1. Der bloße äußere sinnliche Eindruck in die Nerven kann, in so fern er nicht empfunden wird, mithin auch nicht eingebildet werden kann, §. 233. N. 1. in der Seele keine Vorhersehung erregen. Also ist auch seine Nerven- wirkung, als solche, nie zugleich eine Seelenwirkung von einer Vorhersehung, ehe sie nicht die Seelenwirkung seiner Empfindung gewesen ist. §. 239. 184. N. 1. Hingegen kann die Seele eine solche Nervenwirkung selbst empfinden und sich einbilden, §. 233. mithin sie vorhersehen, §. 73. und diese Vorhersehungen können Seelenwirkungen in den mechanischen Maschinen haben.
2. Weil die Seelenwirkungen der Vorhersehungen in den mechanischen Maschinen von denen, der wahren äu- ßern Empfindungen dasjenige verlieren, was bey diesen der äußere sinnliche Eindruck in die Nerven zu ihrer Voll- ständigkeit und Stärke beyträgt, §. 239 240. dieser Ein- druck aber oft eben die Bewegungen, welche die Seelen- wirkungen der äußern Empfindungen sind, zugleich durch seine blos thierische Kraft, §. 6. auch als eine Nervenwir- kung hervorbringt, §. 183. so fällt bey den Seelenwirkun- gen der Vorhersehungen in den mechanischen Maschinen diese Mitwirkung einer zwoten bewegenden Kraft zu ihren Bewegungen hinweg, und wenn von dieser besondre Ne- benwirkungen in der thierischen Oeconomie abhangen soll- ten, so fallen auch diese bey den Vorhersehungen hinweg, wenigstens hangen sie dann nicht von ihnen ab, sondern wären nur zufälliger Weise damit verbunden. Wenn al- so gleich eine Vorhersehung die Merkmale a, b, c, aus einer künftigen totalen äußern Empfindung in sich enthält, mit welchen in den mechanischen Maschinen künftig gewisse thie- rische Bewegungen verbunden seyn werden, die aber nicht Seelenwirkungen von den äußern Empfindungen a, b, c, sondern nur blos thierische Wirkungen (Nervenwirkungen §. 183.) des äußern sinnlichen Eindrucks, der dabey mit- wirken wird, seyn werden; so bringt sie doch diese blos thie-
rischen
der Vorherſehungen.
§. 244.
1. Der bloße aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven kann, in ſo fern er nicht empfunden wird, mithin auch nicht eingebildet werden kann, §. 233. N. 1. in der Seele keine Vorherſehung erregen. Alſo iſt auch ſeine Nerven- wirkung, als ſolche, nie zugleich eine Seelenwirkung von einer Vorherſehung, ehe ſie nicht die Seelenwirkung ſeiner Empfindung geweſen iſt. §. 239. 184. N. 1. Hingegen kann die Seele eine ſolche Nervenwirkung ſelbſt empfinden und ſich einbilden, §. 233. mithin ſie vorherſehen, §. 73. und dieſe Vorherſehungen koͤnnen Seelenwirkungen in den mechaniſchen Maſchinen haben.
2. Weil die Seelenwirkungen der Vorherſehungen in den mechaniſchen Maſchinen von denen, der wahren aͤu- ßern Empfindungen dasjenige verlieren, was bey dieſen der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven zu ihrer Voll- ſtaͤndigkeit und Staͤrke beytraͤgt, §. 239 240. dieſer Ein- druck aber oft eben die Bewegungen, welche die Seelen- wirkungen der aͤußern Empfindungen ſind, zugleich durch ſeine blos thieriſche Kraft, §. 6. auch als eine Nervenwir- kung hervorbringt, §. 183. ſo faͤllt bey den Seelenwirkun- gen der Vorherſehungen in den mechaniſchen Maſchinen dieſe Mitwirkung einer zwoten bewegenden Kraft zu ihren Bewegungen hinweg, und wenn von dieſer beſondre Ne- benwirkungen in der thieriſchen Oeconomie abhangen ſoll- ten, ſo fallen auch dieſe bey den Vorherſehungen hinweg, wenigſtens hangen ſie dann nicht von ihnen ab, ſondern waͤren nur zufaͤlliger Weiſe damit verbunden. Wenn al- ſo gleich eine Vorherſehung die Merkmale a, b, c, aus einer kuͤnftigen totalen aͤußern Empfindung in ſich enthaͤlt, mit welchen in den mechaniſchen Maſchinen kuͤnftig gewiſſe thie- riſche Bewegungen verbunden ſeyn werden, die aber nicht Seelenwirkungen von den aͤußern Empfindungen a, b, c, ſondern nur blos thieriſche Wirkungen (Nervenwirkungen §. 183.) des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, der dabey mit- wirken wird, ſeyn werden; ſo bringt ſie doch dieſe blos thie-
riſchen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0247"n="223"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Vorherſehungen.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 244.</head><lb/><p>1. Der bloße aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven<lb/>
kann, in ſo fern er nicht empfunden wird, mithin auch<lb/>
nicht eingebildet werden kann, §. 233. <hirendition="#aq">N.</hi> 1. in der Seele<lb/>
