Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.
1 Kap. Die thierischen Maschinen überhaupt. "umwickelt, und die Spinnenhaut des Gehirns heißt, von"Gefäßen entblößt, aber mit einer wässerichten Durchsich- "tigkeit und einiger Festigkeit begabt ist. -- Endlich wird "das Rückmark noch von der harten Haut umgeben, die ei- "ne Fortsetzung der harten Hirnhaut des Gehirns ist. -- "Sie umkleidet auswendig die Nerven, an den Orten, wo "sie durch diese Haut hinausgehen, und schwillt mit ihnen "in harte, länglicht runde, röthliche Knoten auf. -- Aus- "wärts wird die harte Haut von einem fetten und schmie- "rigten Wesen überzogen, hernach von der innern Decke der "Wirbelbeine, und von den Wirbelbeinen selbst, die auf "eine solche Weise in einen Kanal zusammengefüget sind, "daß das Rückenmark in keiner Art von Biegung zusam- "mengedrücket werden kann. Die Fasern des Rückmarks "lassen sich in Thieren und Wassersüchtigen sehr deutlich "sehen. Sie entspringen aus der ganzen vordern und hin- "tern Fläche des Rückmarks; die vordern Schnuren pfle- "gen gemeiniglich, von der dünnen Haut umgeben, Stra- "lenweise in einen größern Bund zusammen zu fliessen, zu "welchem ein zweyter ähnlicher Bund, aus den hintern Fa- "sern zusammen verbunden, kömmt, und mit ihnen in ei- "nen Nerven zusammenwächst, der durch ein Loch der har- "ten Haut, immer zwischen zweyen Wirbelbeinen, heraus- "geht, und ferner Nerven erzeuget. Sie sind, so wie die "Wirbelbeine, dreyßig an der Zahl. Die nervigten Fa- "sern des Halses sind zahlreich und Stralenförmig und er- "zeugen einen großen Nerven, der beynahe in die Quere "liegt. Jm Rücken sind sie überhaupt kleiner, und gehen "jäher hinunter, doch so, daß die untern und größern Paa- "re fast ohne Zwischenraum auf einander folgen. Die "Nerven der Lenden sind groß und lang, und laufen in den "sogenannten Pferdeschweif. Die obersten Nerven des "heiligen Beins sind groß, die untersten aber die kleinsten "von allen. Viele Nerven des Rückens, die Nerven der "Lenden und des heiligen Beins verbinden sich zusammen, "von der dünnen Haut bekleidet, von Schlagadern beglei- "tet B
1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt. „umwickelt, und die Spinnenhaut des Gehirns heißt, von„Gefaͤßen entbloͤßt, aber mit einer waͤſſerichten Durchſich- „tigkeit und einiger Feſtigkeit begabt iſt. — Endlich wird „das Ruͤckmark noch von der harten Haut umgeben, die ei- „ne Fortſetzung der harten Hirnhaut des Gehirns iſt. — „Sie umkleidet auswendig die Nerven, an den Orten, wo „ſie durch dieſe Haut hinausgehen, und ſchwillt mit ihnen „in harte, laͤnglicht runde, roͤthliche Knoten auf. — Aus- „waͤrts wird die harte Haut von einem fetten und ſchmie- „rigten Weſen uͤberzogen, hernach von der innern Decke der „Wirbelbeine, und von den Wirbelbeinen ſelbſt, die auf „eine ſolche Weiſe in einen Kanal zuſammengefuͤget ſind, „daß das Ruͤckenmark in keiner Art von Biegung zuſam- „mengedruͤcket werden kann. Die Faſern des Ruͤckmarks „laſſen ſich in Thieren und Waſſerſuͤchtigen ſehr deutlich „ſehen. Sie entſpringen aus der ganzen vordern und hin- „tern Flaͤche des Ruͤckmarks; die vordern Schnuren pfle- „gen gemeiniglich, von der duͤnnen Haut umgeben, Stra- „lenweiſe in einen groͤßern Bund zuſammen zu flieſſen, zu „welchem ein zweyter aͤhnlicher Bund, aus den hintern Fa- „ſern zuſammen verbunden, koͤmmt, und mit ihnen in ei- „nen Nerven zuſammenwaͤchſt, der