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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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Vorrede.

Man sieht an einem Leichname, daß blos
physische und blos mechanische Kräfte die
Verrichtungen unsers Körpers nachahmen, und
seine Maschinen in diejenige Bewegung setzen kön-
nen, wozu sie ihrer Mischung und Strucktur nach
vermögend sind. Die flüssigen Theile verbinden
und trennen sich nach den physicalischen Gesetzen
der Schwere, der anziehenden, der zusammenhän-
genden Kraft, und setzen sich nach hydrostatischen
Gesetzen ins Gleichgewicht. Wenn ein Zergliede-
rer das System der Blutgefäße einspritzt, so zwingt
er es durch blos mechanische Kräfte, seine ihm
sonst natürliche Verrichtung des Umlaufs nach hy-
draulischen Gesetzen einigermaßen zu wiederholen.
Ein Muskel, dessen Fäserchen die Kälte zusam-
menzieht, erhält das Glied, das er regieret, in
derjenigen Stellung, in die er es versetzt hat, und
durch eine blos mechanische Wirkung ziehen sich
die Pulsadern in einem Leichname zusammen, und
drücken einen in sie eingesteckten Finger etc.

Diese blos physischen und mechanischen Kräf-
te der Bewegung sind es gleichwohl nicht eigent-
lich, welche den lebendigen thierischen Körper im
natürlichen Zustande zu bewegen pflegen; sondern

es
a 3


Vorrede.

Man ſieht an einem Leichname, daß blos
phyſiſche und blos mechaniſche Kraͤfte die
Verrichtungen unſers Koͤrpers nachahmen, und
ſeine Maſchinen in diejenige Bewegung ſetzen koͤn-
nen, wozu ſie ihrer Miſchung und Strucktur nach
vermoͤgend ſind. Die fluͤſſigen Theile verbinden
und trennen ſich nach den phyſicaliſchen Geſetzen
der Schwere, der anziehenden, der zuſammenhaͤn-
genden Kraft, und ſetzen ſich nach hydroſtatiſchen
Geſetzen ins Gleichgewicht. Wenn ein Zergliede-
rer das Syſtem der Blutgefaͤße einſpritzt, ſo zwingt
er es durch blos mechaniſche Kraͤfte, ſeine ihm
ſonſt natuͤrliche Verrichtung des Umlaufs nach hy-
drauliſchen Geſetzen einigermaßen zu wiederholen.
Ein Muskel, deſſen Faͤſerchen die Kaͤlte zuſam-
menzieht, erhaͤlt das Glied, das er regieret, in
derjenigen Stellung, in die er es verſetzt hat, und
durch eine blos mechaniſche Wirkung ziehen ſich
die Pulsadern in einem Leichname zuſammen, und
druͤcken einen in ſie eingeſteckten Finger ꝛc.

Dieſe blos phyſiſchen und mechaniſchen Kraͤf-
te der Bewegung ſind es gleichwohl nicht eigent-
lich, welche den lebendigen thieriſchen Koͤrper im
natuͤrlichen Zuſtande zu bewegen pflegen; ſondern

es
a 3
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[0005] Vorrede. Man ſieht an einem Leichname, daß blos phyſiſche und blos mechaniſche Kraͤfte die Verrichtungen unſers Koͤrpers nachahmen, und ſeine Maſchinen in diejenige Bewegung ſetzen koͤn- nen, wozu ſie ihrer Miſchung und Strucktur nach vermoͤgend ſind. Die fluͤſſigen Theile verbinden und trennen ſich nach den phyſicaliſchen Geſetzen der Schwere, der anziehenden, der zuſammenhaͤn- genden Kraft, und ſetzen ſich nach hydroſtatiſchen Geſetzen ins Gleichgewicht. Wenn ein Zergliede- rer das Syſtem der Blutgefaͤße einſpritzt, ſo zwingt er es durch blos mechaniſche Kraͤfte, ſeine ihm ſonſt natuͤrliche Verrichtung des Umlaufs nach hy- drauliſchen Geſetzen einigermaßen zu wiederholen. Ein Muskel, deſſen Faͤſerchen die Kaͤlte zuſam- menzieht, erhaͤlt das Glied, das er regieret, in derjenigen Stellung, in die er es verſetzt hat, und durch eine blos mechaniſche Wirkung ziehen ſich die Pulsadern in einem Leichname zuſammen, und druͤcken einen in ſie eingeſteckten Finger ꝛc. Dieſe blos phyſiſchen und mechaniſchen Kraͤf- te der Bewegung ſind es gleichwohl nicht eigent- lich, welche den lebendigen thieriſchen Koͤrper im natuͤrlichen Zuſtande zu bewegen pflegen; ſondern es a 3

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/5>, abgerufen am 24.11.2024.