keine Vorherſehung erregen. Alſo iſt auch ſeine Nerven-<lb/>
wirkung, als ſolche, nie zugleich eine Seelenwirkung von<lb/>
einer Vorherſehung, ehe ſie nicht die Seelenwirkung ſeiner<lb/>
Empfindung geweſen iſt. §. 239. 184. <hirendition="#aq">N.</hi> 1. Hingegen<lb/>
kann die Seele eine ſolche Nervenwirkung ſelbſt empfinden<lb/>
und ſich einbilden, §. 233. mithin ſie vorherſehen, §. 73.<lb/>
und dieſe Vorherſehungen koͤnnen Seelenwirkungen in den<lb/>
mechaniſchen Maſchinen haben.</p><lb/><p>2. Weil die Seelenwirkungen der Vorherſehungen in<lb/>
den mechaniſchen Maſchinen von denen, der wahren aͤu-<lb/>
ßern Empfindungen dasjenige verlieren, was bey dieſen<lb/>
der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven zu ihrer Voll-<lb/>ſtaͤndigkeit und Staͤrke beytraͤgt, §. 239 240. dieſer Ein-<lb/>
druck aber oft eben die Bewegungen, welche die Seelen-<lb/>
wirkungen der aͤußern Empfindungen ſind, zugleich durch<lb/>ſeine blos thieriſche Kraft, §. 6. auch als eine Nervenwir-<lb/>
kung hervorbringt, §. 183. ſo faͤllt bey den Seelenwirkun-<lb/>
gen der Vorherſehungen in den mechaniſchen Maſchinen<lb/>
dieſe Mitwirkung einer zwoten bewegenden Kraft zu ihren<lb/>
Bewegungen hinweg, und wenn von dieſer beſondre Ne-<lb/>
benwirkungen in der thieriſchen Oeconomie abhangen ſoll-<lb/>
ten, ſo fallen auch dieſe bey den Vorherſehungen hinweg,<lb/>
wenigſtens hangen ſie dann nicht von ihnen ab, ſondern<lb/>
waͤren nur zufaͤlliger Weiſe damit verbunden. Wenn al-<lb/>ſo gleich eine Vorherſehung die Merkmale <hirendition="#aq">a, b, c,</hi> aus einer<lb/>
kuͤnftigen totalen aͤußern Empfindung in ſich enthaͤlt, mit<lb/>
welchen in den mechaniſchen Maſchinen kuͤnftig gewiſſe thie-<lb/>
riſche Bewegungen verbunden ſeyn werden, die aber nicht<lb/>
Seelenwirkungen von den aͤußern Empfindungen <hirendition="#aq">a, b, c,</hi><lb/>ſondern nur blos thieriſche Wirkungen (Nervenwirkungen<lb/>
§. 183.) des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, der dabey mit-<lb/>
wirken wird, ſeyn werden; ſo bringt ſie doch dieſe blos thie-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">riſchen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[223/0247]
der Vorherſehungen.
§. 244.
1. Der bloße aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven
kann, in ſo fern er nicht empfunden wird, mithin auch
nicht eingebildet werden kann, §. 233. N. 1. in der Seele
keine Vorherſehung erregen. Alſo iſt auch ſeine Nerven-
wirkung, als ſolche, nie zugleich eine Seelenwirkung von
einer Vorherſehung, ehe ſie nicht die Seelenwirkung ſeiner
Empfindung geweſen iſt. §. 239. 184. N. 1. Hingegen
kann die Seele eine ſolche Nervenwirkung ſelbſt empfinden
und ſich einbilden, §. 233. mithin ſie vorherſehen, §. 73.
und dieſe Vorherſehungen koͤnnen Seelenwirkungen in den
mechaniſchen Maſchinen haben.
2. Weil die Seelenwirkungen der Vorherſehungen in
den mechaniſchen Maſchinen von denen, der wahren aͤu-
ßern Empfindungen dasjenige verlieren, was bey dieſen
der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven zu ihrer Voll-
ſtaͤndigkeit und Staͤrke beytraͤgt, §. 239 240. dieſer Ein-
druck aber oft eben die Bewegungen, welche die Seelen-
wirkungen der aͤußern Empfindungen ſind, zugleich durch
ſeine blos thieriſche Kraft, §. 6. auch als eine Nervenwir-
kung hervorbringt, §. 183. ſo faͤllt bey den Seelenwirkun-
gen der Vorherſehungen in den mechaniſchen Maſchinen
dieſe Mitwirkung einer zwoten bewegenden Kraft zu ihren
Bewegungen hinweg, und wenn von dieſer beſondre Ne-
benwirkungen in der thieriſchen Oeconomie abhangen ſoll-
ten, ſo fallen auch dieſe bey den Vorherſehungen hinweg,
wenigſtens hangen ſie dann nicht von ihnen ab, ſondern
waͤren nur zufaͤlliger Weiſe damit verbunden. Wenn al-
ſo gleich eine Vorherſehung die Merkmale a, b, c, aus einer
kuͤnftigen totalen aͤußern Empfindung in ſich enthaͤlt, mit
welchen in den mechaniſchen Maſchinen kuͤnftig gewiſſe thie-
riſche Bewegungen verbunden ſeyn werden, die aber nicht
Seelenwirkungen von den aͤußern Empfindungen a, b, c,
ſondern nur blos thieriſche Wirkungen (Nervenwirkungen
§. 183.) des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, der dabey mit-
wirken wird, ſeyn werden; ſo bringt ſie doch dieſe blos thie-
riſchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/247>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.