Die Vorstellungen wirken in die thierischen Maschi- nen, §. 9. nämlich ins Gehirn und die Nerven entweder so, daß sie dadurch keine mechanische Maschinen in Bewe- gung setzen, oder so, daß sie durch sie mechanische Maschi- nen bewegen. §. 117. Das erste offenbaret sich haupt- sächlich im eigentlichen Gehirne und in den Empfin- dungsnerven. §. 118. 143. Daß auch andre Reize, die keine Vorstellungen sind, im eigentlichen Gehirne Ner- venwirkungen von ihren innern sinnlichen Eindrücken er- zeugen, die sich auf keine mechanische Maschinen erstrecken, ist schon, so viel als es die Dunkelheit dieser verborgenen Operationen gestattet, im §. 374. aus der Erfahrung dar- gethan worden. Eben so haben wir auch schon §. 377. 378. aus Erfahrungen gezeiget, daß innere sinnliche Ein- drücke ohne Vorstellungen auch in solchen Nerven, welche blos empfinden und keine mechanische Maschinen regieren, eben solche thierische Wirkungen als Nervenwirkungen ver- richten, wie die von Vorstellungen als Seelenwirkungen hervorbringen, indem beyde unächte äußere Empfindungen veranlassen, §. 148. 377. welche im ersten Falle empfun- dene Nervenwirkungen innerer sinnlicher Eindrücke ohne Vorstellungen sind, so wie es deren auch von äußern sinn- lichen Eindrücken giebt. §. 443. Hieraus folget, daß die innern sinnlichen Eindrücke ohne Vorstellungen in den Ner- ven, da wo sie von ihrer geraden Richtung abweichen, z. E. in den Knoten und Schlingen und Scheidepunkten ih- rer Zweige, sie selbst in einige Bewegung setzen und da- durch benachbarten mechanischen Maschinen solche mitthei- len können, wie es die von Vorstellungen auch thun. §. 151. Weil aber dieß sehr verborgene Wirkungen sind, die sich dem Auge des Beobachters zu entziehen pflegen, so können davon wohl schwerlich augenscheinliche Erfahrungen auf- gestellet werden.
§. 505.
II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
§. 504.
Die Vorſtellungen wirken in die thieriſchen Maſchi- nen, §. 9. naͤmlich ins Gehirn und die Nerven entweder ſo, daß ſie dadurch keine mechaniſche Maſchinen in Bewe- gung ſetzen, oder ſo, daß ſie durch ſie mechaniſche Maſchi- nen bewegen. §. 117. Das erſte offenbaret ſich haupt- ſaͤchlich im eigentlichen Gehirne und in den Empfin- dungsnerven. §. 118. 143. Daß auch andre Reize, die keine Vorſtellungen ſind, im eigentlichen Gehirne Ner- venwirkungen von ihren innern ſinnlichen Eindruͤcken er- zeugen, die ſich auf keine mechaniſche Maſchinen erſtrecken, iſt ſchon, ſo viel als es die Dunkelheit dieſer verborgenen Operationen geſtattet, im §. 374. aus der Erfahrung dar- gethan worden. Eben ſo haben wir auch ſchon §. 377. 378. aus Erfahrungen gezeiget, daß innere ſinnliche Ein- druͤcke ohne Vorſtellungen auch in ſolchen Nerven, welche blos empfinden und keine mechaniſche Maſchinen regieren, eben ſolche thieriſche Wirkungen als Nervenwirkungen ver- richten, wie die von Vorſtellungen als Seelenwirkungen hervorbringen, indem beyde unaͤchte aͤußere Empfindungen veranlaſſen, §. 148. 377. welche im erſten Falle empfun- dene Nervenwirkungen innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen ſind, ſo wie es deren auch von aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcken giebt. §. 443. Hieraus folget, daß die innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vorſtellungen in den Ner- ven, da wo ſie von ihrer geraden Richtung abweichen, z. E. in den Knoten und Schlingen und Scheidepunkten ih- rer Zweige, ſie ſelbſt in einige Bewegung ſetzen und da- durch benachbarten mechaniſchen Maſchinen ſolche mitthei- len koͤnnen, wie es die von Vorſtellungen auch thun. §. 151. Weil aber dieß ſehr verborgene Wirkungen ſind, die ſich dem Auge des Beobachters zu entziehen pflegen, ſo koͤnnen davon wohl ſchwerlich augenſcheinliche Erfahrungen auf- geſtellet werden.
§. 505.
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II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
§. 504.
Die Vorſtellungen wirken in die thieriſchen Maſchi-
nen, §. 9. naͤmlich ins Gehirn und die Nerven entweder
ſo, daß ſie dadurch keine mechaniſche Maſchinen in Bewe-
gung ſetzen, oder ſo, daß ſie durch ſie mechaniſche Maſchi-
nen bewegen. §. 117. Das erſte offenbaret ſich haupt-
ſaͤchlich im eigentlichen Gehirne und in den Empfin-
dungsnerven. §. 118. 143. Daß auch andre Reize,
die keine Vorſtellungen ſind, im eigentlichen Gehirne Ner-
venwirkungen von ihren innern ſinnlichen Eindruͤcken er-
zeugen, die ſich auf keine mechaniſche Maſchinen erſtrecken,
iſt ſchon, ſo viel als es die Dunkelheit dieſer verborgenen
Operationen geſtattet, im §. 374. aus der Erfahrung dar-
gethan worden. Eben ſo haben wir auch ſchon §. 377.
378. aus Erfahrungen gezeiget, daß innere ſinnliche Ein-
druͤcke ohne Vorſtellungen auch in ſolchen Nerven, welche
blos empfinden und keine mechaniſche Maſchinen regieren,
eben ſolche thieriſche Wirkungen als Nervenwirkungen ver-
richten, wie die von Vorſtellungen als Seelenwirkungen
hervorbringen, indem beyde unaͤchte aͤußere Empfindungen
veranlaſſen, §. 148. 377. welche im erſten Falle empfun-
dene Nervenwirkungen innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne
Vorſtellungen ſind, ſo wie es deren auch von aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcken giebt. §. 443. Hieraus folget, daß die
innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vorſtellungen in den Ner-
ven, da wo ſie von ihrer geraden Richtung abweichen, z.
E. in den Knoten und Schlingen und Scheidepunkten ih-
rer Zweige, ſie ſelbſt in einige Bewegung ſetzen und da-
durch benachbarten mechaniſchen Maſchinen ſolche mitthei-
len koͤnnen, wie es die von Vorſtellungen auch thun. §. 151.
Weil aber dieß ſehr verborgene Wirkungen ſind, die ſich
dem Auge des Beobachters zu entziehen pflegen, ſo koͤnnen
davon wohl ſchwerlich augenſcheinliche Erfahrungen auf-
geſtellet werden.
§. 505.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/524>, abgerufen am 25.11.2024.
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