Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.1 Kap. Die Nervenkräfte überhaupt. dieser äußere sinnliche Eindruck durch eine Seelenwirkungseiner Empfindung zu regen vermag. §. 129. Jn dem Augenblicke dieser Reflexion, da der äußere in einen innern sinnlichen Eindruck verwandelt wird, geht der Gedanke zu- gleich in die Seele, und dadurch wird die Bewegung, die dieser äußere sinnliche Eindruck in den mechanischen Ma- schinen wirket, Seelenwirkung. §. 97. Wenn die Poly- pen äußere sinnliche Eindrücke empfangen, so gehen diesel- ben gerade aufwärts, §. 31. bis zu dem nächsten Knoten, und hier werden sie, nach der Art, wie in einem Gehirne, entweder ganz, oder nur so reflektiret, daß sie zum Theil auch noch bis zu andern Knoten gelangen, und so zu meh- rernmalen reflektiret werden können. (Vergl. §. 48.) Ge- nug es werden in diesen Punkten die äußern in innere sinn- liche Eindrücke verwandelt, und gehen nun im Nerven ab- wärts vom Knoten, §. 121. in die mechanischen Maschi- nen, die sie in Bewegung setzen, ohne daß bey dieser Um- wendung ein Gedanke entstünde, weil kein Gehirn da ist, worinn nur allein eine Vorstellungskraft wohnet, §. 10. und ohne daß also der innere sinnliche Eindruck zugleich zur Seelenwirkung würde, und als solche wirkte. §. 97. Sol- chergestalt könnten die Polypen, blos durch die äußern sinn- lichen Eindrücke in ihre Nerven, zu allen ihren thierischen Bewegungen geschickt seyn, ohne je zu empfinden, oder zu denken, und ohne Gehirn noch Seele zu haben. Da aber dieß alles gleichwohl durch thierische Kräfte bewerkstelliget würde, §. 32. 121. so handelten diese Thiere dennoch nicht als bloße Maschinen, wie Cartesius glaubte, sondern nach blos thierischen Gesetzen, die sich weder aus physicalischen, noch aus mechanischen Gründen erklären und herleiten las- sen. §. 7. Sie würden, wie der Herr v. Haller auf der letzten Seite der Vorrede zur übersetzten Büffonischen Historie der Natur sich ausdrücket, Thiere seyn, deren Le- ben blos in der Reizbarkeit bestünde. §. 367. Z 5
1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt. dieſer aͤußere ſinnliche Eindruck durch eine Seelenwirkungſeiner Empfindung zu regen vermag. §. 129. Jn dem Augenblicke dieſer Reflexion, da der aͤußere in einen innern ſinnlichen Eindruck verwandelt wird, geht der Gedanke zu- gleich in die Seele, und dadurch wird die Bewegung, die dieſer aͤußere ſinnliche Eindruck in den mechaniſchen Ma- ſchinen wirket, Seelenwirkung. §. 97. Wenn die Poly- pen aͤußere ſinnliche Eindruͤcke empfangen, ſo gehen dieſel- ben gerade aufwaͤrts, §. 31. bis zu dem naͤchſten Knoten, und hier werden ſie, nach der Art, wie in einem Gehirne, entweder ganz, oder nur ſo reflektiret, daß ſie zum Theil auch noch bis zu andern Knoten gelangen, und ſo zu meh- rernmalen reflektiret werden koͤnnen. (Vergl. §. 48.) Ge- nug es werden in dieſen Punkten die aͤußern in innere ſinn- liche Eindruͤcke verwandelt, und gehen nun im Nerven ab- waͤrts vom Knoten, §. 121. in die mechaniſchen Maſchi- nen, die ſie in Bewegung ſetzen, ohne daß bey dieſer Um- wendung ein Gedanke entſtuͤnde, weil kein Gehirn da iſt, worinn nur allein eine Vorſtellungskraft wohnet, §. 