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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenkräfte.
und dennoch können sie zugleich ins Gehirn fortgehen und
darinn empfunden werden, weil ihre Nervenwirkungen vom
Gehirne und den Vorstellungen unabhänglich sind. §. 362.
Die Bewegungen, die ein innerer sinnlicher Eindruck von
Vorstellungen, als Seelenwirkungen hervorbringt, können
von andern innern sinnlichen Eindrücken ebenfalls gewirket
werden. §. 362. Es kann also ein äußerer sinnlicher Ein-
druck, ob er gleich auch empfunden wird, doch Nervenwir-
kungen im Körper verursachen, die aber auch zugleich See-
lenwirkungen seiner Empfindung seyn, und also einen zwey-
fachen Grund ihres Daseyns haben können. Wiederum
kann auch ein innerer sinnlicher Eindruck von Vorstellun-
gen, der gewisse Bewegungen, als Seelenwirkungen, im
Körper wirket, von einer andern Berührung, die keine Vor-
stellung ist, es sey im Ursprunge desselben Nerven im Ge-
hirne, oder in seinem Stamme irgendwo im Körper, §.
359. entweder allein oder zugleich erreget werden, und die-
selben Bewegungen als Nervenwirkungen hervorbringen,
welche sonst, oder zugleich Seelenwirkungen sind. So ma-
chet die äußere Empfindung vom Schmerze, wenn man hef-
tig geschlagen wird, daß die Haut an der Stelle mit Blute
unterläuft, und diese Bewegung ist eine Seelenwirkung ei-
ner äußern Empfindung. §. 207. Schlägt man ein ent-
hauptetes Thier alsobald heftig; so unterläuft die Haut eben
so mit Blute, und in diesem Falle ist diese Bewegung eine
Nervenwirkung vom äußern sinnlichen Eindrucke. §. 357.
207. Sie kann also im ersten Falle beydes zugleich seyn.
Eben so machet der innere sinnliche Eindruck von einer Vor-
stellung, daß ein Thier seine Gliedmaßen willkührlich be-
weget, und diese Bewegung der Muskeln ist eine Seelen-
wirkung dieser Vorstellung. §. 163. Wenn man ein Thier
enthauptet, und das Mark eines Nerven, der seine Glieder
beweget, in seinem Stamme von oben her mit einer Nadel
reizet, so erfolget eben dieselbe Bewegung der Glieder, und
in diesem Falle ist sie eine Nervenwirkung von einem innern
sinnlichen Eindrucke, den keine Vorstellung machet. §. 359.

162.

II Th. Nervenkraͤfte.
und dennoch koͤnnen ſie zugleich ins Gehirn fortgehen und
darinn empfunden werden, weil ihre Nervenwirkungen vom
Gehirne und den Vorſtellungen unabhaͤnglich ſind. §. 362.
Die Bewegungen, die ein innerer ſinnlicher Eindruck von
Vorſtellungen, als Seelenwirkungen hervorbringt, koͤnnen
von andern innern ſinnlichen Eindruͤcken ebenfalls gewirket
werden. §. 362. Es kann alſo ein aͤußerer ſinnlicher Ein-
druck, ob er gleich auch empfunden wird, doch Nervenwir-
kungen im Koͤrper verurſachen, die aber auch zugleich See-
lenwirkungen ſeiner Empfindung ſeyn, und alſo einen zwey-
fachen Grund ihres Daſeyns haben koͤnnen. Wiederum
kann auch ein innerer ſinnlicher Eindruck von Vorſtellun-
gen, der gewiſſe Bewegungen, als Seelenwirkungen, im
Koͤrper wirket, von einer andern Beruͤhrung, die keine Vor-
ſtellung iſt, es ſey im Urſprunge deſſelben Nerven im Ge-
hirne, oder in ſeinem Stamme irgendwo im Koͤrper, §.
359. entweder allein oder zugleich erreget werden, und die-
ſelben Bewegungen als Nervenwirkungen hervorbringen,
welche ſonſt, oder zugleich Seelenwirkungen ſind. So ma-
chet die aͤußere Empfindung vom Schmerze, wenn man hef-
tig geſchlagen wird, daß die Haut an der Stelle mit Blute
unterlaͤuft, und dieſe Bewegung iſt eine Seelenwirkung ei-
ner aͤußern Empfindung. §. 207. Schlaͤgt man ein ent-
hauptetes Thier alſobald heftig; ſo unterlaͤuft die Haut eben
ſo mit Blute, und in dieſem Falle iſt dieſe Bewegung eine
Nervenwirkung vom aͤußern ſinnlichen Eindrucke. §. 357.
207. Sie kann alſo im erſten Falle beydes zugleich ſeyn.
Eben ſo machet der innere ſinnliche Eindruck von einer Vor-
ſtellung, daß ein Thier ſeine Gliedmaßen willkuͤhrlich be-
weget, und dieſe Bewegung der Muskeln iſt eine Seelen-
wirkung dieſer Vorſtellung. §. 163. Wenn man ein Thier
enthauptet, und das Mark eines Nerven, der ſeine Glieder
beweget, in ſeinem Stamme von oben her mit einer Nadel
reizet, ſo erfolget eben dieſelbe Bewegung der Glieder, und
in dieſem Falle iſt ſie eine Nervenwirkung von einem innern
ſinnlichen Eindrucke, den keine Vorſtellung machet. §. 359.

