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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenkräfte.
auch eben so gewiß zuweilen Nervenwirkungen, als See-
lenwirkungen. Von den thierischen Verrichtungen der
Markrinde des Gehirns ist schon §. 159. und 374. er-
wähnet worden, daß es Nervenwirkungen sind, und von
denen der Leber ist zur Genüge bekannt, daß sie nur in
wenigen Fällen für Seelenwirkungen gehalten werden kön-
nen, und daß also der Grund von ihnen, in so fern sie thie-
rische Bewegungen sind, in den Nervenkräften gesuchet
werden müsse. Eben dieses läßt sich von den thierischen
Bewegungen der Gallenblase sagen. §. 175. 213. Die
Nieren und Harnblase werden zu ihren thierischen Ver-
richtungen weit öster durch bloße Nervenkräfte, als durch
thierische Seelenkräfte gereizet. §. 176. 215.

§. 395.

Selbst die thierischen Verrichtungen der Geschlechts-
theile
sowohl männlicher als weiblicher Thiere werden nicht
blos durch die thierischen Seelenkräfte, sondern auch durch
Nervenkräfte allein bewerkstelliget, §. 178. 269. und die
Erfahrung bestätiget dieses an einigen enthaupteten Thie-
ren, die noch durch die sinnlichen Eindrücke in ihre Nerven
gereizet werden, zur Liebe zu locken, sich zu begatten und
Eyer zu legen. §. 357.

§. 396.

Von allen thierischen Bewegungen der Gliedma-
ßen,
welche durch Muskeln, oder Fleischhäute, oder Mus-
kelfasern bewerkstelliget werden müssen, ist es, der großen
Herrschaft der Nervenkräfte wegen über alle muskulöse
Theile thierischer Körper, §. 392. natürlich nothwendig,
und nicht weniger aus tausendfältigen Erfahrungen erweis-
lich, daß sie als bloße Nervenwirkungen erfolgen können,
ob sie gleich gemeiniglich Seelenwirkungen von äußern Em-
pfindungen, sinnlichen Vorstellungen, Trieben, Leiden-
schaften, ja sogar willkührliche und überlegte Handlungen
zu seyn pflegen. So sieht man enthauptete Thiere noch

eine

II Th. Nervenkraͤfte.
auch eben ſo gewiß zuweilen Nervenwirkungen, als See-
lenwirkungen. Von den thieriſchen Verrichtungen der
Markrinde des Gehirns iſt ſchon §. 159. und 374. er-
waͤhnet worden, daß es Nervenwirkungen ſind, und von
denen der Leber iſt zur Genuͤge bekannt, daß ſie nur in
wenigen Faͤllen fuͤr Seelenwirkungen gehalten werden koͤn-
nen, und daß alſo der Grund von ihnen, in ſo fern ſie thie-
riſche Bewegungen ſind, in den Nervenkraͤften geſuchet
werden muͤſſe. Eben dieſes laͤßt ſich von den thieriſchen
Bewegungen der Gallenblaſe ſagen. §. 175. 213. Die
Nieren und Harnblaſe werden zu ihren thieriſchen Ver-
richtungen weit oͤſter durch bloße Nervenkraͤfte, als durch
thieriſche Seelenkraͤfte gereizet. §. 176. 215.

§. 395.

Selbſt die thieriſchen Verrichtungen der Geſchlechts-
theile
ſowohl maͤnnlicher als weiblicher Thiere werden nicht
blos durch die thieriſchen Seelenkraͤfte, ſondern auch durch
Nervenkraͤfte allein bewerkſtelliget, §. 178. 269. und die
Erfahrung beſtaͤtiget dieſes an einigen enthaupteten Thie-
ren, die noch durch die ſinnlichen Eindruͤcke in ihre Nerven
gereizet werden, zur Liebe zu locken, ſich zu begatten und
Eyer zu legen. §. 357.

§. 396.

Von allen thieriſchen Bewegungen der Gliedma-
ßen,
welche durch Muskeln, oder Fleiſchhaͤute, oder Mus-
kelfaſern bewerkſtelliget werden muͤſſen, iſt es, der großen
Herrſchaft der Nervenkraͤfte wegen uͤber alle muskuloͤſe
Theile thieriſcher Koͤrper, §. 392. natuͤrlich nothwendig,
und nicht weniger aus tauſendfaͤltigen Erfahrungen erweis-
lich, daß ſie als bloße Nervenwirkungen erfolgen koͤnnen,
ob ſie gleich gemeiniglich Seelenwirkungen von aͤußern Em-
pfindungen, ſinnlichen Vorſtellungen, Trieben, Leiden-
ſchaften, ja ſogar willkuͤhrliche und uͤberlegte Handlungen
zu ſeyn pflegen. So ſieht man enthauptete Thiere noch

eine
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[392/0416] II Th. Nervenkraͤfte. auch eben ſo gewiß zuweilen Nervenwirkungen, als See- lenwirkungen. Von den thieriſchen Verrichtungen der Markrinde des Gehirns iſt ſchon §. 159. und 374. er- waͤhnet worden, daß es Nervenwirkungen ſind, und von denen der Leber iſt zur Genuͤge bekannt, daß ſie nur in wenigen Faͤllen fuͤr Seelenwirkungen gehalten werden koͤn- nen, und daß alſo der Grund von ihnen, in ſo fern ſie thie- riſche Bewegungen ſind, in den Nervenkraͤften geſuchet werden muͤſſe. Eben dieſes laͤßt ſich von den thieriſchen Bewegungen der Gallenblaſe ſagen. §. 175. 213. Die Nieren und Harnblaſe werden zu ihren thieriſchen Ver- richtungen weit oͤſter durch bloße Nervenkraͤfte, als durch thieriſche Seelenkraͤfte gereizet. §. 176. 215. §. 395. Selbſt die thieriſchen Verrichtungen der Geſchlechts- theile ſowohl maͤnnlicher als weiblicher Thiere werden nicht blos durch die thieriſchen Seelenkraͤfte, ſondern auch durch Nervenkraͤfte allein bewerkſtelliget, §. 178. 269. und die Erfahrung beſtaͤtiget dieſes an einigen enthaupteten Thie- ren, die noch durch die ſinnlichen Eindruͤcke in ihre Nerven gereizet werden, zur Liebe zu locken, ſich zu begatten und Eyer zu legen. §. 357. §. 396. Von allen thieriſchen Bewegungen der Gliedma- ßen, welche durch Muskeln, oder Fleiſchhaͤute, oder Mus- kelfaſern bewerkſtelliget werden muͤſſen, iſt es, der großen Herrſchaft der Nervenkraͤfte wegen uͤber alle muskuloͤſe Theile thieriſcher Koͤrper, §. 392. natuͤrlich nothwendig, und nicht weniger aus tauſendfaͤltigen Erfahrungen erweis- lich, daß ſie als bloße Nervenwirkungen erfolgen koͤnnen, ob ſie gleich gemeiniglich Seelenwirkungen von aͤußern Em- pfindungen, ſinnlichen Vorſtellungen, Trieben, Leiden- ſchaften, ja ſogar willkuͤhrliche und uͤberlegte Handlungen zu ſeyn pflegen. So ſieht man enthauptete Thiere noch eine

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/416>, abgerufen am 22.11.2024.