10. und ohne daß alſo der innere ſinnliche Eindruck zugleich zur Seelenwirkung wuͤrde, und als ſolche wirkte. §. 97. Sol- chergeſtalt koͤnnten die Polypen, blos durch die aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcke in ihre Nerven, zu allen ihren thieriſchen Bewegungen geſchickt ſeyn, ohne je zu empfinden, oder zu denken, und ohne Gehirn noch Seele zu haben. Da aber dieß alles gleichwohl durch thieriſche Kraͤfte bewerkſtelliget wuͤrde, §. 32. 121. ſo handelten dieſe Thiere dennoch nicht als bloße Maſchinen, wie Carteſius glaubte, ſondern nach blos thieriſchen Geſetzen, die ſich weder aus phyſicaliſchen, noch aus mechaniſchen Gruͤnden erklaͤren und herleiten laſ- ſen. §. 7. Sie wuͤrden, wie der Herr v. Haller auf der letzten Seite der Vorrede zur uͤberſetzten Buͤffoniſchen Hiſtorie der Natur ſich ausdruͤcket, Thiere ſeyn, deren Le- ben blos in der Reizbarkeit beſtuͤnde. §. 367. Z 5
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1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
dieſer aͤußere ſinnliche Eindruck durch eine Seelenwirkung
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Augenblicke dieſer Reflexion, da der aͤußere in einen innern
ſinnlichen Eindruck verwandelt wird, geht der Gedanke zu-
gleich in die Seele, und dadurch wird die Bewegung, die
dieſer aͤußere ſinnliche Eindruck in den mechaniſchen Ma-
ſchinen wirket, Seelenwirkung. §. 97. Wenn die Poly-
pen aͤußere ſinnliche Eindruͤcke empfangen, ſo gehen dieſel-
ben gerade aufwaͤrts, §. 31. bis zu dem naͤchſten Knoten,
und hier werden ſie, nach der Art, wie in einem Gehirne,
entweder ganz, oder nur ſo reflektiret, daß ſie zum Theil
auch noch bis zu andern Knoten gelangen, und ſo zu meh-
rernmalen reflektiret werden koͤnnen. (Vergl. §. 48.) Ge-
nug es werden in dieſen Punkten die aͤußern in innere ſinn-
liche Eindruͤcke verwandelt, und gehen nun im Nerven ab-
waͤrts vom Knoten, §. 121. in die mechaniſchen Maſchi-
nen, die ſie in Bewegung ſetzen, ohne daß bey dieſer Um-
wendung ein Gedanke entſtuͤnde, weil kein Gehirn da iſt,
worinn nur allein eine Vorſtellungskraft wohnet, §. 10.
und ohne daß alſo der innere ſinnliche Eindruck zugleich zur
Seelenwirkung wuͤrde, und als ſolche wirkte. §. 97. Sol-
chergeſtalt koͤnnten die Polypen, blos durch die aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcke in ihre Nerven, zu allen ihren thieriſchen
Bewegungen geſchickt ſeyn, ohne je zu empfinden, oder zu
denken, und ohne Gehirn noch Seele zu haben. Da aber
dieß alles gleichwohl durch thieriſche Kraͤfte bewerkſtelliget
wuͤrde, §. 32. 121. ſo handelten dieſe Thiere dennoch nicht
als bloße Maſchinen, wie Carteſius glaubte, ſondern nach
blos thieriſchen Geſetzen, die ſich weder aus phyſicaliſchen,
noch aus mechaniſchen Gruͤnden erklaͤren und herleiten laſ-
ſen. §. 7. Sie wuͤrden, wie der Herr v. Haller auf der
letzten Seite der Vorrede zur uͤberſetzten Buͤffoniſchen
Hiſtorie der Natur ſich ausdruͤcket, Thiere ſeyn, deren Le-
ben blos in der Reizbarkeit beſtuͤnde.
§. 367.
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