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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. sinnl. Eindr.
sinnliche Eindrücke unmittelbar §. 445. thierisch beweget
werden, mithin sehr viele ihrer thierischen Verrichtungen
und der durch sie bewerkstelligten thierischen Bewegungen
der Glieder, sowohl Seelenwirkungen als unmittelbare
Nervenwirkungen äußerer sinnlicher Eindrücke sind; so ha-
ben doch auch die innern sinnlichen Eindrücke ohne Vor-
stellungen, es mögen ursprüngliche oder gewendete äußere
seyn, die Kraft sie thierisch zu bewegen, §. 507. so daß
ihre Verrichtungen entweder Seelenwirkungen und zugleich
Nervenwirkungen aller, §. 364. oder nur einiger Arten,
oder nur eine von allen seyn können. Es folget demnach
keinesweges, daß eine gewisse thierische Bewegung eines
Muskels, oder der Glieder, die sie bewegen, wenn sie ein
äußerer Reiz als seine unmittelbare Nervenwirkung hervor-
bringt, nicht auch zugleich, oder ein andermal, oder in
andern Thieren, eine Nervenwirkung eines ursprünglichen
innern, oder die mittelbare eines äußern sinnlichen Ein-
drucks, oder eine Seelenwirkung von äußern Empfin-
dungen oder andern Vorstellungen, ja selbst willkührlich
seyn könne, und umgekehrt. Daher gehen diejenigen zu
weit, welche behaupten, daß die Reizbarkeit der Muskeln
(§. 432.) ihre einzige oder auch nur ihre vornehmste thie-
rische bewegende Kraft wäre: vielmehr scheint es, daß im
natürlichen Zustande der Thiere, die Gehirn und Vorstel-
lungskraft haben, die meisten Muskelbewegungen, ob sie
gleich durch äußere sinnliche Eindrücke unmittelbar hervor-
gebracht werden können, doch zugleich auch von innern, es
mögen nun ursprüngliche ohne Vorstellungen, oder gewen-
dete äußere seyn, mitgewirket werden, weil ihre natürliche
Bewegung doch ermattet und Anstoß leidet, sobald man den
Stamm ihres Nerven unterbindet oder abschneidet; ohn-
erachtet sie sich gleich wiederherstellen läßt, wenn man den-
selben Nervenstamm unter der gebundenen oder verletzten
Stelle innerlich, oder in den Muskelfasern selbst äußerlich
reizet. H. P. 403. Diese gemeinschaftliche Wirkung von
beyderley Nervenkräften zu den natürlichen Verrichtungen

der

II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
ſinnliche Eindruͤcke unmittelbar §. 445. thieriſch beweget
werden, mithin ſehr viele ihrer thieriſchen Verrichtungen
und der durch ſie bewerkſtelligten thieriſchen Bewegungen
der Glieder, ſowohl Seelenwirkungen als unmittelbare
Nervenwirkungen aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke ſind; ſo ha-
ben doch auch die innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vor-
ſtellungen, es moͤgen urſpruͤngliche oder gewendete aͤußere
ſeyn, die Kraft ſie thieriſch zu bewegen, §. 507. ſo daß
ihre Verrichtungen entweder Seelenwirkungen und zugleich
Nervenwirkungen aller, §. 364. oder nur einiger Arten,
oder nur eine von allen ſeyn koͤnnen. Es folget demnach
keinesweges, daß eine gewiſſe thieriſche Bewegung eines
Muskels, oder der Glieder, die ſie bewegen, wenn ſie ein
aͤußerer Reiz als ſeine unmittelbare Nervenwirkung hervor-
bringt, nicht auch zugleich, oder ein andermal, oder in
andern Thieren, eine Nervenwirkung eines urſpruͤnglichen
innern, oder die mittelbare eines aͤußern ſinnlichen Ein-
drucks, oder eine Seelenwirkung von aͤußern Empfin-
dungen oder andern Vorſtellungen, ja ſelbſt willkuͤhrlich
ſeyn koͤnne, und umgekehrt. Daher gehen diejenigen zu
weit, welche behaupten, daß die Reizbarkeit der Muskeln
(§. 432.) ihre einzige oder auch nur ihre vornehmſte thie-
riſche bewegende Kraft waͤre: vielmehr ſcheint es, daß im
natuͤrlichen Zuſtande der Thiere, die Gehirn und Vorſtel-
lungskraft haben, die meiſten Muskelbewegungen, ob ſie
gleich durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke unmittelbar hervor-
gebracht werden koͤnnen, doch zugleich auch von innern, es
moͤgen nun urſpruͤngliche ohne Vorſtellungen, oder gewen-
dete aͤußere ſeyn, mitgewirket werden, weil ihre natuͤrliche
Bewegung doch ermattet und Anſtoß leidet, ſobald man den
Stamm ihres Nerven unterbindet oder abſchneidet; ohn-
erachtet ſie ſich gleich wiederherſtellen laͤßt, wenn man den-
ſelben Nervenſtamm unter der gebundenen oder verletzten
Stelle innerlich, oder in den Muskelfaſern ſelbſt aͤußerlich
reizet. H. P. 403. Dieſe gemeinſchaftliche Wirkung von
beyderley Nervenkraͤften zu den natuͤrlichen Verrichtungen

