364;ußere &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke, Schu&#x0364;ttelungen, Vera&#x0364;n-<lb/>
derungen &#x017F;einer Lage und Beru&#x0364;hrungen, &#x017F;ein Schlagen wie-<lb/>
derher&#x017F;tellete, die Wirkung, aller Wahr&#x017F;cheinlichkeit nach,<lb/>
weit &#x017F;chneller, ja gleich auf die er&#x017F;ten Ver&#x017F;uche erfolgen.<lb/>
Hingegen werden in die&#x017F;en Fa&#x0364;llen alle die heftigen a&#x0364;ußern<lb/>
Reize nur in benachbarten Nerven erreget, die eine weit<lb/>
tra&#x0364;gere Sinnlichkeit haben, und in einem &#x017F;olchen Zu&#x017F;tande<lb/>
der Er&#x017F;tarrung viel la&#x0364;nger und heftiger gereizet werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ehe &#x017F;ie die a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cke in &#x017F;ich wie-<lb/>
der aufwa&#x0364;rts fortpflanzen und in ihren Reflexionspunkten<lb/>
wenden ko&#x0364;nnen; und wenn endlich die Wirkung erfolget,<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chieht es, ehe noch die Lunge und das Zwerchfell<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k</fw><fw place="bottom" type="catch">durchs</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0537] 2 Abſchn. insbeſondre. ſind. §. 459. Mit dem Umlaufe, in ſo fern ihn die Schlagadern fortſetzen, hat es, wie wir nun ſogleich ſehen werden, eben dieſelbe Bewandtniß. §. 519. Jn ſo fern der Puls der Schlagadern eine Folge des Herzſchlags iſt, kann er, und der durch ihn fortgeſetzte Umlauf eine Nervenwirkung aller Arten ſeyn. §. 518. Un- ter den Verſuchen mit verungluͤckten Perſonen, die man durch mancherley aͤußere ſinnliche Reizungen wieder ins Leben bringt, ſind ſicherlich viele, die durch innere ohne Vorſtellungen die natuͤrliche Bewegung des Herzens und der Schlagadern, und den Umlauf und Puls wiederher- ſtellen, ob man gleich glauben moͤchte, daß es blos unmit- telbare Nervenwirkungen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke ins Herz ſeyn muͤßten, die durch das Aufblaſen und die verſchiedenen Reize der Lunge, des Schlundes, des Ma- gens, der Gedaͤrme und des Zwerchfelles mit ſcharfen Din- gen, die ſtarke ſinnliche Eindruͤcke machen, darinn erreget wuͤrden. So ſchnell und lebhaft, wie die unmittelbaren aͤußern Beruͤhrungen des Herzens ſeine Bewegung bey al- len Thieren herzuſtellen pflegen, muͤßte, wenn das Er- ſchuͤttern und Aufblaſen der Lunge, oder das Auftreiben des Magens und die erzwungene Bewegung des Zwerchfelles durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke, Schuͤttelungen, Veraͤn- derungen ſeiner Lage und Beruͤhrungen, ſein Schlagen wie- derherſtellete, die Wirkung, aller Wahrſcheinlichkeit nach, weit ſchneller, ja gleich auf die erſten Verſuche erfolgen. Hingegen werden in dieſen Faͤllen alle die heftigen aͤußern Reize nur in benachbarten Nerven erreget, die eine weit traͤgere Sinnlichkeit haben, und in einem ſolchen Zuſtande der Erſtarrung viel laͤnger und heftiger gereizet werden muͤſſen, ehe ſie die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in ſich wie- der aufwaͤrts fortpflanzen und in ihren Reflexionspunkten wenden koͤnnen; und wenn endlich die Wirkung erfolget, ſo geſchieht es, ehe noch die Lunge und das Zwerchfell durchs K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/537
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/537>, abgerufen am 25.11.2024.