durch ein Loch der har- „ten Haut, immer zwiſchen zweyen Wirbelbeinen, heraus- „geht, und ferner Nerven erzeuget. Sie ſind, ſo wie die „Wirbelbeine, dreyßig an der Zahl. Die nervigten Fa- „ſern des Halſes ſind zahlreich und Stralenfoͤrmig und er- „zeugen einen großen Nerven, der beynahe in die Quere „liegt. Jm Ruͤcken ſind ſie uͤberhaupt kleiner, und gehen „jaͤher hinunter, doch ſo, daß die untern und groͤßern Paa- „re faſt ohne Zwiſchenraum auf einander folgen. Die „Nerven der Lenden ſind groß und lang, und laufen in den „ſogenannten Pferdeſchweif. Die oberſten Nerven des „heiligen Beins ſind groß, die unterſten aber die kleinſten „von allen. Viele Nerven des Ruͤckens, die Nerven der „Lenden und des heiligen Beins verbinden ſich zuſammen, „von der duͤnnen Haut bekleidet, von Schlagadern beglei- „tet B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0041" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt.</hi></fw><lb/> „umwickelt, und die Spinnenhaut des Gehirns heißt, von<lb/> „Gefaͤßen entbloͤßt, aber mit einer waͤſſerichten Durchſich-<lb/> „tigkeit und einiger Feſtigkeit begabt iſt. — Endlich wird<lb/> „das Ruͤckmark noch von der harten Haut umgeben, die ei-<lb/> „ne Fortſetzung der harten Hirnhaut des Gehirns iſt. —<lb/> „Sie umkleidet auswendig die Nerven, an den Orten, wo<lb/> „ſie durch dieſe Haut hinausgehen, und ſchwillt mit ihnen<lb/> „in harte, laͤnglicht runde, roͤthliche <hi rendition="#fr">Knoten</hi> auf. — Aus-<lb/> „waͤrts wird die harte Haut von einem fetten und ſchmie-<lb/> „rigten Weſen uͤberzogen, hernach von der innern Decke der<lb/> „Wirbelbeine, und von den Wirbelbeinen ſelbſt, die auf<lb/> „eine ſolche Weiſe in einen Kanal zuſammengefuͤget ſind,<lb/> „daß das Ruͤckenmark in keiner Art von Biegung zuſam-<lb/> „mengedruͤcket werden kann. Die Faſern des Ruͤckmarks<lb/> „laſſen ſich in Thieren und Waſſerſuͤchtigen ſehr deutlich<lb/> „ſehen. Sie entſpringen aus der ganzen vordern und hin-<lb/> „tern Flaͤche des Ruͤckmarks; die vordern Schnuren pfle-<lb/> „gen gemeiniglich, von der duͤnnen Haut umgeben, Stra-<lb/> „lenweiſe in einen groͤßern Bund zuſammen zu flieſſen, zu<lb/> „welchem ein zweyter aͤhnlicher Bund, aus den hintern Fa-<lb/> „ſern zuſammen verbunden, koͤmmt, und mit ihnen in ei-<lb/> „nen Nerven zuſammenwaͤchſt, der durch ein Loch der har-<lb/> „ten Haut, immer zwiſchen zweyen Wirbelbeinen, heraus-<lb/> „geht, und ferner Nerven erzeuget. Sie ſind, ſo wie die<lb/> „Wirbelbeine, dreyßig an der Zahl. Die nervigten Fa-<lb/> „ſern des Halſes ſind zahlreich und Stralenfoͤrmig und er-<lb/> „zeugen einen großen Nerven, der beynahe in die Quere<lb/> „liegt. Jm Ruͤcken ſind ſie uͤberhaupt kleiner, und gehen<lb/> „jaͤher hinunter, doch ſo, daß die untern und groͤßern Paa-<lb/> „re faſt ohne Zwiſchenraum auf einander folgen. Die<lb/> „Nerven der Lenden ſind groß und lang, und laufen in den<lb/> „ſogenannten <hi rendition="#fr">Pferdeſchweif.</hi> Die oberſten Nerven des<lb/> „heiligen Beins ſind groß, die unterſten aber die kleinſten<lb/> „von allen. Viele Nerven des Ruͤckens, die Nerven der<lb/> „Lenden und des heiligen Beins verbinden ſich zuſammen,<lb/> „von der duͤnnen Haut bekleidet, von Schlagadern beglei-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">„tet</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0041]
1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt.
