men kann. d. A. 5 B. S. 672. 674. Ja, wenn man auch zugiebt, daß diese Zufälle in besagten Häuten selten Seelenwirkungen wahrer äußerer Empfindungen sind, so sind sie doch desto gewisser für Nervenwirkungen der äußern sinnlichen Eindrücke in die Nerven und Fleischfäserchen ih- rer Adern, Drüsen, und andrer zu ihnen gehöriger Thei- le zu halten, §. 183. wovon unten: §. 460 -- 465. 471. 522 -- 530.
Anmerkung. Aus diesen Gründen lassen sich viel- leicht die pathologischen Streitigkeiten wegen des Sitzes der Brustentzündungen am besten beylegen; da man der einen Parthey die Unempfindlichkeit des Brust- und Mittelfelles, an sich betrachtet, und der andern die Möglichkeit zugeben kann, daß gleichwohl in ihnen von schmerzhaften oder unschmerzhaften Ursachen Entzün- dungen entstehen und in jedem Falle große Schmerzen verursachen können. §. 184. Es giebt wahre Entzün- dungen des Brustfelles. d. A. 5 B. S. 672. 674. Al- lein einige nur entstehen von Schmerzen, andre nicht, sondern der Schmerz ist bey diesen nur eine Folge der Entzündung, welchen Unterschied Sarcone vortreff- lich beobachtet und gelehret hat. (Geschichte der Krankh. von 1764 in Neapel. 1 Th. §. 141. u. f.) Ein hef- tiger Schmerz in den größern Nerven, welche das Brustfell berühren, und sich den benachbarten Muskeln einverleiben, kann diese entzünden, und diese Entzün- dung erstrecket sich mit auf das Brustfell. So kann die erste Art der Entzündung des Brustfelles vom Schmerze entstehen. Ein unempfundener Reiz der kleinen Blut- gefäße des Brustfelles kann sie zusammenziehen, und in ihm Stockung und Entzündung veranlassen. Von die- ser Entzündung leiden die benachbarten größern Nerven, und so entsteht die Entzündung der letztern Art, von welcher der Schmerz nur die Folge ist.
§. 209.
N 4
der aͤußern Empfindungen.
men kann. d. A. 5 B. S. 672. 674. Ja, wenn man auch zugiebt, daß dieſe Zufaͤlle in beſagten Haͤuten ſelten Seelenwirkungen wahrer aͤußerer Empfindungen ſind, ſo ſind ſie doch deſto gewiſſer fuͤr Nervenwirkungen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in die Nerven und Fleiſchfaͤſerchen ih- rer Adern, Druͤſen, und andrer zu ihnen gehoͤriger Thei- le zu halten, §. 183. wovon unten: §. 460 — 465. 471. 522 — 530.
Anmerkung. Aus dieſen Gruͤnden laſſen ſich viel- leicht die pathologiſchen Streitigkeiten wegen des Sitzes der Bruſtentzuͤndungen am beſten beylegen; da man der einen Parthey die Unempfindlichkeit des Bruſt- und Mittelfelles, an ſich betrachtet, und der andern die Moͤglichkeit zugeben kann, daß gleichwohl in ihnen von ſchmerzhaften oder unſchmerzhaften Urſachen Entzuͤn- dungen entſtehen und in jedem Falle große Schmerzen verurſachen koͤnnen. §. 184. Es giebt wahre Entzuͤn- dungen des Bruſtfelles. d. A. 5 B. S. 672. 674. Al- lein einige nur entſtehen von Schmerzen, andre nicht, ſondern der Schmerz iſt bey dieſen nur eine Folge der Entzuͤndung, welchen Unterſchied Sarcone vortreff- lich beobachtet und gelehret hat. (Geſchichte der Krankh. von 1764 in Neapel. 1 Th. §. 141. u. f.) Ein hef- tiger Schmerz in den groͤßern Nerven, welche das Bruſtfell beruͤhren, und ſich den benachbarten Muskeln einverleiben, kann dieſe entzuͤnden, und dieſe Entzuͤn- dung erſtrecket ſich mit auf das Bruſtfell. So kann die erſte Art der Entzuͤndung des Bruſtfelles vom Schmerze entſtehen. Ein unempfundener Reiz der kleinen Blut- gefaͤße des Bruſtfelles kann ſie zuſammenziehen, und in ihm Stockung und Entzuͤndung veranlaſſen. Von die- ſer Entzuͤndung leiden die benachbarten groͤßern Nerven, und ſo entſteht die Entzuͤndung der letztern Art, von welcher der Schmerz nur die Folge iſt.
§. 209.
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der aͤußern Empfindungen.
men kann. d. A. 5 B. S. 672. 674. Ja, wenn man
auch zugiebt, daß dieſe Zufaͤlle in beſagten Haͤuten ſelten
Seelenwirkungen wahrer aͤußerer Empfindungen ſind, ſo
ſind ſie doch deſto gewiſſer fuͤr Nervenwirkungen der aͤußern
ſinnlichen Eindruͤcke in die Nerven und Fleiſchfaͤſerchen ih-
rer Adern, Druͤſen, und andrer zu ihnen gehoͤriger Thei-
le zu halten, §. 183. wovon unten: §. 460 — 465. 471.
522 — 530.
Anmerkung. Aus dieſen Gruͤnden laſſen ſich viel-
leicht die pathologiſchen Streitigkeiten wegen des Sitzes
der Bruſtentzuͤndungen am beſten beylegen; da man
der einen Parthey die Unempfindlichkeit des Bruſt- und
Mittelfelles, an ſich betrachtet, und der andern die
Moͤglichkeit zugeben kann, daß gleichwohl in ihnen von
ſchmerzhaften oder unſchmerzhaften Urſachen Entzuͤn-
dungen entſtehen und in jedem Falle große Schmerzen
verurſachen koͤnnen. §. 184. Es giebt wahre Entzuͤn-
dungen des Bruſtfelles. d. A. 5 B. S. 672. 674. Al-
lein einige nur entſtehen von Schmerzen, andre nicht,
ſondern der Schmerz iſt bey dieſen nur eine Folge der
Entzuͤndung, welchen Unterſchied Sarcone vortreff-
lich beobachtet und gelehret hat. (Geſchichte der Krankh.
von 1764 in Neapel. 1 Th. §. 141. u. f.) Ein hef-
tiger Schmerz in den groͤßern Nerven, welche das
Bruſtfell beruͤhren, und ſich den benachbarten Muskeln
einverleiben, kann dieſe entzuͤnden, und dieſe Entzuͤn-
dung erſtrecket ſich mit auf das Bruſtfell. So kann die
erſte Art der Entzuͤndung des Bruſtfelles vom Schmerze
entſtehen. Ein unempfundener Reiz der kleinen Blut-
gefaͤße des Bruſtfelles kann ſie zuſammenziehen, und in
ihm Stockung und Entzuͤndung veranlaſſen. Von die-
ſer Entzuͤndung leiden die benachbarten groͤßern Nerven,
und ſo entſteht die Entzuͤndung der letztern Art, von
welcher der Schmerz nur die Folge iſt.
§. 209.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/223>, abgerufen am 22.11.2024.
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