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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenk. 2 Kap. des äuß. sinnl. Eindr.
Vorstellungen verwandelt werden kann, z. E. bis an den
Punkt, in welchem die ableitenden Faden eben desselben
Nerven vom äußern sinnlichen Eindrucke sinnlich gerühret
werden, oder aus welchem der Nervenzweig hervorgeht,
oder bis an den Knoten, oder die Verwickelung, worinn
derjenige Nerve enthalten ist, der die bestimmte Nerven-
wirkung zu verrichten hat. §. 415. N. 2.

2. Daselbst muß er wirklich gewendet, oder in einen
innern sinnlichen Eindruck ohne Vorstellungen verwandelt
werden, das ist, er muß das Mark eines andern Nerven
oder Zweiges, oder die ableitenden Faden seines eignen,
herwärts vom Gehirne, sinnlich rühren. §. 121. 421.

3. Dieser neue innere sinnliche Eindruck muß sich durch
diesen Zweig, Faden, oder andern Nerven, abwärts vom
Gehirne bis in die mechanische Maschine wirklich fortpflan-
zen, der er sich einverleibet, und die durch ihn thierisch be-
weget werden kann und soll. §. 128. 415. N. 2.

Die mittelbaren Nervenwirkungen der äußern sinnli-
chen Eindrücke sind also nichts anders als Nervenwirkun-
gen innerer sinnlicher Eindrücke ohne Vorstellungen, wel-
che von gewendeten äußern, in so fern sie keine äußere Em-
pfindung erregen, auf ihrem Wege zum Gehirn veran-
lasset werden.

§. 423.

Obgleich ein äußerer sinnlicher Eindruck, auf seinem
Wege zum Gehirn, hin und wieder gewendet, und zu ei-
nem innern ohne Vorstellungen gemachet werden kann, so
setzet doch dieses keinesweges zum Voraus, daß er dadurch
allezeit gänzlich umgekehrt, und schlechterdings gehindert
werde, seinen Gang im Nerven bis zu mehrern solchen
Wend[u]ngspunkten, ja bis zum Gehirn selbst fortzusetzen,
ob solches gleich in gewissen von der Natur selbst angeord-
neten Umständen allerdings so ist. §. 48. Aus Beobach-
tungen läßt sichs auf keine Weise darthun, daß dieß jeder-
zeit geschehe, und selbst aus mechanischen Gründen, die sich

doch

II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
Vorſtellungen verwandelt werden kann, z. E. bis an den
Punkt, in welchem die ableitenden Faden eben deſſelben
Nerven vom aͤußern ſinnlichen Eindrucke ſinnlich geruͤhret
werden, oder aus welchem der Nervenzweig hervorgeht,
oder bis an den Knoten, oder die Verwickelung, worinn
derjenige Nerve enthalten iſt, der die beſtimmte Nerven-
wirkung zu verrichten hat. §. 415. N. 2.

2. Daſelbſt muß er wirklich gewendet, oder in einen
innern ſinnlichen Eindruck ohne Vorſtellungen verwandelt
werden, das iſt, er muß das Mark eines andern Nerven
oder Zweiges, oder die ableitenden Faden ſeines eignen,
herwaͤrts vom Gehirne, ſinnlich ruͤhren. §. 121. 421.

3. Dieſer neue innere ſinnliche Eindruck muß ſich durch
dieſen Zweig, Faden, oder andern Nerven, abwaͤrts vom
Gehirne bis in die mechaniſche Maſchine wirklich fortpflan-
zen, der er ſich einverleibet, und die durch ihn thieriſch be-
weget werden kann und ſoll. §. 128. 415. N. 2.

Die mittelbaren Nervenwirkungen der aͤußern ſinnli-
chen Eindruͤcke ſind alſo nichts anders als Nervenwirkun-
gen innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen, wel-
che von gewendeten aͤußern, in ſo fern ſie keine aͤußere Em-
pfindung erregen, auf ihrem Wege zum Gehirn veran-
laſſet werden.

§. 423.

Obgleich ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck, auf ſeinem
Wege zum Gehirn, hin und wieder gewendet, und zu ei-
nem innern ohne Vorſtellungen gemachet werden kann, ſo
ſetzet doch dieſes keinesweges zum Voraus, daß er dadurch
allezeit gaͤnzlich umgekehrt, und ſchlechterdings gehindert
werde, ſeinen Gang im Nerven bis zu mehrern ſolchen
Wend[u]ngspunkten, ja bis zum Gehirn ſelbſt fortzuſetzen,
ob ſolches gleich in gewiſſen von der Natur ſelbſt angeord-
neten Umſtaͤnden allerdings ſo iſt. §. 48. Aus Beobach-
tungen laͤßt ſichs auf keine Weiſe darthun, daß dieß jeder-
zeit geſchehe, und ſelbſt aus mechaniſchen Gruͤnden, die ſich

doch
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[422/0446] II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr. Vorſtellungen verwandelt werden kann, z. E. bis an den Punkt, in welchem die ableitenden Faden eben deſſelben Nerven vom aͤußern ſinnlichen Eindrucke ſinnlich geruͤhret werden, oder aus welchem der Nervenzweig hervorgeht, oder bis an den Knoten, oder die Verwickelung, worinn derjenige Nerve enthalten iſt, der die beſtimmte Nerven- wirkung zu verrichten hat. §. 415. N. 2. 2. Daſelbſt muß er wirklich gewendet, oder in einen innern ſinnlichen Eindruck ohne Vorſtellungen verwandelt werden, das iſt, er muß das Mark eines andern Nerven oder Zweiges, oder die ableitenden Faden ſeines eignen, herwaͤrts vom Gehirne, ſinnlich ruͤhren. §. 121. 421. 3. Dieſer neue innere ſinnliche Eindruck muß ſich durch dieſen Zweig, Faden, oder andern Nerven, abwaͤrts vom Gehirne bis in die mechaniſche Maſchine wirklich fortpflan- zen, der er ſich einverleibet, und die durch ihn thieriſch be- weget werden kann und ſoll. §. 128. 415. N. 2. Die mittelbaren Nervenwirkungen der aͤußern ſinnli- chen Eindruͤcke ſind alſo nichts anders als Nervenwirkun- gen innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen, wel- che von gewendeten aͤußern, in ſo fern ſie keine aͤußere Em- pfindung erregen, auf ihrem Wege zum Gehirn veran- laſſet werden. §. 423. Obgleich ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck, auf ſeinem Wege zum Gehirn, hin und wieder gewendet, und zu ei- nem innern ohne Vorſtellungen gemachet werden kann, ſo ſetzet doch dieſes keinesweges zum Voraus, daß er dadurch allezeit gaͤnzlich umgekehrt, und ſchlechterdings gehindert werde, ſeinen Gang im Nerven bis zu mehrern ſolchen Wendungspunkten, ja bis zum Gehirn ſelbſt fortzuſetzen, ob ſolches gleich in gewiſſen von der Natur ſelbſt angeord- neten Umſtaͤnden allerdings ſo iſt. §. 48. Aus Beobach- tungen laͤßt ſichs auf keine Weiſe darthun, daß dieß jeder- zeit geſchehe, und ſelbſt aus mechaniſchen Gruͤnden, die ſich doch

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/446>, abgerufen am 25.11.2024.