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[506/0530] II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr. ſinnliche Eindruͤcke unmittelbar §. 445. thieriſch beweget werden, mithin ſehr viele ihrer thieriſchen Verrichtungen und der durch ſie bewerkſtelligten thieriſchen Bewegungen der Glieder, ſowohl Seelenwirkungen als unmittelbare Nervenwirkungen aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke ſind; ſo ha- ben doch auch die innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vor- ſtellungen, es moͤgen urſpruͤngliche oder gewendete aͤußere ſeyn, die Kraft ſie thieriſch zu bewegen, §. 507. ſo daß ihre Verrichtungen entweder Seelenwirkungen und zugleich Nervenwirkungen aller, §. 364. oder nur einiger Arten, oder nur eine von allen ſeyn koͤnnen. Es folget demnach keinesweges, daß eine gewiſſe thieriſche Bewegung eines Muskels, oder der Glieder, die ſie bewegen, wenn ſie ein aͤußerer Reiz als ſeine unmittelbare Nervenwirkung hervor- bringt, nicht auch zugleich, oder ein andermal, oder in andern Thieren, eine Nervenwirkung eines urſpruͤnglichen innern, oder die mittelbare eines aͤußern ſinnlichen Ein- drucks, oder eine Seelenwirkung von aͤußern Empfin- dungen oder andern Vorſtellungen, ja ſelbſt willkuͤhrlich ſeyn koͤnne, und umgekehrt. Daher gehen diejenigen zu weit, welche behaupten, daß die Reizbarkeit der Muskeln (§. 432.) ihre einzige oder auch nur ihre vornehmſte thie- riſche bewegende Kraft waͤre: vielmehr ſcheint es, daß im natuͤrlichen Zuſtande der Thiere, die Gehirn und Vorſtel- lungskraft haben, die meiſten Muskelbewegungen, ob ſie gleich durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke unmittelbar hervor- gebracht werden koͤnnen, doch zugleich auch von innern, es moͤgen nun urſpruͤngliche ohne Vorſtellungen, oder gewen- dete aͤußere ſeyn, mitgewirket werden, weil ihre natuͤrliche Bewegung doch ermattet und Anſtoß leidet, ſobald man den Stamm ihres Nerven unterbindet oder abſchneidet; ohn- erachtet ſie ſich gleich wiederherſtellen laͤßt, wenn man den- ſelben Nervenſtamm unter der gebundenen oder verletzten Stelle innerlich, oder in den Muskelfaſern ſelbſt aͤußerlich reizet. H. P. 403. Dieſe gemeinſchaftliche Wirkung von beyderley Nervenkraͤften zu den natuͤrlichen Verrichtungen der

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/530>, abgerufen am 22.11.2024.