einigermaßen Gewalt thut. Dieß wird dadurch wahr- scheinlich, weil es der Natur der Seele gemäß ist, die in allem auf die Erhaltung des Körpers gleichsam abgerichtet ist, und nichts, was diesen beleidiget, angenehm findet. (Vergl. §. 196.)
§. 192.
Alle Nerven beseelter Thiere sind, so viel man weiß, wenigstens gegen einige äußere Eindrücke empfindlich. Mithin haben sie alle das Vermögen, wenigstens einige äußere Eindrücke sinnlich anzunehmen und sie bis ins Hirn- mark fortzupflanzen, wo sie sich in eine materielle äußere Empfindung verwandeln. §. 34. Die materiellen äußern Empfindungen sind thierische Seelenkräfte, §. 114. die in dem Ursprunge des Nerven, der empfunden hat, einen in- nern sinnlichen Eindruck machen, §. 121. welcher sich in jedem Nerven abwärts vom Gehirne fortpflanzen, §. 143. und, wenn er sich mechanischen Maschinen einverleibet, in ihnen Seelenwirkungen hervorbringen kann, §. 160. die unmittelbare äußere Empfindungen sind. §. 98. Solcher- gestalt sind alle mechanische Maschinen beseelter Thiere, de- nen sich Nerven einverleiben, wenigstens einiger unmittel- barer Seelenwirkungen äußerer Empfindungen schlechter- dings fähig, ob sie gleich vieler, durch natürliche oder an- dre Hindernisse, unfähig seyn können. §. 47. Da man nun von andern Vorstellungen und von den Begierden und Verabscheuungen, die sich nicht zunächst auf äußere Em- pfindungen beziehen, §. 66. 89. nicht bemerket, daß sich ihr Einfluß auf alle mit Nerven versehene mechanische Ma- schinen erstrecken sollte, vielmehr die meisten nur in einige, und manche in gar keine zu wirken scheinen, §. 79. so ist das Gebiet der Seelenwirkungen der äußern Empfindun- gen im Körper beseelter Thiere unter allen am weitesten ausgedehnet, und diejenigen mit Nerven versehenen mecha- nischen Maschinen, die am wenigsten von thierischen See- lenkräften beweget werden, sind doch einiger Seelenwirkun- gen von äußern Empfindungen fähig.
§. 193.
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
einigermaßen Gewalt thut. Dieß wird dadurch wahr- ſcheinlich, weil es der Natur der Seele gemaͤß iſt, die in allem auf die Erhaltung des Koͤrpers gleichſam abgerichtet iſt, und nichts, was dieſen beleidiget, angenehm findet. (Vergl. §. 196.)
§. 192.
Alle Nerven beſeelter Thiere ſind, ſo viel man weiß, wenigſtens gegen einige aͤußere Eindruͤcke empfindlich. Mithin haben ſie alle das Vermoͤgen, wenigſtens einige aͤußere Eindruͤcke ſinnlich anzunehmen und ſie bis ins Hirn- mark fortzupflanzen, wo ſie ſich in eine materielle aͤußere Empfindung verwandeln. §. 34. Die materiellen aͤußern Empfindungen ſind thieriſche Seelenkraͤfte, §. 114. die in dem Urſprunge des Nerven, der empfunden hat, einen in- nern ſinnlichen Eindruck machen, §. 121. welcher ſich in jedem Nerven abwaͤrts vom Gehirne fortpflanzen, §. 143. und, wenn er ſich mechaniſchen Maſchinen einverleibet, in ihnen Seelenwirkungen hervorbringen kann, §. 160. die unmittelbare aͤußere Empfindungen ſind. §. 98. Solcher- geſtalt ſind alle mechaniſche Maſchinen beſeelter Thiere, de- nen ſich Nerven einverleiben, wenigſtens einiger unmittel- barer Seelenwirkungen aͤußerer Empfindungen ſchlechter- dings faͤhig, ob ſie gleich vieler, durch natuͤrliche oder an- dre Hinderniſſe, unfaͤhig ſeyn koͤnnen. §. 47. Da man nun von andern Vorſtellungen und von den Begierden und Verabſcheuungen, die ſich nicht zunaͤchſt auf aͤußere Em- pfindungen beziehen, §. 66. 89. nicht bemerket, daß ſich ihr Einfluß auf alle mit Nerven verſehene mechaniſche Ma- ſchinen erſtrecken ſollte, vielmehr die meiſten nur in einige, und manche in gar keine zu wirken ſcheinen, §. 79. ſo iſt das Gebiet der Seelenwirkungen der aͤußern Empfindun- gen im Koͤrper beſeelter Thiere unter allen am weiteſten ausgedehnet, und diejenigen mit Nerven verſehenen mecha- niſchen Maſchinen, die am wenigſten von thieriſchen See- lenkraͤften beweget werden, ſind doch einiger Seelenwirkun- gen von aͤußern Empfindungen faͤhig.
§. 193.
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
einigermaßen Gewalt thut. Dieß wird dadurch wahr-
ſcheinlich, weil es der Natur der Seele gemaͤß iſt, die in
allem auf die Erhaltung des Koͤrpers gleichſam abgerichtet
iſt, und nichts, was dieſen beleidiget, angenehm findet.
(Vergl. §. 196.)
§. 192.
Alle Nerven beſeelter Thiere ſind, ſo viel man weiß,
wenigſtens gegen einige aͤußere Eindruͤcke empfindlich.
Mithin haben ſie alle das Vermoͤgen, wenigſtens einige
aͤußere Eindruͤcke ſinnlich anzunehmen und ſie bis ins Hirn-
mark fortzupflanzen, wo ſie ſich in eine materielle aͤußere
Empfindung verwandeln. §. 34. Die materiellen aͤußern
Empfindungen ſind thieriſche Seelenkraͤfte, §. 114. die in
dem Urſprunge des Nerven, der empfunden hat, einen in-
nern ſinnlichen Eindruck machen, §. 121. welcher ſich in
jedem Nerven abwaͤrts vom Gehirne fortpflanzen, §. 143.
und, wenn er ſich mechaniſchen Maſchinen einverleibet, in
ihnen Seelenwirkungen hervorbringen kann, §. 160. die
unmittelbare aͤußere Empfindungen ſind. §. 98. Solcher-
geſtalt ſind alle mechaniſche Maſchinen beſeelter Thiere, de-
nen ſich Nerven einverleiben, wenigſtens einiger unmittel-
barer Seelenwirkungen aͤußerer Empfindungen ſchlechter-
dings faͤhig, ob ſie gleich vieler, durch natuͤrliche oder an-
dre Hinderniſſe, unfaͤhig ſeyn koͤnnen. §. 47. Da man
nun von andern Vorſtellungen und von den Begierden und
Verabſcheuungen, die ſich nicht zunaͤchſt auf aͤußere Em-
pfindungen beziehen, §. 66. 89. nicht bemerket, daß ſich
ihr Einfluß auf alle mit Nerven verſehene mechaniſche Ma-
ſchinen erſtrecken ſollte, vielmehr die meiſten nur in einige,
und manche in gar keine zu wirken ſcheinen, §. 79. ſo iſt
das Gebiet der Seelenwirkungen der aͤußern Empfindun-
gen im Koͤrper beſeelter Thiere unter allen am weiteſten
ausgedehnet, und diejenigen mit Nerven verſehenen mecha-
niſchen Maſchinen, die am wenigſten von thieriſchen See-
lenkraͤften beweget werden, ſind doch einiger Seelenwirkun-
gen von aͤußern Empfindungen faͤhig.
§. 193.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/210>, abgerufen am 03.12.2024.
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