Aus eben dem Grunde, daß die thierischen Bewegun- gen der mechanischen Maschinen dadurch an sich nicht ver- ändert werden, daß sie Seelen- oder Nervenwirkungen, oder beydes zugleich sind, §. 364. N. 3. lassen sich noch andre Folgen herleiten.
1. Wenn man die Wirkung der materiellen Jdeen in die Ursprünge der Nerven genau kennete, wodurch sie in den mechanischen Maschinen Seelenwirkungen hervorbrin- gen; wenn man z. E. wüßte, in welche Faden des Nerven? was für eine Art des Reizes oder von Bewegung? und in welcher Stärke und Richtung, jede angenommene materielle Jdee wirkte, um gewisse Seelenwirkungen in den Muskeln hervorzubringen? so könnte man, statt der Vorstellungen einen andern Reiz entweder im Ursprunge des Nerven im Gehirne, oder tiefer in seinem Stamme §. 359. anbrin- gen, und dadurch alle die Bewegungen, die das Thier als Seelenwirkungen verrichtet, ohne sein Gehirn, seine Seele und Vorstellungen, auf eine künstliche Weise hervorbrin- gen, so wie es in hirnlosen Thieren die Natur durch die Ver- wandlung des äußern in einen innern sinnlichen Eindruck, auch ohne Vorstellungen des Thieres, zu thun vermag. §. 366. So bringt man durch einen Reiz des Rückenmarks, oder auch durch das Quetschen der Zehe, einen enthaupteten Frosch dahin, daß er ohne es zu wollen und zu wissen, sich gleichsam willkührlich von einem Orte zum andern beweget. §. 357. 359.
2. Es ist möglich, daß in Thieren, die ein beseeltes Gehirn haben, die thierischen Bewegungen der mechani- schen Maschinen sich bald aus Seelenwirkungen in Ner- venwirkungen, wie wahrscheinlicher Weise die Bewegun- gen der Brust beym Athemholen, und andre, §. 285. 286. bald aus diesen in jene, wie vermuthlich die Seelenwirkun- gen aller Triebe bey neugebornen Thieren, §. 269. ver- wandeln, oder beydes zugleich werden, wenn sie zuvor nur eins von beyden waren, oder wenn sie zuvor beydes zugleich
waren,
II Th. Nervenkraͤfte.
§. 367.
Aus eben dem Grunde, daß die thieriſchen Bewegun- gen der mechaniſchen Maſchinen dadurch an ſich nicht ver- aͤndert werden, daß ſie Seelen- oder Nervenwirkungen, oder beydes zugleich ſind, §. 364. N. 3. laſſen ſich noch andre Folgen herleiten.
1. Wenn man die Wirkung der materiellen Jdeen in die Urſpruͤnge der Nerven genau kennete, wodurch ſie in den mechaniſchen Maſchinen Seelenwirkungen hervorbrin- gen; wenn man z. E. wuͤßte, in welche Faden des Nerven? was fuͤr eine Art des Reizes oder von Bewegung? und in welcher Staͤrke und Richtung, jede angenommene materielle Jdee wirkte, um gewiſſe Seelenwirkungen in den Muskeln hervorzubringen? ſo koͤnnte man, ſtatt der Vorſtellungen einen andern Reiz entweder im Urſprunge des Nerven im Gehirne, oder tiefer in ſeinem Stamme §. 359. anbrin- gen, und dadurch alle die Bewegungen, die das Thier als Seelenwirkungen verrichtet, ohne ſein Gehirn, ſeine Seele und Vorſtellungen, auf eine kuͤnſtliche Weiſe hervorbrin- gen, ſo wie es in hirnloſen Thieren die Natur durch die Ver- wandlung des aͤußern in einen innern ſinnlichen Eindruck, auch ohne Vorſtellungen des Thieres, zu thun vermag. §. 366. So bringt man durch einen Reiz des Ruͤckenmarks, oder auch durch das Quetſchen der Zehe, einen enthaupteten Froſch dahin, daß er ohne es zu wollen und zu wiſſen, ſich gleichſam willkuͤhrlich von einem Orte zum andern beweget. §. 357. 359.
2. Es iſt moͤglich, daß in Thieren, die ein beſeeltes Gehirn haben, die thieriſchen Bewegungen der mechani- ſchen Maſchinen ſich bald aus Seelenwirkungen in Ner- venwirkungen, wie wahrſcheinlicher Weiſe die Bewegun- gen der Bruſt beym Athemholen, und andre, §. 285. 286. bald aus dieſen in jene, wie vermuthlich die Seelenwirkun- gen aller Triebe bey neugebornen Thieren, §. 269. ver- wandeln, oder beydes zugleich werden, wenn ſie zuvor nur eins von beyden waren, oder wenn ſie zuvor beydes zugleich
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II Th. Nervenkraͤfte.
§. 367.
Aus eben dem Grunde, daß die thieriſchen Bewegun-
gen der mechaniſchen Maſchinen dadurch an ſich nicht ver-
aͤndert werden, daß ſie Seelen- oder Nervenwirkungen,
oder beydes zugleich ſind, §. 364. N. 3. laſſen ſich noch
andre Folgen herleiten.
1. Wenn man die Wirkung der materiellen Jdeen in
die Urſpruͤnge der Nerven genau kennete, wodurch ſie in
den mechaniſchen Maſchinen Seelenwirkungen hervorbrin-
gen; wenn man z. E. wuͤßte, in welche Faden des Nerven?
was fuͤr eine Art des Reizes oder von Bewegung? und in
welcher Staͤrke und Richtung, jede angenommene materielle
Jdee wirkte, um gewiſſe Seelenwirkungen in den Muskeln
hervorzubringen? ſo koͤnnte man, ſtatt der Vorſtellungen
einen andern Reiz entweder im Urſprunge des Nerven im
Gehirne, oder tiefer in ſeinem Stamme §. 359. anbrin-
gen, und dadurch alle die Bewegungen, die das Thier als
Seelenwirkungen verrichtet, ohne ſein Gehirn, ſeine Seele
und Vorſtellungen, auf eine kuͤnſtliche Weiſe hervorbrin-
gen, ſo wie es in hirnloſen Thieren die Natur durch die Ver-
wandlung des aͤußern in einen innern ſinnlichen Eindruck,
auch ohne Vorſtellungen des Thieres, zu thun vermag. §.
366. So bringt man durch einen Reiz des Ruͤckenmarks,
oder auch durch das Quetſchen der Zehe, einen enthaupteten
Froſch dahin, daß er ohne es zu wollen und zu wiſſen, ſich
gleichſam willkuͤhrlich von einem Orte zum andern beweget.
§. 357. 359.
2. Es iſt moͤglich, daß in Thieren, die ein beſeeltes
Gehirn haben, die thieriſchen Bewegungen der mechani-
ſchen Maſchinen ſich bald aus Seelenwirkungen in Ner-
venwirkungen, wie wahrſcheinlicher Weiſe die Bewegun-
gen der Bruſt beym Athemholen, und andre, §. 285. 286.
bald aus dieſen in jene, wie vermuthlich die Seelenwirkun-
gen aller Triebe bey neugebornen Thieren, §. 269. ver-
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eins von beyden waren, oder wenn ſie zuvor beydes zugleich
waren,
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/386>, abgerufen am 22.11.2024.
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