162.
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[356/0380] II Th. Nervenkraͤfte. und dennoch koͤnnen ſie zugleich ins Gehirn fortgehen und darinn empfunden werden, weil ihre Nervenwirkungen vom Gehirne und den Vorſtellungen unabhaͤnglich ſind. §. 362. Die Bewegungen, die ein innerer ſinnlicher Eindruck von Vorſtellungen, als Seelenwirkungen hervorbringt, koͤnnen von andern innern ſinnlichen Eindruͤcken ebenfalls gewirket werden. §. 362. Es kann alſo ein aͤußerer ſinnlicher Ein- druck, ob er gleich auch empfunden wird, doch Nervenwir- kungen im Koͤrper verurſachen, die aber auch zugleich See- lenwirkungen ſeiner Empfindung ſeyn, und alſo einen zwey- fachen Grund ihres Daſeyns haben koͤnnen. Wiederum kann auch ein innerer ſinnlicher Eindruck von Vorſtellun- gen, der gewiſſe Bewegungen, als Seelenwirkungen, im Koͤrper wirket, von einer andern Beruͤhrung, die keine Vor- ſtellung iſt, es ſey im Urſprunge deſſelben Nerven im Ge- hirne, oder in ſeinem Stamme irgendwo im Koͤrper, §. 359. entweder allein oder zugleich erreget werden, und die- ſelben Bewegungen als Nervenwirkungen hervorbringen, welche ſonſt, oder zugleich Seelenwirkungen ſind. So ma- chet die aͤußere Empfindung vom Schmerze, wenn man hef- tig geſchlagen wird, daß die Haut an der Stelle mit Blute unterlaͤuft, und dieſe Bewegung iſt eine Seelenwirkung ei- ner aͤußern Empfindung. §. 207. Schlaͤgt man ein ent- hauptetes Thier alſobald heftig; ſo unterlaͤuft die Haut eben ſo mit Blute, und in dieſem Falle iſt dieſe Bewegung eine Nervenwirkung vom aͤußern ſinnlichen Eindrucke. §. 357. 207. Sie kann alſo im erſten Falle beydes zugleich ſeyn. Eben ſo machet der innere ſinnliche Eindruck von einer Vor- ſtellung, daß ein Thier ſeine Gliedmaßen willkuͤhrlich be- weget, und dieſe Bewegung der Muskeln iſt eine Seelen- wirkung dieſer Vorſtellung. §. 163. Wenn man ein Thier enthauptet, und das Mark eines Nerven, der ſeine Glieder beweget, in ſeinem Stamme von oben her mit einer Nadel reizet, ſo erfolget eben dieſelbe Bewegung der Glieder, und in dieſem Falle iſt ſie eine Nervenwirkung von einem innern ſinnlichen Eindrucke, den keine Vorſtellung machet. §. 359. 162.

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/380>, abgerufen am 22.11.2024.