„umwickelt, und die Spinnenhaut des Gehirns heißt, von
„Gefaͤßen entbloͤßt, aber mit einer waͤſſerichten Durchſich-
„tigkeit und einiger Feſtigkeit begabt iſt. — Endlich wird
„das Ruͤckmark noch von der harten Haut umgeben, die ei-
„ne Fortſetzung der harten Hirnhaut des Gehirns iſt. —
„Sie umkleidet auswendig die Nerven, an den Orten, wo
„ſie durch dieſe Haut hinausgehen, und ſchwillt mit ihnen
„in harte, laͤnglicht runde, roͤthliche Knoten auf. — Aus-
„waͤrts wird die harte Haut von einem fetten und ſchmie-
„rigten Weſen uͤberzogen, hernach von der innern Decke der
„Wirbelbeine, und von den Wirbelbeinen ſelbſt, die auf
„eine ſolche Weiſe in einen Kanal zuſammengefuͤget ſind,
„daß das Ruͤckenmark in keiner Art von Biegung zuſam-
„mengedruͤcket werden kann. Die Faſern des Ruͤckmarks
„laſſen ſich in Thieren und Waſſerſuͤchtigen ſehr deutlich
„ſehen. Sie entſpringen aus der ganzen vordern und hin-
„tern Flaͤche des Ruͤckmarks; die vordern Schnuren pfle-
„gen gemeiniglich, von der duͤnnen Haut umgeben, Stra-
„lenweiſe in einen groͤßern Bund zuſammen zu flieſſen, zu
„welchem ein zweyter aͤhnlicher Bund, aus den hintern Fa-
„ſern zuſammen verbunden, koͤmmt, und mit ihnen in ei-
„nen Nerven zuſammenwaͤchſt, der durch ein Loch der har-
„ten Haut, immer zwiſchen zweyen Wirbelbeinen, heraus-
„geht, und ferner Nerven erzeuget. Sie ſind, ſo wie die
„Wirbelbeine, dreyßig an der Zahl. Die nervigten Fa-
„ſern des Halſes ſind zahlreich und Stralenfoͤrmig und er-
„zeugen einen großen Nerven, der beynahe in die Quere
„liegt. Jm Ruͤcken ſind ſie uͤberhaupt kleiner, und gehen
„jaͤher hinunter, doch ſo, daß die untern und groͤßern Paa-
„re faſt ohne Zwiſchenraum auf einander folgen. Die
„Nerven der Lenden ſind groß und lang, und laufen in den
„ſogenannten Pferdeſchweif. Die oberſten Nerven des
„heiligen Beins ſind groß, die unterſten aber die kleinſten
„von allen. Viele Nerven des Ruͤckens, die Nerven der
„Lenden und des heiligen Beins verbinden ſich zuſammen,
„von der duͤnnen Haut bekleidet, von Schlagadern beglei-
„tet
B
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/41 |
| Zitationshilfe: | Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/41>, abgerufen am 23.11.2024. |
